-Alice
Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. War es falsch, jetzt zu gehen? Jetzt, wo er dich braucht? Nervös tippe ich mit meinen Fingernägeln auf das Plastik des Stuhls unter mir. Sevi springt auf und geht zurück ins Zimmer. Er war auch ziemlich ruhig heute.. Langsam starren mich die Leute im Wartezimmer an. Du nervst, Alice. Ich höre auf zu tippen und vergrabe meine Hände in meinen Ärmeln des viel zu großen Pullis. Warum gehst du nicht einfach zurück? "Er ist bestimmt super sauer auf mich..." Chrissi mustert mich. Sein typischer Chrissi-Blick. Ja. Vertraut. Sehr vertraut.-Henning
Sevi kommt rein und hält meine Hand. Und ich sage es endlich: ,,Sophie war hier. Sie war hier. Und sie lebt, verdammte Scheiße!!" Ich schreie fast, die Schluchzer werden immer schlimmer.-Alice
Wie Sevi 2 Minuten vor mir springe auch ich jetzt auf und stürme schon fast zurück ins Zimmer. Ich bleibe im Türrahmen stehen und beobachte. War das alles eine gute Idee? Du kannst ihn nicht zusammenflicken. Du weißt doch gar nicht wie. Du kommst ja nicht mal mit deinen eigenen Problemen klar. Wie willst du dann für jemanden da sein, der dich braucht. Der darauf setzt, dass du ihm hilfst? Ich lasse mich im Türrahmen nieder und schlage die Hände vor's Gesicht. Nicht weinen... Nicht weinen... Nicht weinen...-Henning
Ich bemerke im Augenwinkel, dass Alice ebenfalls wieder reinkommt. Sie scheint verzweifelt. Aber nicht nur wegen mir. Es ist noch etwas Anderes. Sie beginnt zu weinen.
Ich löse mich von den anderen, trockne mit meinem T-Shirt meine Tränen und lasse mich neben ihr auf den kalten Boden plumpsen. Sie hebt nicht den Blick, dennoch lege ich meinen Arm um sie und flüstere ihr beruhigende Worte zu. Papa und Sevi beobachten uns stumm.-Alice
"Das hier habe ich nicht erwartet. Nichts von dem. Ich habe das Gefühl, ich halte dich nur auf.." ich schluchze in meinen Pullover und Hennings Hand füllt mich mit einer Hitze, die ich lange nicht mehr gespürt habe. Als würde die starke Sommersonne direkt auf deinen Rücken scheinen. Ich drehe den Kopf zu Henning, löse ihn aber nicht von meinen Knien. Er hat geweint. "Ich tue dir nicht gut. Das merke ich doch.. aber ich will dich nicht allein lassen."-Henning
,,Du tust mir sehr wohl gut... Das merkst du nur bisher nicht so sehr, weil es mir schwer fällt, mich zu öffnen... Aber dass du dich mir anvertrauen würdest...? Davon kann man momentan ja auch nicht reden..." Ich sehe ihren verletzten Blick und spüre einen Stich in meinem Herzen. ,,'Tschuldigung, so war das nicht gemeint." In feinen Linien lasse ich meine Finger beruhigend über ihren Rücken kreisen.-Alice
"..Was möchtest du wissen, Henning May?" Ich grinse ein wenig, aber er hat Recht. Und es hat scheiße weh getan, dass zu hören. Ich nehme seine Hand ganz fest an mich, ich erdrücke sie fast, aber das ist mir egal. "Ich glaube, das ist nicht unsere größte Stärke, hmm? Wir machen beide Musik. Setzen all unsere Emotionen und jenen Song und können aber verdammt nochmal nicht über unsere Gefühle sprechen. Absurd." Ich lasse seine Hand ein wenig lockerer und lege meinen Kopf an seiner Schulter ab. Gäbe es einen besseren Ort, über seine Gefühle zu sprechen, als das Krankenzimmer des verletzen Vaters deines neuen Freundes? Freund. Wenn du es nicht verkackt hast, Alice.-Henning
