Jeden Morgen

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-Henning
,,Uff... Wir haben uns in der siebten Klasse auf'm Gymnasium kennengelernt. Kannst du dir ja selber zusammenreimen, wie lange das ist." Ich lächle sie von der Seite an. ,,Und ja, ich bin verdammt froh, sie zu haben. Sie sind meine besten Freunde. Und ich liebe sie beide auf diese freundschaftliche Weise. Sie sind wie Brüder für mich. Erst recht mit der Musik.... Sie hat uns noch mehr zusammengeschweißt." Ich werde leicht melancholisch und denke an alte Erinnerungen zurück: Wie wir auf der Uniwiese gespielt haben, wie Sevi immer Anschiss dafür bekommen hat, dass ich Ärger gemacht habe, wie wir uns bei unserer Englischlehrerin eingeschleimt haben... ,,Und nein, wir hatten keinen Damenbesuch... Ich glaube, der Pulli gehört irgendeinem der Jungs von Von Wegen Lisbeth, aber ich weiß es eigentlich auch nicht.", meine ich und lache verlegen, erkenne aber, dass sie leicht eifersüchtig ist.

-Alice
"Es ist schwierig, so tolle Freunde zu finden, die auch für den Rest deines Lebens an deiner Seite bleiben. Nachdem wir umgezogen sind, musste ich viele Freunde verlassen und es ist, aber das weißt du sicherlich auch, ziemlich schwer, neu anzufangen. Aber ich bin froh, hier zu sein. Sonst hätten wir uns ja nie kennengelernt, nicht?" Ich lächle ihn an und seine Augen funkeln durch die langsam untergehende Sonne. Sind wir schon so lange unterwegs? Er sieht in diesem Licht wunderschön aus und ich kann meine Augen nicht vom ihm lassen. "Von den Lisbeths? Na gut. Wenn du das sagst, dann wird es schon stimmen." Ich merke, wie ich langsam müde werde. Das wird man nun mal, wenn man so viel heult. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter. Sein Shirt riecht ein wenig nach Rauch und ich frage mich, warum es mir bei ihm nichts ausmacht. Ich starre an die Wand und greife nach seiner Hand. Wieder. Allein das gibt mir so viel Geborgenheit.

-Henning
Ich drücke ihr Hand und lausche auf ihren Atem an meinem Hals. Meine andere Hand streicht über ihre Hüfte und ohne es zu merken, verliere ich mich in meinen Gedanken. Ja... Ohne das sie umgezogen wäre, hätten wir uns nie kennengelernt. Sie keucht überrascht auf. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hand immer weiter nach oben gewandert ist und nun unter ihrem Shirt liegt und ihren Bauch streichelt. ,,Sorry...", brumme ich und ziehe meine eine Hand zurück. Ich bin so ein Idiot.

-Alice
Ein wenig verdutzt schaue ich ihn an. Er zuckt mit dem Mundwinkel und ein kleines Grübchen lässt sich erahnen. "Ist schon okay." sage ich und lege meinen Kopf wieder an seiner Schulter ab. Ich spüre, wie sich sein Körper auf- und absenkt. Wir träumen beide vor uns hin, bis sich draußen ein Schlüssel in der Tür dreht. Ich zucke zusammen.

-Henning
Ich zucke ebenfalls zusammen. ,,Hallo?", Frage ich und es kommt ein Wuschelkopf an der Ecke zum Flur zum Vorschein. Alice verkrampft sich. Sie ist gerade dabei , von mir abzuweichen und mir ihre Hand zu entziehen, als ich sie sanft auf meine Schulter zurückdrücke. ,,Hey Tim.", meine ich lächelnd. Dieser erwiedert mein Lächeln und hebt für Alice grüßend die Hand. ,,Die anderen außer Christopher wollen bei Ferdi schlafen, aber ich muss morgen früh zur Arbeit, deswegen bin ich wiedergekommen. Lasst euch nicht stören, ich gehe jetzt gleich ins Bett, ich bin hundemüde." ,,Schlaf gut.", meint Alice und nickt ihm zu. Ich sage Tim auch noch Gute Nacht, dann verschwindet er in sein Zimmer und Alice entspannt sich wieder. Kurze Zeit später sind wir beide tief und fest eingeschlafen.

[3.Tag]
-Alice
Ein Handy klingelt und ich werde wach. Es ist natürlich meins. Mein Vater hat schon 4 Mal angerufen. Du bist am Arsch. Ich bewege mich ganz langsam, um Henning nicht zu wecken, schnappe mir die Decke, die am Rande des Sofas liegt und Decke ihn zu. Er sieht so unschuldig aus, wenn er schläft. Ich schleiche über das Parkett zur Tür. Ich schnappe mir schnell meine Schuhe und meine Jeansjacke und gehe zur Tür hinaus. Unten schmeiße ich noch eine kleine Nachricht für Henning in den Briefkasten und rufe dann meinen Vater zurück. Es ist schon 20 Uhr. Scheiße! Während ich mich auf den Heimweg mache und mein Vater mir auf schwedisch zu erklären versucht, dass es nicht so gut ist, so lange alleine durch die Stadt zu stapfen, vor allem, wenn man so aussieht wie ich.. wenn man so aussieht wie ich, durchfährt mich die Kälte.
Angekommen. Ich werfe meinen Eltern ein verkrampftes Lächeln zu. "Alles gut. Ich bin heil angekommen, siehst du?" Ich verziehe mich in mein Zimmer und begrabe mein Lächeln im Kissen.

-Henning
Der Morgen graut. Es ist höchstens 4 Uhr, als ich meine Augen öffne und das Erste, was ich bemerke, ist , dass Alice nicht mehr da ist. Ich schaue in der ganzen Wohnung nach ihr, danach renne ich auf die Straße. FUCK Es ist extrem kalt draußen. Ich gehe wieder rein, doch bevor ich die Eingangstür ansteuere, bemerke ich die Ecke eines Zettels, der aus dem Briefkasten lukt. Ich zerre das Stück Papier heraus und lese es begierig:,,Hey du. Die Nachricht hier ist für Henning: Ich musste weg, meine Eltern haben sich Sorgen gemacht. Melde dich bitte bei mir. Alice aka das schönste Mädchen der Welt.
PS du siehst extrem süß aus, wenn du schläfst. :3" Ich atme erleichtert auf gehe nun endlich rein, um mich wieder aufzuwärmen und mache mir einen Kaffee. Nachdem dieser nun schwer in meinem Magen liegt, wandere ich nach draußen und rauche ein Zigarette. Und ich fülle in Sekunden meinen Bauch mit Kaffee und Zigarettenrauch. Und dann geh ich, weil mich irgendwas treibt, auch wenn ich weiß, dass mein Kopf noch lange liegen bleibt. ,,Ich will nicht jeden Morgen von neuem letzte Nacht bereuen. Ich würd viel lieber jeden Morgen von neuem.... Von dir träumen.", singe ich lauthals und muss sofort an Alice denken. Ich beschließe , mir diese Songzeilen zu merken und später aufzuschreiben.

-Alice
4 Uhr morgens. Die Kälte strömt durch mein offenes Fenster, aber die Kraft, das Fenster zu schließen, fehlt mir. Ich habe kaum geschlafen und beschlossen, dass ich wach bleibe. Ich könnte schreien. Ich schrei zu Haus gegen die Wand und draußen stumm in mich hinein.. Meine Gedanken versuchen mich auszutricksen. Bestimmt! Er fehlt mir. Es fehlt mir, wie er meine Hand nimmt. Es fehlt mir, wie er mir dieses Lächeln zuwirft, dass nur er hat. Es fehlt mir, wie seine Locken in sein Gesicht fallen. Ich könnte hundert Dinge aufzählen, die ich an dir mag, und hätte trotzdem noch überhaupt gar nichts gesagt. Ich setze mich auf meine Bettkante und durchlaufe einen Flashback. Doch alles ist passiert. Es ist Wirklichkeit. Wie gern würde ich ihn jetzt in meine Arme schließen und küssen. Ich lasse mich fallen und starre an die Decke.

-Henning
Als ich wieder in die Wohnung trete, nehme ich mein Handy aus meiner Tasche und tippe eine Nachricht an Alice:,,Ich will nicht jeden Morgen von neuem letzte Nacht bereuen. Ich würd viel lieber jeden Morgen von neuem von dir träumen." Seufzend setze ich mich auf mein Bett.

Das Porzellanmädchen [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt