Herzschmerz

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-Alice
Ich weine. Erneut. Dieser Song war wie ein Messerstich ins Herz. Henning nimmt die Gitarre von seinem Schoß und ich fülle den leeren Platz mit meinem Kopf. Weinend blicke ich in seine Augen. Sie sind voller Schmerz und die  Tränen laufen an seiner Wange weiter zum Hals, an dem sie schlussendlich austrocknen. Ich nehme mir die Gitarre und setze mit der zweiten Strophe von einem meiner aktuellen Lielingslieder ein. "It's the sunrise and those brown eyes. You're the one that I desire." Dieser Mann ist so zerbrechlich. Warum? Ich verstumme, weil der Kloß in meinem Hals größer und größer wird. Wir beide weinen um die Wette, bis der Wasserfall aus Tränen ausdörrt. Ich streichle sanft mit meiner Hand seine Wange und versuche ihm die Zuneigung zu geben, die er im Moment sicherlich gut gebrauchen kann.

-Henning
Ich wende meinen Kopf von ihr ab. Ich kann das nicht. Wütend steige ich vom Hochbett und knalle die Zimmertür hinter mir zu. Ich muss hier weg. Ich renne ins Badezimmer und schließe mich ein. Und weine weiter und weiter und weiter...

-Alice
Verzweifelt sitze ich auf seinem Hochbett, schlage die Hände vor die Augen und fange wieder an zu weinen. Das ist alles deine Schuld, Alice! Wie dumm kann man nur sein? Ich klettere die Leiter hinunter und überlege, ob es besser wäre, einfach zu gehen. Du hast es verkackt! Aber ich kann nicht einfach gehen. Verheult laufe ich zum Bad, klopfe an der Tür und lass mich an ihr nieder. Jetzt sitze ich hier. Heulend vor Henning Mays Badezimmertür. Und du bist schuld, dass es überhaupt dazu gekommen ist. "Henning?"

-Henning
Ich höre sie ebenfalls vor der Tür weinen. ,,Henning?", fragt sie verzweifelt. Ich scheine wie verstummt zu sein. Mein Hirn hat sich ausgeschaltet, meine Gedanken kreisen nur noch um diese eine Person. Alles liegt im Nebel. Nein. Nein. Nein. Ich schreie kurz auf und schluchze dann laut. ,,Henning!!!" Alice klingt alarmiert, doch sie braucht sich nicht zu sorgen. Es gibt nichts, worum man sich sorgen könnte. Ich bin leer. Alles ist schon vor langer Zeit aus mir gesogen worden. Eine monotone Stimme flüstert mir in meinem Kopf zu. Sie schlägt weinend an die Tür. ,,HENNING! TU DIR NICHTS AN.. Bitte... Bitte.", ihre Stimme verstummt zu einem Flüstern. Ich kann mich immer noch nicht bewegen. Was sollte ich mir antun? Mehr als ein gebrochenes Herz geht nicht. Alice weint und weint und dann hört sie auf. Und.... Ja, tatsächlich sie singt... Leise und beruhigend singt sie aufmunternde Worte, die meinen benebelten Zustand wie Blitze durchzucken. Ich setze mich kerzengerade auf.

-Alice
"Henning.. ich weiß nicht, was ich tun soll.. bitte BITTE KOMM RAUS! REDE MIT MIR! Bitte." Meine Stimme versagt und ich lege den Kopf auf meine Knie. Plötzlich geht eine Tür auf, aber es nicht die Tür hinter mir. Hennings Mitbewohner Tim ist aufgewacht. Nachdem ich so rumgeschrien habe, kein Wunder. Ein etwas verschlafener und fragener Blick trifft meine verweinten Augen. Ich senke meinen Kopf wieder und ignoriere seine Fragen. Er setzt sich zu mir. Warum?

-Henning
Ich soll rauskommen... Wird es dadurch besser werden? Werde ich nicht mehr das Bedürfnis haben, mir mein Herz aus der Brust zu reißen,weil es so sehr schmerzt? WIRD ES ETWAS BRINGEN, VERDAMMT? NEIN. Ich höre zwei Mal ein Knarren. Tims Tür. Er setzt sich zu Alice. Ich höre, wie er versucht sie zu beruhigen. Gut so, sie sollte das alles hier gar nicht mitkriegen. Das hat sie nicht verdient. Ich schaue in den Spiegel über mir. Jeden Morgen klagt mein Magen und der Spiegel spricht mich schuldig. Und mein Kopf stellt tausend Fragen und wird langsam ungeduldig. Meine Augen sind geschwollen und blutunterlaufen. Ich sehe aus wie ein Monster, aber wenigstens sind die Tränen versiegt und rinnen nicht mehr meinen Hals hinab. Dieser hat ganz viele krustige Stellen von getrockneten Tränen. Ich reibe darüber, um sie verschwinden zu lassen. Es ändert nichts. Frustriert wende ich mich vom Spiegel ab. Und erhebe das erste Mal, seit ich im Bad bin, das Wort: ,,Alice... Hör mir zu. Geh jetzt besser. Ich mochte dich nie, du warst bloß ein kleiner spaßiger Zeitvertreib für mich. Und so sollst du mich nicht erleben.. Also geh jetzt." Die Lügen kommen mir wie die Wahrheit von den Lippen. Alice' Weinen verstummt. Dann höre ich die Wohnungstür laut knallen. Es tut mir so leid, Alice.

-Alice
Wütend und verletzt stürme ich aus der Tür. Die Sicht wird immer schlechter, meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich habe meine Jacke vergessen.. Arschloch. Merkt er denn nicht, dass er mir so gut tut? Ich brauche ihn. Ein stechender Schmerz in meiner Brust lässt mich kurz erstarren. Du hast mein Herz gebrochen, Wixxer. Meine Gedanken sagen das, was ich vielleicht in dem Moment auch wirklich fühlen sollte, aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich werde nie schlecht über ihn denken können, egal was passiert. Egal. "Henn-.." Ich breche auf einer Parkbank zusammen. Natürlich ist es genau die Parkbank, auf der wir zusammen gesessen haben. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, wie lange ich dort saß und geweint habe. Ich konnte mich aufrappeln und machte mich auf den Weg nach Hause. Mein Kopf war leer, ebenso wie mein Blick. Alles, was ich in diesem Moment spürte, war der stechende Wind, der sich um mein Gesicht wandte. Du wirst dich erkälten. Zuhause angekommen schließe ich mich in meinem Zimmer ein. Reden ist sicherlich nicht das, was du jetzt tun solltest. Damit hast du es ziemlich versaut, Alice! Es ist deine Schuld. Das weißt du genau. Ich vergrabe mich in meinem Bett und weine. Hätte Alice im Wunderland so viel geweint, wäre sie auch nicht aus dem Zimmer heraus gekommen.

-Henning
Tim ist zum Fenster gegangen, um nach Alice zu sehen. ,,Sie weint wie ein Schlosshund, du Arschloch." Das schlechte Gewissen scheint mich zu zerfressen. Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. Fuck fuck fuck. Was hast du denn auch gedacht? Dass sie fröhlich aus der Tür spaziert und glücklich ist, dass du sie abserviert hast? Klar, Henning. Ganz toll. Applaus für deine gute Beobachtungsgabe. Sie hat deine Hand genommen, ist auf deiner Schulter eingeschlafen, hat dein Gesicht in ihren Händen gehalten, dich angelächelt und zum Lachen gebracht. Welcher Mensch tut sowas und mag einen dann schon? Quatsch!! DU BIST EIN DUMMER IDIOT UND HERZENSBRECHER. Ich kann mich nicht genug über meine Dummheit aufregen. Ich öffne die Tür und falle Tim in die Arme. Verwundert blickt er in mein Tränen verschmiertes Gesicht, doch ich rausche an ihm vorbei in mein Zimmer. Eine Tür knallt. Dann noch eine. Stille. Tim flucht in seinem Zimmer. Ich hasse mich so sehr. (TRIGGER WARNING) Mein Blick fällt auf ein verloren gegangenes Küchenmesser in meinem Zimmer. Nein. Nein. Nein. Du machst das nicht Henning. Du hast bis jetzt immer ohne sowas geschafft. Hör auf. Glaub an dich. Ich wende meine Augen von der scharfen einladenden Klinge ab.

Das Porzellanmädchen [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt