16. Kapitel

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Wie geplant machte ich mir nicht die Mühe am Sonntagmorgen mich anzuziehen. Ich aß kurz etwas Cornflakes, putzte meine Zähne und verkroch mich dann wieder in meinem Bett.
Leise sang ich ein trauriges Lied, da es zu meiner Stimmung paaste. Nach einer Weile stand ich auf und öffnete mein Fenster. Frische Luft strömte in den Raum und ein leichter Wind fuhr mir sanft durch die Haare. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, dann nahm ich das leise Prasseln wahr.
Erst wunderte ich mich, dann wurde mir klar, dass es regnete.
Zögerlich streckte ich meine Hand aus dem Fenster und streckte sie so weit raus, bis ich einen Tropfen auf meiner Handfläche spürte. Ich lehnte mich weiter aus dem Fenster und spürte nun viele kleine Tropfen auf meiner Handfläche und meinem Unterarm.
Das Gefühl war angenehm, ich mochte es.

Wie lange ich dort so stand und die Tropfen intensiv wahr nahm, wusste ich nicht. Aber als ich das Klingeln meiner Haustür hörte, zuckte ich ziemlich zusammen. Ich drehte meinen Kopf in Richtung Flur, hörte aber nicht, wie jemamd versuchte aufzuschließen.
Chanyeol konnte auch gar nicht aufschließen, darauf hatte ich geachtet.
Es klingelte weiter und ich seufzte genervt. Ich stieß mich vom Fenster ab und ging mit vorsichtigen Schritten zur Haustür.
''Ja? Wer ist da?''
Keine Antwort, also konnte es nicht Chanyeol sein.
In dem Moment klingelte es wieder und ich zuckte automatisch zusammen.
Mit meinen Händen suchte ich meine Anlage und drückte auf einen Knopf, dass ich mit demjenigen, der unten war, kommunizieren konnte.
''Wer ist da?'', sprach ich hinein und wartete auf eine Antwort.
''Baek, mein Schatz, wir sind's'', ertönte die Stimme meiner Mutter und ich stutzte. Normalerweise kündigten sich meine Eltern an.
Ohne noch etwas zu sagen, drückte ich auf den Knopf, dass sie ins Treppenhaus konnten. In der Zeit in der sie hochgingen, schloss ich meine Tür auf um sie zu empfangen.

''Wieso kommt ihr so plötzlich'', fragte ich verwirrt nachdem wir uns ausgiebig begrüßt hatten.
''Plötzlich? Wir wollten uns ja ankündigen und haben es auch versucht, aber du ignorierst uns ja'', erwiderte meine Mutter und ich zog meine Augenbrauen hoch.
Ich hatte ganz vergessen, dass mein Handy noch auf stumm war.
''Oh... tut mir Leid..'', murmelte ich und hoffte, dass sie nicht weiter nachfragten. Notfalls musste ich über Chanyeol reden und das wollte ich momentan nicht.
Aber sie fragen nicht.

Meine Mutter machte uns allen Kaffee und mein Vater und ich setzten uns in der Zeit ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf mein Sofa und spürte, wie es neben mir etwas einsenkte, als mein Vater sich neben mich setzte.
Er erkundigte sich etwas nach meiner Woche, bis meine Mutter ins Zimmer kam und etwas auf den Wohnzimmertisch abstellte. Recht schnell verbreitete sich ein intensiver Kaffeegeruch im Raum und ich liebte den Geruch.
Auch meine Mutter schien sich zu setzen.
Mein Vater gab mir die Kaffeetasse in meine ausgestreckte Hand und meine kalten Finger legten sich um die heiße Tasse.

Meine Eltern redeten über ihre Woche und stellten viele Fragen über meine Woche. Stolz erzählte ich, dass ich mit dem Bus gefahren war und wie gut alles gelaufen war. Dann erzählte ich natürlich noch von dem Blindenhund und selbst meine Eltern klangen ziemlich aufgeregt und waren neugierig. In ihrer Wohnung waren Tiere verboten und so wuchs auch ich ohne einen Hund auf. Ich wollte immer einen haben und auch meine Eltern wollten einen, aber der Vermieter blieb stur.
Sofort versicherten sie mir, sie würden mir bei anfallenden Kosten helfen und vorher mit mir zum Arzt gehen wegen dem Allergietest.
Es freute mich, dass sie mich so unterstützten und ich vergaß sogar Chanyeol für eine Weile.

Nachdem wir aufgetrunken hatten, herrschte eine Stille und ich spürte die Anspannung, konnte sie aber nicht deuten.
Ich rutschte etwas auf meinem Platz herum und zögerte. ''Ist irgendwas?''
Mein Vater räusperte sich. ''Naja, wir haben ein paar Geschenke für dich. Wir haben Geld zusammengelegt. Aber nicht nur wir, auch Freunde und Verwandte.''
Neugierig richtete ich mich auf, als mein Vater aufstand und seine Schritte sich entfernten. ''Ich geh es kurz aus dem Auto holen.''
Mit meiner Mutter saß ich nun auf der Couch und ich hatte das Gefühl zu platzen vor lauter Neugierde. Ich drehte mein Gesicht in ihre Richtung. ''Was ist es denn?''
Sie rutschte neben mich und strich mir sanft über die Wange. ''Lass dich überraschen, es wird dir gefallen.''
Das half nun überhaupt nicht und ich seufzte.
''Du bist immer noch so ungeduldig... als Mann solltest du diese Eigenschaft ablegen'', ermahnte meine Mutter mich neckend und ich streckte ihr die Zunge raus.

Als ich hörte, wie mein Vater wieder rein kam, biss ich mir auf die Unterlippe und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Ich achtete auf jedes noch so kleine Geräusch, das aus seiner Richtung kam.
Es klang so, als würde er einen Karton aufschneiden und etwas auspacken.
Unbewusst beugte ich mich nach vorne und zog konzentriert meine Augenbrauen zusammen.

''Hier bitte. Den Rest kannst du auspacken.''
Mit diesen Worten drückte mein Vater mir einen schmalen Karton in die Hände.
Vorsichtig fuhr ich über den Karton, legte den Kopf leicht schief und versuchte etwas zu erfühlen. Es war kein sehr großer Karton, doch ich fand etwas, wie ich ihn öffnen konnte.
Langsam zog ich den Inhalt heraus und jemand nahm mir den Karton ab. Meine gesamte Konzentration galt nun dem kühlen und flachen Gegenstand in meinen Händen.
Verwirrt betastete ich es, doch ich kam einfach nicht darauf, was es sein könnte.
''Was ist das?''
''Du kannst es aufklappen.'' Mehr Infos bekam ich nicht, also fuhr ich mit meinen Fingerspitzen die Kante entlang und fand eine Unregelmäßigkeit, an der ich den Gegenstand aufklappen konnte.
Nun war mir klar, was es war.
''Ein Laptop?''
''Aber nicht irgendeiner'', widersprach mein Vater.
In dem Moment fuhren meine Hände über die Tasten und die Tasten waren keine normalen. Auf ihnen waren Punkte und nach einem Moment erkannte ich die Brailleschrift.
Mein Gesichtsaudruck musste sich verändert haben, denn meine Eltern lachten und mein Vater begann mich darüber aufzuklären.
Der Laptop war extra für Sehbehinderte. Er hatte eine Sprachfunktion, also konnte ich ihn mit Sprachbefehlen steuern und er las alles vor. Er hatte noch mehr coole Extrafunktionen und ich war begeistert!
Ich bedankte mich bestimmt 100 mal, doch dann sagte mein Vater, dass das noch nicht alles wäre und ich stutzte.
Ob ich noch mehr bekommen würde? Aber ich hatte keine Idee was er meinen könnte.

''Deine Wohnung wird mit neuer Technik ausgestattet. Dann kannst du hier alles über deine Stimme machen. Du kannst die Heizung an und ausmachen, den Herd bedienen, sämtliche andere Dinge bedienen und durch die Sprachfunktion kannst du auch nach dem Wetter fragen, auch die Uhrzeit wird dir gesagt. Du kannst auch normal reden und dir Witze erzählen lassen oder ander Konversationen führen. Mittlerweile ist die Technik echt weit. Das muss aber alles noch installiert werden. Dafür kommt jemand die Woche. Ich rufe dich dann nochmal an und dann komme ich mit dem.''
Ich weitete meine Augen während ich ihm zuhörte und konnte meinen Mund gar nicht mehr schließen.
Ehrlich gesagt kämpfte ich sogar mit den Tränen, weil ich so glücklich war.

Am frühen Abend gingen meine Eltern wieder. Mein Vater hatte mir meinen Laptop eingerichtet und meine Mutter konnte es nicht lassen, aufzuräumen.
Ich war beiden sehr dankbar und wusste gar nicht, wie ich das wieder gut machen sollte.

Den ganzen Abend lang beschäftigte ich mich noch mit meinem neuen Laptop und fand Onlinespiele, die man nur mit der Stimme spielte, ich musste nichts sehen und damit vergaß ich völlig die Zeit und auch an Chanyeol dachte ich nicht mehr.

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𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt