-Henning
Ich höre die Tür quietschen und drehe mich zu Alice um. ,,Wie schnell bist du denn hier gewesen?!" Alice tritt von einem Fuß auf den anderen... ,,Nun ja... Also ich... Ich war schon hier." Mir scheint das Fragezeichen im Gesicht zu stehen, denn sie fährt rasch fort: ,,Ich hab mir halt Sorgen gemacht und bin dann ins nächste Krankenhaus und hab nach Herrn May gefragt und dann war er tatsächlich hier und dann kam diese Frau aus der Tür und-" Mittlerweile bin ich aufgestanden und unterbreche ihren Redefluss mit einem Kuss. Sie seufzt. Aber bevor ich den Kuss intensivieren kann, räuspert sich jemand hinter uns. ,,Sorry...", murmle ich zerknirscht und blicke Sevi schuldbewusst an. Dieser grinst nur wissend . Aber etwas Anderes erregt meine Aufmerksamkeit: Papa ist wach.-Alice
Gut. Das Kennenlernen habe ich mir ein wenig anders vorgestellt. Wir treten an das Bett und beobachten. Wir beobachten. Irgendwie absurd. Sein Vater blickt in Hennings Gesicht. Dann in meins und zurück in Hennings. Hmm, ganz tolles Timing, Alice. Ein wenig verzweifelt blicke ich in sein Gesicht. Sevi grinst mir ermutigend zu, aber die Verzweiflung wird größer. Was mach' ich denn jetzt? Alles, was mir in diesem Moment einfällt, ist, peinlich auf den Boden zu starren. Ganz toll, Alice. Wie macht man sich unbeliebt in 3 Schritten. Der neue Bestseller.-Henning
Papa lächelt mich lieb an. ,,Eine neue Freundin? Eine weitere, die dich abservieren wird, weil du irgendeine Scheiße baust?" Ich grinse breit. Er ist immer noch so wie früher. Alice blickt verwundert zwischen Vater und mir hin und her und scheint zu bemerken, dass seine Bemerkung nur Spaß war. Sie entspannt sich augenblicklich.-Alice
"Ha..Hallo, ich bin Alice. Wir haben uns das Kennenlernen wohl etwas anders vorgestellt, hmm?" Wow, du Witzbold. Aber Hennings Vater grinst. Die Röte verschwindet langsam in meinem Gesicht, aber die Hilflosigkeit nicht. Was wäre denn jetzt das Richtige? Soll ich mit ihm darüber sprechen, was passiert ist? Über Henning? Über das Wetter? Fuck. Fragwürdig erschöpft setze ich mich auf den Stuhl, der an der viel zu kahlen Krankenhauswand steht und fange wieder an, zu beobachten.-Henning
,,Wie geht's dir, Papa?", frage ich besorgt und mustere kritisch sein Gesicht. ,,Alles bestens, mein Junge. Mir tut nichts weh, ich fühle mich bloß etwas benommen. Die Ärzte leisten gute Arbeit. Ich werde sicher bald wieder auf den Beinen sein." Er zwinkert mir zu und blickt anschließend demonstrativ zu Alice, die sich auf einem Stuhl an der weißen Wand niedergelassen hat. ,,Also ja, wie gesagt, dass ist Alice, meine Freundin. Wir haben uns bei einem Konzert kennengelernt und... Wie alt ist sie eigentlich...? ähm... Das ist mir jetzt etwas peinlich. Wie alt bist du überhaupt, Alice?"-Alice
"Hmm? Ja, achso. Ich bin 21. Komisch eigentlich, das wir darüber noch nicht gesprochen haben.." Das Lächeln hat er definitiv von seinem Vater. "Es freut mich wirklich sehr, sie kennenzulernen, Herr May. Es wäre natürlich ein wenig schöner gewesen, hätte das in einem anderen Rahmen stattgefunden, aber... Ich bin froh, dass es Ihnen gut geht."-Henning
Mein Dad lächelt sie auf seine typische Weise an. Dabei bilden sich die gleichen Grübchen wie bei mir. Er wackelt in meine Richtung mit den Augenbrauen, dich dann räuspert er sich:,, Naja, besser so, als überhaupt nicht." Ich bin erleichtert, dass Dad Alice so gut annimmt. Doch die Frage nach dem Alter hat mir zu bedenken gegeben... Was weiß ich überhaupt über sie? Sie heißt Alice, ist 21, hört und macht gerne Musik, kennt unsere Band, hat eine Schwester und nette Eltern... Und ja... Über ihr sonstiges Gepäck weiß ich nichts..-Alice
Ja, eindeutig sein Lächeln. Ich nicke bestimmt seinem Vater zu und schaue dann zu Henning. Sollte ich ihn nach der Frau fragen, die hier rausgerannt kam? "Du... Henning?"-Henning
,,Hmmmm?" , meine ich in Gedanken über meine Ahnungslosigkeit in Bezug auf Alice.-Alice
"Ich sollte dich wohl besser nicht fragen, wer diese Frau war, oder?" Theoretisch kennst du die Antwort doch, Alice. "Also.. sie kam mir entgegen und sah nicht sonderlich glücklich aus." Ob er überhaupt darauf antworten wird?-Henning
Sie kam mir entgegen und sah nicht sonderlich glücklich aus...
,,Nein, das solltest du nicht ." Ein Muskel in meinem Kiefer zuckt, während mein Vater von Alice zu mir schaut. Ein Bild ploppt in meinem Kopf auf....Mein Kopf liegt auf der hölzernen Tischplatte. Ein Pochen geht von dort aus. Ich scheine eingeschlafen zu sein. Plötzlich horche ich auf, ein Weinen erklingt aus Sophies Zimmer. Verdutzt stehe ich auf und öffne ihre Tür. Da sitzt sie. Leicht gekrümmt und verheult. Beide Arme schützend um ihren Körper geschlungen. ,,Sophie...?" ,,Was willst du?", zischt sie, ,,nachdem du wieder einmal nur Musik gemacht hast, und dich einen feuchten Dreck um mich gekümmert hast, kommst du jetzt angekrochen..." Ich möchte sie umarmen, aber sie stößt mich fort. ,,Verpiss dich, Musiker." Sie spricht Musiker aus, als wäre es Gift, was ihren Mund verätzt, wenn sie es nicht schnell aus ihm herauslässt. Ich weiche zurück. Wie ist aus der frohen Sophie, die ich kennengelernt habe, dieses Monster geworden...? ,,Von mir aus, aber dann komm du nicht wieder an, wenn du plötzlich Hilfe brauchst..." Ich mustere sie wütend und knalle ihre Zimmertür hinter mir zu. Dass sie am Ende ein ,,Aber ich brauche eigentlich die ganze Zeit Hilfe..." geflüstert hat, verstehe ich nicht mehr.
-Alice
"Ok. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.." flüstere ich in mich hinein und stehe auf. "Ich glaube, ich bin grad ein wenig fehl am Platz, ich lass euch alleine." Ich verlasse das Zimmer und sehe im Wartezimmer die anderen Jungs sitzen. Ich lasse mich auf den Stuhl neben ihnen nieder und atme tief durch. Anders als du erwartet hast, hmm? Die Blicke der Jungs durchbohren mich fast, aber ich möchte nicht reden. Ich habe genug geredet fürs Erste.-Henning
Neue Schuldgefühle durchfressen mich. Toll gemacht... Hast die nächste verletzt. Kannst auch nur noch Menschen vor den Kopf stoßen, oder? Am besten wäre es, wenn du von gar niemanden mehr geliebt wirst, du zerstörst ohnehin alles. Ich bemerke zunächst gar nicht, wie ich wieder einmal anfange zu weinen. Aber dann hält Dad plötzlich meine Hand und drückt sie tröstend. Der Kranke im Bett tröstet den Gesunden. Absurd. Mein Herz rast, meine Gedanken kreisen um zu viele Dinge. Und Papa spendet mir Trost. Wie schon früher immer. Ich kann nicht verhindern, dass Schluchzer meinen Körper erschüttern und gewiss bis ins Wartezimmer zu hören sind. Heul im Krankenhaus. Du bist so eine Heulsuse...
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Das Porzellanmädchen [✔]
FanfictionDiese Geschichte ist ein Roleplaygame, das ich zusammen mit einer guten Internetfreundin geschrieben habe. (@vonwegenlizzie schreibt Alice, ich Henning.) Es handelt von dem Sänger einer atemberaubenden, deutschen Band, sein Name ist Henning May. Die...