Die Woche verging quälend langsam, auf dem Weg zum Zentrum und wieder zurück wurde ich begleitet, doch ich hörte die Schritte nicht mehr. Trotzdem wollte ich mich nicht beruhigen oder entspannen. Egal wohin ich ging, immer war ich in Begleitung. Das Haus durfte ich nicht ohne besonderen Grund verlassen, Chanyeol rief mich jeden Tag an, doch ich hätte ihn viel lieber bei mir gehabt. Seine Stimme ließ ihn mich nur noch mehr vermissen, doch er litt auch. Er sprach es nicht aus, aber ich hörte es aus seiner Stimme heraus und spürte es auch.
Dann kam der Tag, der einiges veränderte.
Die Polizei nahm Chanyeol's Eltern fest, da sie kein Alibi für den Abend hatten und ein Motiv hatten. Yeojin wurde ebenfalls verhaftet, nachdem sie wieder in Seoul war. Die Polizei fand ihren plötzlichen Kurztrip nach Jeju verdächtig, vor allem, da sie auch ein Motiv hatte und zurzeit nicht die schönste Reisezeit für Jeju war. Natürlich hatte Yeojin tolle Ausreden und ihr Alibi war echt. Dennoch gehörte sie zu den Hauptverdächtigen.
Bisher gab keiner die Tat zu und Chanyeol verlor kein Wort darüber. Oder nur so viel, wie nötig. Gerne würde ich ihn fragen, wie er sich fühlte. Obwohl er so ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, waren es seine Eltern, die jetzt verhaftet wurden. Doch selbst meine Eltern mieden das Thema. Keiner sprach darüber.Immerhin schien Chanyeol die Situation nicht mehr als lebensgefährlich einzuschätzen, denn als ich am Freitag darauf wieder zu der Stelle ging, an dem das Auto der Polizei sonst wartete um mich abzuholen, stand dort nun ein anderes. Zuerst blieb ich argwöhnisch stehen, als ich ein anderes Motorengeräusch hörte, dann erkannte ich, dass es sich so anhörte wie das Modell, das Chanyeol fuhr. In dem Moment wurde das Auto ausgemacht und eine Autotür ging auf, nur um daraufhin wieder geschlossen zu werden.
Noch immer stand ich argwöhnisch da und das Wissen, dass ich in einer kleinen Nebengasse war, machte all das nicht besser.
Doch dann nahm ich die vertraute Stimme meines Freundes wahr. "Baekhyun."
"Chanie!", freute ich mich laut und meine Starre löste sich, sofort machte ich ein paar Schritte auf ihn zu, doch ich konnte seinen Standort noch nicht zu 100 Prozent ausfindig machen.
Seine langen Beine kamen mir entgegen und seine Arme umschlossen mich. Mein Gesicht schmiegte ich an ihn, während ich tief einatmete und seinen Geruch aufsog. Wie lange hatte ich ihn jetzt nicht gesehen? Ich hatte ihn so vermisst! Nur seine Stimme zu hören reichte definitiv nicht.
"Ich habe dich so vermisst", gestand Chanyeol leise und sprach damit auch meine Gedanken aus.
"Und ich dich erst!"
Eine gefühlte Ewigkeit standen wir noch da und umarmten uns, bis er sich langsam von mit löste und stattdessen meine Hand ergriff. "Lass uns fahren. Wir sollten uns trotz allem nicht zu lange draußen aufhalten."
Betrübt nickte ich und er führte mich auf die Beifahrerseite seines Autos und öffnete mir die Tür.
Während meine Hände im dunklen Innenraum nach meinem Anschnaller suchten, lief Chanyeol ums Auto herum und schnallte sich selber an.
Mein Anschnaller rastete zeitgleich ein, als Chanyeol den Motor startete.Wir fuhren direkt zu ihm durch und ich freute mich, meiner überfürsorglichen Mutter ein paar Tage zu entkommen. Seine Wohnung roch so gut nach ihm und ich fühlte mich schon wie Zuhause. Zumindest fühlte ich mich hier wohler und mehr Zuhause als in meinem Elternhaus. Aber wo Chanyeol war, war ich auch Zuhause.
Bis zum Nachmittag redeten und kuschelten wir viel. Seine Couch war groß und wirklich bequem, doch ich zog es dennoch vor, in Chanyeol's Armen zu liegen oder direkt auf ihm.
Minutenlang küssten wir uns leidenschaftlich und ich genoss das Prickeln auf meiner Haut. Seine Lippen fühlten sich so gut und richtig an auf meinen. Ich wurde süchtig nach ihnen. Eigentlich war ich schon seit Jahren süchtig nach ihnen.
Wir wurden intensiver und auch intimer, dennoch stoppte Chanyeol irgendwann sanft und beendete unser Rumgemache, bevor es wirklich losging.
Verwirrt, etwas falsch gemacht zu haben, zog ich meine Augenbrauen zusammen und machte einen Schmollmund.
Leise lachte Chanyeol und nahm mich in den Arm. "Glaub mir, ich würde gerade nichts lieber tun als mit dir zu schlafen oder einfach weiter zu machen allgemein..."
"Aber?", hakte ich noch immer verwirrt nach. Seine Hand fuhr sachte durch meine Haare und ich entspannte mich ohne es bewusst wahrzunehmen.
"Wir bekommen gleich Besuch."
Kurz hielt ich die Luft an. "Wen?"
"Ich dachte, du könntest etwas Ablenkung gebrauchen. In letzter Zeit passiert so viel Scheiße", meinte Chanyeol und wich gekonnt meiner Frage aus. Seine Stimme hörte sich so weit weg an. Instinktiv schmiegte ich mich mehr an ihn ran. "Es wird wieder besser werden."
"Natürlich. Ich werde alles dafür tun, dass du wieder in Sicherheit bist und ohne Angst raus gehen kannst." In seiner Stimme schwang eine Entschlossenheit und Härte mit, die ich nicht von ihm gewohnt war. Auch wenn sie nicht mir galt, spürte ich einen kurzen, schwachen Schauder.
Wenige Minuten lagen wir noch schweigend dort, bis Chanyeol laut seufzte und aufstand. "Hilfst du mir beim Kochen?"
Schnell setzte ich mich auf und nickte. "Gerne. Was willst du denn kochen?"
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𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]
ФанфикChanyeol x Baekhyun (complete) Durch einen tragischen Unfall verlor Baekhyun seine Sehkraft. Von heute auf morgen sah er nur noch schwarz. Er konnte nicht einmal mehr hell von dunkel unterscheiden. Völlig verzweifelt und hilflos ist er diesem neuen...