55. Kapitel

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Wie geplant zog ich wieder in meine eigene Wohnung. Chanyeol schien gekränkt zu sein, doch ich wollte ihn nicht ablenken. Und dadurch, dass er nun nicht mehr durchgehend bei mir war, gestaltete ich meine neue Freizeit anders und widmete mich mehr dem Singen. Es war nach wie vor meine größte Leidenschaft. Und wenn ich es mir leisten konnte, würde ich gerne wieder Gesangsstunden nehmen.

Wenige Tage später, erzählte ich meinem Trainer davon und er sagte mir, dass es einen Chor gäbe, dem ich mich anschließen könnte. Begeistert von der Idee, nickte ich schnell und ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
Er half mir, mich dort anzumelden und schon ein Tag drauf war das erste Treffen.
Etliche Male bedankte ich mich bei ihm und war schon gespannt auf den nächsten Tag.

Am Abend telefonierte ich mit Chanyeol und berichtete davon.
"Dann musst du mir morgen sagen, wie es war."
Auch wenn er es nicht sehen konnte, nickte ich. "Auf jeden Fall."
Im weiteren Gespräch gestand er, dass er mich vermisste und es schade fand, dass ich nicht mehr bei ihm wohnte. Andererseits war er auch nervös wegen den anstehenden Prüfungen. Aufmunternd sagte ich, dass er es schaffen würde, schließlich war er unglaublich fleißig und intelligent. Er würde das mit links schaffen, da war ich mir sicher.
Trotzdem wollte er weiterlernen, weshalb wir schon bald auflegten.

Um ausgeruht für morgen zu sein, ging ich früh schlafen.
Es war ungewohnt nach der Zeit wieder alleine zu sein und sich das Bett nicht zu teilen. Ich sehnte mich nach Chanyeol's warmen Körper und seinen starken Armen, die mir böse Träume im Schlaf fernhielten. Ich fühlte mich sehr sicher bei ihm. Um ehrlich zu sein zog sich mein Magen leicht zusammen, wenn ich daran dachte, was mir hier in meiner eigenen Wohnung zugestoßen ist. Andererseits waren die Verantwortlichen jetzt hinter Gitter. Ich klammerte mich an diesen Gedanken. Andernfalls würde ich vermutlich durchdrehen.
Zum Glück gab es ja auch noch Emma, ich hatte diese Anlage echt vermisst.

Am nächsten Tag begleitete mich mein Trainer netterweise zu dem Raum, in dem der Chor sich traf. Dort wurde jeder aufgenommen, was ich erst toll fand, doch später nicht mehr. Im Chor fielen mir dann die vielen schiefen Stimmen auf, die ich als seh störend und unangenehm empfand.
Trotzdem musste ich zuerst einmal vorsingen. Was mein Sing-Talent anging war ich eigentlich immer recht selbstbewusst gewesen.
Die Leiterin des Chors lobte mich auch, wodurch ich mich bestätigt fühlte. Dazu fügte sie noch, dass sie schon lange nicht mehr so eine schöne Stimme dabei hatte. Ihr fiel es auch direkt auf, dass ich schon mal Gesangsstunden genommen hatte. Verlegen senkte ich den Blick. Bis heute war mir der Gedanke furchtbar unangenehm, jemanden versehentlich an die falsche Stelle zu gucken oder so. Gerade bei Frauen.
Alles in allem machte der Chor aber viel Spaß - wenn man die mit den hässlichen Stimmen ignorierte.

Am Abend erzählte ich wieder Chanyeol davon und lächelte währenddessen glücklich in die Dunkelheit. Er freute sich für mich und ich sehnte mich nach ihm.
Während wir uns unterhielten, schmiegte ich mich in meine Decke, schloss meine Augen und stellte mir vor, er wäre gerade bei mir. Das klappte nicht so ganz und mir kam die Entfernung nur noch ferner vor.
Ich tröstete mich damit, dass ich jetzt arbeitete und in einen Chor ging. Chanyeol hatte sowieso keine Zeit, schließlich hatte er seine Prüfungen und ich würde ihn nur stören.

-

Chanyeol hatte in 2 Tagen seine letzte Prüfung. Meine Stunden bei der Firma wo mein Vater auch arbeitete, wurden erhöht und auch im Chor lief alles hervorragend. Die Chorleiterin fand meine Stimme und Fähigkeiten so gut, dass ich sogar ein Solo bekam.
Und schon in zwei Wochen hatten wir einen Auftritt. Diesem fieberte ich schon entgegen, seit dem ich davon erfahren hatte. Auch in der Blindenführhundschule verbrachte ich viel Zeit mit meinem zukünftigen Hund.

Auf meiner Arbeit sollte ich bald schon in Teilzeit arbeiten. Ab nächstem Monat 25 Stunden die Woche. Auch darauf freute ich mich schon, da meine Kollegen und mein Chef sehr freundlich waren. Ich war erleichtert, dass ich alles gut unter einen Hut bekam, ohne Stress.
Auch im Blindenzentrum war ich nicht mehr so viel. Dort war ich hauptsächlich um die Brailleschrift weiter zu lernen und zu schreiben. Ich wurde in bestimmte Programme für Blinde eingearbeitet, damit ich mich im Berufsleben besser zurechtfand. Obwohl das schon sehr gut klappte. In dem Unternehmen hatte ich eigentlich kaum Probleme und ich kam mit der ganzen Technik besser zurecht als erwartet. Es machte mich auch unheimlich stolz, nicht so abhängig von anderen zu sein und fremder Hilfe. Selbstständig erledigte ich meine Aufgaben und bekam auch Lob dafür.

𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt