15.Kapitel [x]

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NATE

Key sah einfach niedlich aus, wie er in letzter Zeit immer häufiger rot anlief oder verlegen zur Seite schaute und dabei zaghaft lächelte, als wolle er damit versuchen seine Unsicherheit zu verbergen. Letztens hatte ich ihn sogar dabei beobachtet, wie er sich leicht auf die Unterlippe gebissen hatte, als er konzentriert etwas gelesen hatte, was ihn anscheinend verärgert hatte. Wie seine Lippen sich wohl anfühlen würden? Ich stellte mir vor, wie ich näher an ihn heran rückte und ihm einen sanften Kuss gab, während er in meinen Armen nur so dahin schmolz und den Kuss erwiderte. Meine Hände befanden sich nun in seinen Haaren und zogen ihn näher an mich heran, vertiefte so den Kuss, den er nur bereitwillig geschehen ließ. 

Keuchend wachte ich auf und setzte mich urplötzlich im Bett auf. Es war noch mitten in der Nacht und ich schwitzte, da ich die Heizung gestern Abend voll aufgedreht hatte und dann eingeschlafen war. Die Luft war stickig und ich stand auf, um das Fenster zu öffnen damit mein Gehirn wieder etwas Sauerstoff bekam.

Ohne mich zu bemühen leise zu sein, ging ich ins Badezimmer, was ich hinter mir abschloss und mich dann einen Moment im Spiegel betrachtete.

Wie lange war es her, dass ich einen solche Traum gehabt hatte? Und dann auch noch über einen Freund? Das war mir noch nie passiert...zumal ich mich auch noch nie in jemanden verliebt hatte, mit dem ich mich vorher solange angefreundet hatte. Wie hatte es nur so weit kommen können? In meinem Alter träumte man doch keine Träume dieser Art mehr, ich war kein Hormon gesteuerter Jugendlicher.

Ich spritzte mir erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht und atmete dann einmal tief ein und aus. Glücklicherweise war ich ziemlich gut darin, meine Gefühle zu unterdrücken und trotzdem Key weiterhin normal zu behandeln, sodass er gar nicht auf die Idee kommen würde, ich hätte tiefere Gefühle für ihn. Es war offensichtlich, dass er nicht auf mich stand: Immerhin war er nur deswegen in letzter Zeit so häufig aus der Fassung, weil ich ihn auf dieses „shippen" angesprochen hatte und er jetzt viel zu viele Dinge in alles hineininterpretierte, was wir beide taten.

Ich wollte mit ihm befreundet sein, ohne mich in ihn zu verlieben...und normalerweise passierte mir so etwas auch nicht. Aber Key hatte einfach etwas so faszinierendes an sich und wirkte auf eine Weise, welche ihn selbst nicht einmal bewusst zu sein schien, total anziehend. Ich konnte auch nicht genau sagen was er hatte, aber es sorgte dafür dass ich meine aufgebaute Selbstkontrolle verlor.

»Ist alles okay?«, kam es von der anderen Seite der Tür und ich zuckte erschrocken zusammen.

»Ja! Lass mich einfach allein!«, erwiderte ich etwas harscher als beabsichtigt und ich hörte die Schritte meiner Schwester, die sich wieder entfernte. Sie konnte ja auch nichts dafür, dass Key mich so durcheinander brachte.

Mit einem Seufzen ging ich zurück in mein Zimmer, wo ich mich ins Bett legte und versuchte einzuschlafen, auch wenn es ewig dauerte, bis meine Augen endlich wieder zu fielen.

~~~

Ich wachte auf, als mein Handy klingelte. Müde tastete ich danach, dann ging ich ohne auf das Display zu schauen ran.

»Guten Morgen, Küken! Hast du Zeit?«, ertönte eine gut gelaunte Stimme und ich stöhnte genervt auf.

»Tony, was zum...? Weißt du wie spät es ist?«

»Ich stehe in zehn Minuten vor deiner Tür!«, sagte er und legte auf, noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte zu widersprechen. Ich stand auf, zog mich um und putzte meine Zähne, wobei ich mir ziemlich viel Zeit ließ.

Mit meinem Motorradhelm unter dem Arm, ging ich dann nach draußen,  wo Tony bereits gegen sein Motorrad gelehnt in der Einfahrt stand und mich angrinste.

»Du hast diesmal aber lange gebraucht.«

»Ich kann auch nichts dafür, wenn du mich schon um diese unmenschliche Uhrzeit aus dem Bett klingelst. Es ist gerade einmal sechs«, entgegnete ich und schob mein Motorrad aus der Garage.

»Mir war langweilig«, meinte er, als würde das alles erklären. Sicher hatte mal wieder keiner seiner anderen Freunde Zeit – was an einem Samstag um diese Zeit kein Wunder war – und er hatte einfach durch geklingelt bis jemand, der dumm genug war sein Handy auf laut gestellt zu haben – rangehen würde. Leider war ich diesmal der Dumme.

»Ich hasse dich. Wo willst du überhaupt hin?«

»Fahr mir einfach hinterher«, meinte er grinsend, dann setzte er seinen Helm auf.

Seufzend stieg auch ich auf mein Motorrad und fuhr ihm hinterher, schon recht schnell war mir klar wo er hinwollte.

In der Nähe unseres kleinen Dorfes, gab es alte, schon halb zerfallene Reste einer früheren Stadtmauer, auf die man sich setzten und wunderbar den Blick auf den kleinen See hatte, der unser Dorf von dem nächsten trennte. Gerade bei Jugendlichen war der Ort sehr beliebt da man dort seine Ruhe hatte und irgendwelche Saufgelage oder heimliche Treffen veranstalten konnte und auch ich war als Jugendlicher das ein oder andere Mal dort gewesen... zumindest solange, bis ich cool genug wurde um zu merken wie peinlich das eigentlich war.

Wir hielten kurz vor der Mauer und stiegen ab.

»Was genau machen wir hier?«, fragte ich und Tony warf mir eine Flasche Cola zu, ehe er auf die Mauer kletterte und ich ihm folgte.

 »Reden, ich muss dir eine sehr komische Story erzählen«, meinte er und ich seufzte, da ich nur dafür so früh aus dem Bett gezerrt worden war. Aber immerhin lenkte es mich davon ab, über Key und meinen seltsamen Traum nachdenken zu müssen.    

Dark Shame (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt