-Henning
Ring. Ring. Ring. Orientierungslos tastet meine Hand nach dem Handy. Wo ist bloß dieses Scheißteil? Endlich bekomme ich den quadratischen Gegenstand auf meinem Nachttisch zu fassen und nehme den Anruf an. ,,Hallo, habe ich dich geweckt?", fragt Alice piepsig am anderen Ende. ,,Ja, aber alles gut.", murmele ich mit rauer Morgenstimme. Sie hält einen Moment inne. ,,Also warum wolltest du, dass ich dich anrufe?" ,,Ich wollte dich fragen, ob du mit mir in unseren Proberaum kommen willst. Etwas Musik zusammen machen, entspannen und einfach mal alles vergessen... Fast wie ein Date." Ich kann ihr breites Grinsen förmlich bis hierhin sehen.-Alice
"Fast wie ein Date, ja?" Ich quieke ins Telefon und entschuldige mich prompt dafür. "Das klingt nach nem ziemlich guten Fast-Date. Vorher musst du mir aber noch verraten, wie ich denn da hinkomme, außer du hast das tierisch große Bedürfnis, mich abzuholen." Ich lache und zwinker ins Handy. Alice, das kann er doch gar nicht sehen. Ich verdrehe meine Augen wegen meiner eigenen Dummheit und springe vom Bett auf. Ich drehe mich zum Kleiderschrank. "Was soll ich denn nur anziehen?" flüstere ich, in der Hoffnung, dass Henning es nicht hört.-Henning
,,Am besten einfach eine Jeans und vielleicht das blaue Sweatshirt, das stand dir nämlich gut." Ich lächle bei dem Gedanken daran, wie sie vor ihrem Kleiderschrank steht und von ihrem Freund zu hören bekommt, sie solle ein abegeranztes Sweatshirt für ein Fast-Date anziehen. Aber es ist nun mal so. Mir sind Frauen in viel zu großen Pullis lieber, als mit Tonnen Schminke und High Heels...-Alice
"1:0 für dich. Wir treffen uns an der Haltestelle vor'm Haus. Gib mir 10 Sekunden! Ich freu mich auf dich! Bis gleeeeeeeich!" Ich lege auf und schmeiße mir meine Klamotten über. Zuppelnd stehe ich vor dem Spiegel und binde meine Haare halb zusammen. Das perfekte Outfit für ein Fast-Date, ja. Ich sprinte ins Wohnzimmer, erkläre meiner Mutter, wo ich denn so schnell hin muss und schmeiße mir währenddessen meine Jacke und einen Schal um. "Bis später!" Ich renne zur Tür, die Treppe herunter und stehe nun völlig außer Atem in unserer Einfahrt.-Henning
Vollkommen übermüdet stehe ich auf und mache mich mit dem schwarzen So36-Shirt und irgendeiner schnell gegriffenen Jeans auf dem Weg ins Badezimmer. Dort ziehe ich mich um, nachdem ich rasch geduscht und Zähne geputzt habe. Zeit für Frühstück bleibt nicht. Das Einzige, was ich noch mache, ist mir einen Apfel und meine Ukulele, sowie den Schlüssel und mein Handy zu schnappen, nachdem ich in Sevis Zimmer mein Vorhaben gerufen habe. Schnell eine Jacke übergeschmissen und Schuhe angezogen. Und los geht's zu Alice.
Während ich auf dem Weg Turbostaat in mein Ohr spielen lasse, laufe ich so schnell wie möglich zur Haltestelle.-Alice
Ich überquere die Straße und setze mich auf die etwas zu kalte Bank, die an der Haltestelle auf mich wartet. Nervös schaue ich nach links und rechts und krame in meiner Jacke nach meinem Labello. Die Straßen sind ungewöhnlich still heute. Mit meinem Fuß wippe ich zur Melodie, die in meinem Kopf schwirrt und summe leise vor mich hin.-Henning
Ein blonder Haarschopf lugt aus der Haltestelle. Ich grinse in mich hinein und stelle die Musik auf meinen Kopfhörern aus. Sie hat mich noch nicht registriert. Ich schleiche mich von der anderen Seite lautlos wie eine Katze an. Sie summt leise vor sich hin. Ein heimtückisches Grinsen steckt in meinen Mundwinkeln fest.
,,Buh!", mache ich und packe sie fest an den Schultern. Sie fängt an zu schreien, stellt dann fest, dass ich es nur bin und knurrt darauf gefährlich wie ein Löwe. Ich kriege mich nicht mehr vor Lachen ein. Doch bevor ein Hagel aus bösen Worten mich treffen kann, presse ich meine Lippen auf ihre.-Alice
"Du bist ein Spinner!" Unser Gelächter hallt durch die leeren Straßen. Ich stehe auf, stelle mich auf die Zehenspitzen und greife nach seinem Gesicht. Seine Wangen sind kalt und erscheinen in einer gesunden Röte. Ich ziehe ihn näher an mich ran und küsse ihn. "Du musst nicht immer der Erste sein." , säusle ich in sein Ohr und fange wieder an zu lachen. Meine Arme verschwinden unter seiner Jacke, mein Kopf auf seiner Brust und die Wärme der innigen Umarmung strahlt zu allen Seiten. "Danke fürs nach Hause bringen. Ich hoffe, ich war dir nicht zu schwer." Ich grinse.-Henning
Ich grinse zurück. ,,Naja, ich habe es ja irgendwie geschafft." Sie lächelt zu mir auf. Mit diesem schiefen Grinsen. Ich kann nicht anders, als sie nochmal zu küssen. Ihre Arme um meine Taille brennen wie züngelnde Flammen auf der Haut. Sie lächelt in den Kuss hinein. Ich muss ebenfalls lächeln. Als sie ihre Hände an meinen Hinterkopf legt, seufze ich wohlig und drehe sie , bis sie mit dem Rücken an der Haltestelle steht. Röte steigt in ihren Wangen auf .-Alice
"Möchtest du mir nicht langsam zeigen, wo euer Bandraum ist?" Mit meinem Fingern laufe ich über seinen Bauch hinauf zu seiner Brust. "Schließlich möchten wir unser Fast-Date doch nicht an einer stinkenden Haltestelle verbringen, oder?" Ich lache. Ein wenig schief, ein wenig zu hoch. Ich greife nach seiner Hand und ziehe an seinem Arm. "Na los!!" rufe ich und schwinge seinen Arm von links nach rechts. Henning mustert mich und wuschelt durch seine Haare.-Henning
Sie hat nicht wirklich gelacht. Irgendwas stimmt nicht. Ich mustere sie. Sie windet sich unter meinem Blick, bis sie schließlich ihre Augen von mir abwendet. ,,Können wir jetzt los?", fragt sie mit einem leicht scharfen Unterton in der Stimme. Was habe ich falsch gemacht...? Ich nicke perplex und spaziere mit ihr im Schweigen die Straße hinab zu unserem Proberaum.-Alice
Warum ist er eigentlich so ruhig? Hab ich irgendwas Falsches gesagt? Habe ich 'was Falsches gemacht? Wir wollten doch einem schönen Tag miteinander verbringen, ohne an den ganzen Scheiß zu denken.. "'Tschuldigung." Ich nehme seine Hand und fahre über seine Knöchel. Die Hände eines Musikers. Nach etwa 10 Minuten betreten wir einen kleinen, abgedunkelten Raum. Voll mit Teppichen, die auch meine Oma zu Hause haben könnte. Die Instrumente stehen bereit zum Musikmachen und ein gewisser Geruch liegt in der Luft. Der Duft nach Holz, Zigaretten und Bier. Wie viele Tage und Nächte die Jungs hier schon verbracht haben?-Henning
Ich lächle ihr zu. ,,Also... Ich habe meine Ukulele mit. Legen wir los?" Sie nickt und streicht sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. ,,Hast du schonmal Ukulele gespielt?" Sie schüttelt verunsichert den Kopf. ,,Komm her." Ich mache eine einladende Handbewegung. Zögerlich tritt sie näher , wie ein scheues Tier mustert sie mich. Ich lasse mich auf unserer Couch nieder. Sie lässt sich neben mich plumpsen. ,,Also...?", murmelt sie. Ich ziehe sie am Arm auf meinen Schoß und halte die Ukulele vor sie. Sie schnappt hörbar nach Luft, als mein heißer Atem ihren Nacken streift und meine Hände ihre um den Steg des Instruments legen. Sie nickt abgehackt, wie um sich selber zuzureden, dass dieser Körperkontakt in Ordnung ist. ,,Alles OK?", flüstere ich rau. Sie nickt, aber spricht kein Wort. Ihre Augen starren auf den Teppich vor uns. Ich spiele mit ihr den ersten Ton des Liedes ,was mich das letzte Mal zum Weinen gebracht hat.-Alice
Dieser Körperkontakt verunsichert mich so sehr. Es ist nicht so, dass ich es nicht genieße, aber.. Ich merke, wie ich nach und nach verkrampfe, obwohl ich das nicht will. Ich will ihm nahe sein. Ich will seine Wärme spüren. Seinen Atem. Alles. Aber gleichzeitig brennt es wie Feuer auf meiner Haut. "Alles okay.", sage ich. Ist wirklich alles okay? Während ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich diese Situation herausfordert, spielt Henning die ersten Töne eines Liedes. Ein Lied, dass mir doch ziemlich bekannt vorkommt. Es ist genau das, was er gespielt hat, als wir beide in seinen Hochbett saßen und ich ihn.. gebrochen habe. Erneut. Warum spielt er genau das Lied? Ich lasse meine Finger von ihm leiten, aber kurze Zeit später stoppen sie. Sie legen sich auf seine Hand und geben ihm ein klares Zeichen. Ich will das nicht. "Henning.. der Song.. das ist..." Ich richte meinen Blick auf die Kratzer der Ukulele. Narben. Narben, wie er sie hat. Wie ich sie habe. Wie die halbe Welt sie hat, ohne davon zu wissen. Besser wäre es, in sein Gesicht zu schauen, aber ich habe Angst, dasselbe Gesicht vor mir zu sehen, wie an dem Tag, als er vor mir zusammenbrach.
![](https://img.wattpad.com/cover/178597276-288-k507076.jpg)
DU LIEST GERADE
Das Porzellanmädchen [✔]
FanfictionDiese Geschichte ist ein Roleplaygame, das ich zusammen mit einer guten Internetfreundin geschrieben habe. (@vonwegenlizzie schreibt Alice, ich Henning.) Es handelt von dem Sänger einer atemberaubenden, deutschen Band, sein Name ist Henning May. Die...