Ich schweige im Einklang mit ihr.Es ist einige Zeit vergangen, seit Alice ihren Kopf wieder einmal auf meiner Schulter abgelegt hat. Inzwischen ist sie von den vielen Ereignissen dieses Tages eingeschlafen. Unser Wiedersehen im Park nach meinem Zusammenbruch, der Kuss, die Vorstellung bei ihren Eltern, Dads Unfall, Sophies Überleben.. Heute ist echt verdammt viel passiert. Vorsichtig greife ich unter ihre Beine und hebe sie vom Boden hoch. Ihr Kopf sackt an meine Brust. Ich muss lächeln. Mit meiner letzten Kraft trage ich sie Nachhause und klingele. Die Tür öffnet sich. ,,Oh Henning, hallo. Was ist mit Alice?" Alice' Mutter klingt beunruhigt. ,,Sie war bei meinem Vater und mir im Krankenhaus und hat mich getröstet und jetzt ist sie eingeschlafen. Sie soll sich gut erholen. Wo ist ihr Zimmer?" Alva weist mir den Weg, dort bette ich Alice' in ihrem Bett, ziehe ihr Schuhe und Jacke aus, damit sie in Ruhe schlafen kann. ,,Traum schön, Prinzessin..." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie murmelt etwas Unverständliches. Sie sieht unfassbar süß aus, wenn sie schläft. Ich sage Alva noch, sie solle Alice ausrichten, dass sie mich anrufen kann, wenn sie aufwacht. Dann verlasse ich die Wohnung und lasse eine vollkommen überrumpelte Mutter zurück.
-Alice
Mit einer völlig ausgetrockneten Kehle wache ich mitten in der Nacht auf. Moment, warum bist du zu Hause? Ich torkle in die Küche und sehe, dass in Wohnzimmer noch Licht brennt. Ich schütte mir schnell ein Glas Wasser runter und schleiche leise ins Wohnzimmer. Vielleicht ist Mama ja nur eingeschlafen. Die Uhr zeigt 3 Uhr. Aber Mama ist nicht eingeschlafen. Sie sitzt zugedeckt auf der Couch und starrt in den Fernseher. "Mama? Alles gut?" Sichtlich übermüdet schaut sie mich an. Ich setze mich zu ihr. Die Ruhe nimmt ein schnelles Ende. "Heute ist ziemlich viel passiert, nicht? Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert. Henning sah ziemlich verzweifelt aus. Und sein Vater... Er ist im Krankenhaus?" Sie nippt an ihrer Tasse Tee, dreht sich zu mir und deckt mich zu. "Ja, allerdings.." entgegne ich ihr. "Es tut mir auch leid, dass ich euch so damit überrumpelt habe. Ehrlich gesagt haben wir uns beide wohl damit ziemlich überrumpelt. Henning geht es nicht gut. Und da dachte ich einfach, ich nehme ihn mit nach Hause... Weißt du? Ich mag ihn wirklich sehr." Mama grinst mir zu. Sie weiß, dass in mir ziemlich viel Freude steckt, obwohl dieser Tag wohl mehr als beschissen war. Abgesehen vom Kuss natürlich. "Wir sollten wohl beide schlafen gehen. Es war ein ziemlich langer Tag." Wir löschen die Lichter im Wohnzimmer und unsere Wege trennen sich im Flur. Während ich meine Tür schließe, ruft mir Mama noch etwas zu. "Ach ja, ich soll dir von Henning ausrichten, dass du dich morgen früh bei ihm melden kannst, wenn du willst. Er wird sich sicherlich freuen." Lächelnd lasse ich die Tür ins Schloss fallen und lege mich ins Bett. Während ich die Sterne in der Ferne betrachte, schlafe ich ein. Was ein Tag.
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Das Porzellanmädchen [✔]
FanfictionDiese Geschichte ist ein Roleplaygame, das ich zusammen mit einer guten Internetfreundin geschrieben habe. (@vonwegenlizzie schreibt Alice, ich Henning.) Es handelt von dem Sänger einer atemberaubenden, deutschen Band, sein Name ist Henning May. Die...