18. Kapitel

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Bis mein Wecker klingelte schlief ich ruhig durch, dann dröhnte ein Klingeln zu mir durch, welches mich auf aufweckte.
''Emma, mach den Wecker aus..'', murmelte ich verschlafen.
Das Klingeln hörte auf, nachdem es mir einfache Fragen stellte. Bis ich diese beantwortet hatte, gab der Wecker keine Ruhe. Aber das fand ich gut an dem System, es hätte den Wecker auch einfach ausstellen können, aber durch die Fragerei war ich gezwungen zu antworten und wurde wach.
''Okay, okay, jetzt bin ich wirklich wach. Danke, Emma'', sagte ich und setzte mich auf um mich zu strecken.

Während ich aufstand, machte ich das Radio über die Sprechanlage an und da dieses in der Küche stand, half es mir recht gut dabei, mich zu orientieren.
In der Küche angekommen legte ich eine Hand an die Schränke und fuhr über die Punkte. Ich war noch sehr langsam im Lesen, aber einzelne Wörter gingen mittlerweile recht gut.
Demnach fand ich auch schnell die Müslipackung und eine Schale. Aus dem Kühlschrank erkannte ich die Milch nur an der speziellen Verpackung. Einen Finger steckte ich etwas in die Schale während ich die Milch eingoss und als diese meinen Finger berührte, stoppte ich und stellte sie zurück. Letztendlich nahm ich nur noch einen Löffel und setzte mich damit hin.
Wie jeden Morgen war ich recht stolz, dass alles so gut klappte und verglich mich damit, wie ich das anfangs gemacht habe. Als ich es zum ersten Mal alleine gemacht habe, hatte ich einiges verschüttet.

Pünktlich, als ich fertig war, klingelte es.
Schnell griff ich nach dem Blindenstock und ging zur Haustür hinaus.
Abschließen war noch etwas schwierig, ich traf erst nach mehreren Anläufen das Schlüsselloch, aber auch das wurde ganz langsam besser.
Eine Hand legte ich auf das Geländer der Treppe und mit der anderen hiet ich den Stock vor mich. Ich fühlte mich sicher und da ich den Weg eigentlich täglich ging, war ich auch recht schnell unten.
Direkt an der Haustür erwartete mich schon jemand. Mein Trainer war heute nicht dabei, aber ich war mir sicher, dass ich es auch ohne ihn hinkriegen würde.
Der Mann, begrüßte mich freundlich und seine Stimme kam mir bekannt vor.
Leicht lächelte ich in seine Richtung und nickte zur Begrüßung.
Er half mir in den Reisebus einzusteigen und bugsierte mich zu einem freien Platz.
In dem Bus war es stickig, es roch staubig und die Luft stand. Es war ziemlich warm, doch ich verzog keine Miene und setzte mich einfach.
Neben mir saß keiner, was mich nicht wirklich störte. Der Bus fuhr los und das laute Motorengeräusch vertrieb die Stille.
Vom Busfahren wurde ich immer schläfrig. Wie auch jetzt gähnte ich ungewollt und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Sie vibrierte und das vibrieren übertrug sich auf meinen Kopf, was mich schmunzeln ließ. Dennoch schloss ich meine Augen und döste vor mich hin.
Zwischendurch blieben wir noch zwei Mal stehem um weitere Blinde abzuholen. Dann saß auch jemand neben mir, aber ich wollte kein Gespräch anfangen und hoffte einfach, dass mein Sitznachbar anfangen würde zu reden.

Etwa eine Stunde später kamen wir an und mein Nachbar hatte wirklich noch ein wenig geredet, aber mehr als Name und seit wann wir blind waren, wurde nicht besprochen. Er war mir unsympathisch. Warum konnte ich nicht sagen. Manchmal wusste ich einfach direkt ob ich mit jemanden klar kommen würde oder nicht.

Die Wanderung war auch noch schöner als gedacht. Es war angenehm durch den Wald zu laufen und die Vögel zwitschern zu hören. Es roch typisch nach Wald, Natur, Erde und frisch gemähtem Gras. Ich liebte den Geruch und die ganze Zeit war ein glückliches Lächeln im Gesicht.
In meinem Kopf war ein Bild von einem wolkenlosen, hellblauen Himmel, an dem nur die Sonne hell leuchtete, einem dichten Wald mit großen, grünen Bäumen, bunten Blumen am Rand des Weges und ab und zu einer Bank.
''Wie gerne ich das jetzt sehen würde'', seufzte jemand neben mir und sprach meinen Gedanken aus.
''Das wäre toll'', stimmte ich ihm zu und ich fühlte mich verstanden. Jemand, der das selbe Problem wie ich hatte. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr einsam.

Vorne fing jemand an zu reden und wir schienen tiefer in den Wald zu gehen, denn es wurde etwas kühler und roch etwas feucht, nicht mehr so trocken und nach Gras.
Die Männerstimme erklärte uns was zu dem ältesten Baum in diesem Wald. Interessiert hörte ich zu und eine unserer Begleitpersonen forderte uns auf, unseren Arm auszustrecken. Ich tat wie befohlen und wartete einfach.
Dann spürte ich eine Hand an meiner Schulter, die mich vorsichtig in eine Richtung zog, zögerlich ließ ich mich ziehen.
''Strecken Sie jetzt nochmal richtig den Arm aus.''
Als ich es tat, stießen meine Finger gegen etwas hartes und instinktiv machte ich einen kleinen weiteren Schritt nach vorne und legte meine ganze Handfläche auf die Rinde des Baumes.
Es war erstaunlich, wie ich jede kleine Unregelmäßigkeit wahr nahm.

𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt