Als die Klingel ertönte stürzte ich sofort zur Tür und betätigte den Knopf, welcher die Haustür unten öffnen würde. Obwohl es nicht das erste Mal war das Nate bei mir war, hatte ich meine ohnehin meist ordentliche Wohnung trotzdem genau geputzt und jeden Staubkrümmel erfolgreich beseitigt. Ich zwar auch so sehr ordentlich (und das obwohl ich faul war), aber diesmal hatte ich es fast schon übertrieben.
Nate kam die Treppe nach oben, den Helm wie immer unter seinem Arm geklemmt, seine Lederjacke tragend und den üblichen gelangweilten Gesichtsausdruck. Als er mich sah begrüßte er mich mit einem kurzen Lächeln, dann trat er ein und stellte den Helm auf den kleinen Schrank im Flur ab.
»Heute großer Putztag?«, fragte er amüsiert und ich nickte. Es war ja auch kaum zu übersehen – oder eher zu überriechen.
»Ich bin so froh, dass ich noch zu Hause lebe und eine Mutter habe die das meiste für mich macht. Sollte ich jemals allein leben, werde ich mich vermutlich nur von Fertiggerichten ernähren und meine schmutzige Wäsche stapeln.«
»Dann kann ich dich ja bekochen, damit du wenigstens etwas gesünder lebst«, scherzte ich und Nate hob fragend eine Augenbraue.
»Kannst du denn kochen?«
»Ja... schon. Ich mag eben keine Fertiggericht. Aber ich esse sehr viel Süßkram, mehr als gut für mich ist.« Nate ließ einen prüfenden Blick über meinen Körper wandern.
»Sieht man.«
»Hast du gerade indirekt gesagt, dass ich fett bin?«, fragte ich gespielt beleidigt und griff mir theatralisch an die Brust als würde ich gleich vor Empörung in Ohnmacht fallen.
»Du gefällst mir so aber auch viel besser.« Da ich nicht genau wusste, worauf genau er mit dieser Aussage hinaus wollte, zuckte ich nur mit der Schulter und ging dann ins Wohnzimmer, wo ich erst einmal das Fenster öffnete um den unangenehmen Geruch nach Putzmitteln wieder aus der Wohnung zu bekommen.
»Da ich dich ja zum Essen einlade... hast du einen bestimmten Wunsch?«, fragte ich und Nate schüttelte mit dem Kopf. Er lehnte lässig im Türrahmen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die vom Helm ein wenig zerzaust waren.
Manchmal machte es mich einfach wahnsinnig, dass er bei allem was er tat einfach gut dabei aussah, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Er war ein wandelndes Klischee, was man sonst nur in irgendwelchen billigen Romantik Romanen fand, wo die super coolen „BadBoys" mit Lederjacke und Motorradhelm durch die Gegend lief und beidem die Mädchen reihenweise in Ohnmacht fielen. Nur war Nate zum Glück kein Bad Boy sondern ziemlich normal und vermutlich könnte er sogar noch in einem pinken T-Shirt cool aussehen.
Ich beneidete ihn dafür.
»Lass uns gehen. Wie wäre es mit griechisch?«
»Klingt gut.« Als wir ins Auto stiegen warf Nate einen Blick aufmein Radio und stellte dann eine Frage, die mich ziemlich überraschte.
»Ich würde gerne wissen was für Musik du so hörst.« Ich schaute ihn zweifelnd an, dann seufzte ich.
»Ich glaube nicht, dass sie dir gefällt. Außerdem bekomme ich im Auto immer Lust mitzusingen... und das würde ich dir nun wirklich nicht antun wollen.« Mein Gesang, wenn man ihn denn so nennen wollte, klang wirklich grauenhaft und ich wollte auch nicht wissen wie schlecht ich die ganzen japanischen Wörter aussprach, deren Bedeutung ich nicht einmal kannte.
»Ich würde es trotzdem gerne einmal hören. Also die Musik, nicht deinen Gesang. Ich möchte mein Gehör ja noch eine Weile behalten«, meinte er mit einem Grinsen und ich schaltete mein Radio an.
»Heute bist du ja richtig nett, was? Aber beschwer dich dann später nicht.«
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»Der Film war gut, aber spätestens ab der Hälfte war klar wie er endet.«»Nun, bei Horrorfilmen dieser Art hat man ja auch nicht gerade viele Möglichkeiten«, meinte ich. Es war schon nach Mitternacht und die sonst so belebten Straßen waren wie leer gefegt, als wir auf dem Weg zum Parkhaus waren. Vereinzelt sah man die blickenden „Open" Schilder an den Türen irgendwelcher Bars, aber sonst waren die Läden, bis auf die grell leuchtenden Schilder komplett düster und unheimlich, wenn man mal genauer hineinschaute und einen die Schaufensterpuppen entgegen grinsten. Ich hatte jegliche Art von Puppen noch nie leiden können, allein wie sie einen die ganze Zeit anzustarren schienen, verursachte bei mir ein unwohles Gefühl.
»Ich bin noch gar nicht müde... Wollen wir uns zu Hause noch einen Horrorfilm ansehen? Ich habe auch Chips da.« Da ich die ganze letzte Woche Spätdienst gehabt hatte war ich dementsprechend auch immer recht spät ins Bett gegangen, weswegen ich jetzt viel fitter war als ich um diese Uhrzeit sein sollte.
Nate zuckte nur mit der Schulter, also fuhren wir nach Hause wo wir uns noch einen Film ansahen. Nach nur einem Drittel merkte ich wie Nate eingeschlafen war, da sein Kopf leicht zur Seite kippte und er die Augen geschlossen hatte. Zum ersten Mal seit ich ihn getroffen hatte, sah er mal nicht cool aus sondern erstaunlich süß. Vorsichtig stupste ich Nate an, der keinerlei Reaktion zeigte, auch dann nicht als ich ihn etwas fester rüttelte. Er schlief anscheinend wie ein Stein... gut zu wissen.
Seufzend stand ich auf, dann kippte ich Nate einfach zur Seite und hob seine Beine auf das Sofa, damit er halbwegs ordentlich da lag,dann nahm ich eine Decke und deckte ihn zu.
»Schlaf gut«, flüsterte ich, ehe ich in mein Schlafzimmer verschwand.
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Dark Shame (Boyslove)
Teen FictionKey ist ein Otaku, wie er in sämtlichen Klischee Büchern anzutreffen ist: Regale voller Manga, Figuren und Merchandise, seine Freizeit verbringt er zum Großteil mit Anime schauen. Er kennt sich in den Genren welche er mag aus, ist oft das "Animelexi...