16.Kapitel [x]

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Ich werde mich morgen definitiv umbringen, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu schreiben und war selbst so gespannt, endlich das Kapitel hochzuladen (und es ist diesmal auch länger als sonst)... die letzten beiden Kapitel sind auch noch nicht bearbeitet, dass werde ich im Laufe der Tage dann vielleicht einmal im Angriff nehmen ^^"


»Es ist lange her«, begrüßte ich Nate mit einem Lächeln, als dieser – nachdem wir uns beinahe zwei Monate nicht mehr hatten sehen können – wieder vor meiner Tür stand, da es endlich mal wieder zu einem Treffen kam. Schon als ich ihn sah breitete sich in mir ein warmes Gefühl aus und eine kleine Stimme in mir sagte: Du hast ihn echt sehr vermisst. Ich ignorierte sie und beförderte sie mit einem imaginären Tritt weit in die hinteren Teile meines Gehirns, damit sie mir nicht weiter auf den Sack gehen konnte.

»Es freut mich auch dich zu sehen«, sagte Nate und auf seinem sonst so gelangweilten Gesicht breitete sich ein hinreißendes Lächeln aus und mir wurde nur noch deutlicher bewusst, wie gut er eigentlich aussah. Ich hätte nie gedacht das zwei Monate eine so lange Zeit waren, aber es stimmte was die teuflische Stimme in meinem Inneren gesagt hatte: Nate hatte mir in diesem langen Zeitraum gefehlt und ich hatte mich öfter bei dem Gedanken daran erwischt, wie ich gerne etwas mit ihm unternehmen würde oder hatte sehnsüchtig auf mein Handy geschaut, in der Hoffnung dass er mir geantwortet hatte.

Nate folgte mir ins Wohnzimmer, wo er sich auf das Sofa fallen ließ, während ich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank holte und mich dann neben ihn setzte, wobei ich unbewusst sogar etwas näher an ihn herangerutscht war, als der übliche Abstand den ich normalerweise zu anderen Menschen einhielt. Als würde mein Körper mir damit etwas sagen wollen.

»Es freut mich dass wir beide endlich mal wieder Zeit gefunden haben uns zu treffen«, sprach ich meinen Gedanken aus und Nate grinste.

»Das klingt ja beinahe, als ob du mich vermisst hättest.«

»Habe ich nicht! Ich verbringe nur gerne Zeit mit dir...«, sagte ich schnell, wobei ich mein Gesicht abwandte da ich merkte wie ich, mal wieder, rot anlief. Das passierte mir immer nur in seiner Gegenwart, weil er mich so durcheinander brachte.

»Ich hätte gerne etwas mit dir unternommen«, sagte Nate nur trocken, dann beugte er sich leicht nach vorn, wobei er mich beinahe berührte. Wie hatte ich nur auf die Idee kommen können mich so nah neben ihn zu setzen? Mein Körper spielte vollkommen verrückt, ich war Nähe dieser Art nicht gewohnt und es machte mich unglaublich nervös. Dabei war ich fest im glauben gewesen, diese ganze „Boyslove shipping Sache" endlich hinter mich gebracht zu haben und nicht ständig die Fassung zu verlieren.

»Ich fresse dich nicht auf, keine Sorge«, grinste er dann, als er meine Reaktion bemerkte und ich widerstand dem Impuls zurückzuweichen sondern blieb standhaft. Es gab keinen Grund so empfindlich zu reagieren.

Wir redeten eine ganze Weile, erzählten uns von den Ereignissen der letzten zwei Monate und lachten. Abends bestellten wir Essen, dann öffneten wir noch eine Flasche Rotwein, welche ich von einem Arbeitskollegen geschenkt bekommen hatte. Diesmal achtete ich auch darauf nicht allzu viel zu trinken, immerhin wollte ich nicht wieder so etwas wie letztes Mal erleben und ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn mir derselbe Fehler noch einmal passieren würde. Irgendwann, als es schon recht spät wurde, beschlossen wir duschen zu gehen. Nate ging als erstes und ich wartete ungeduldig im Wohnzimmer, kämpfte immer wieder gegen die Müdigkeit an. Es war schön, dass ich mich selbst nach zwei Monaten Pause noch immer so locker und ungezwungen mit Nate unterhalten konnte, es war als hätte diese Zeit dazwischen nie existiert. Das machte eine gute Freundschaft aus und darüber war ich unendlich froh.

Nate kam zurück, wobei er auch mit nassen, in Strähnen herunterhängenden Haaren einfach noch unglaublich gut aussah... er könnte glatt Model in einem Katalog für Bandmerch sein. Schnell sprang auch ich unter die Dusche, wobei das warme Wasser dafür sorgte, dass die Müdigkeit langsam wieder verschwand und ich wacher wurde. Mit einem Handtuch um den Hals und meinen Schlafklamotten, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück, in welchem Nate gerade im Raum stand, als hätte er sich umgesehen. Bei meinem Eintreten musterte er mich von oben bis unten, schien jeden Zentimeter meines Körpers in Augenschein zu nehmen, keine Stelle auszulassen und ich spürte wie ich unter seinem Blick schauderte, nicht wissend ob ich ihn angenehm oder unangenehm fand.

Plötzlich hatte Nate den Abstand zwischen uns verringert und stand nun so dicht vor mir, dass ich seine Körperwärme deutlich spüren konnte. Bevor ich realisierte, was genau er da eigentlich tat, hatte er schon seine Lippen auf meine gelegt und küsste mich sanft, nicht fordernd oder aufdringlich. Seine Lippen waren warm und weich und fühlten sich seltsam angenehm an, sodass ich damit zögerte ihn zurück zu weisen. Eigentlich wäre meine Reaktion gewesen ihn heftig von mir zu stoßen, aber stattdessen löste ich mich von ihm und schob ihn sanft von mir weg.

»Ich... es tut mir leid«, sagte er, als ich ihn von mir geschoben hatte und schaute mich mit einem Blick an, als wäre er selbst erschrocken darüber was genau er da eigentlich gerade getan hatte, dann fuhr er sich unsicher mit einer Hand durch seine noch immer nassen Haare.

»Ich bin nicht schwul«, antwortete ich und hätte mich im nächsten Moment selbst dafür schlagen können, dass meine Worte viel härter klangen als beabsichtigt. Als hätte er bereits mit dieser Antwort gerechnet, nickte er nur.

»Ich bin mir dessen bewusst. Es tut mir leid, aber meine Gefühle für dich hatten gerade einen kurzen Moment die Oberhand, dass wird nicht noch einmal vorkommen. Ich schwärme schon eine längere Zeit für dich, weiß aber dass ich keine großen Chancen bei dir habe. Normalerweise versagt meine Selbstbeherrschung nicht, aber ich habe dich lange nicht gesehen und gerade eben... das soll keine Ausrede sein.« Es war das erste Mal dass er so viel am Stück gesagt hatte, er wirkte verlegen fast schon niedergeschlagen und ich konnte es ihm kaum verübeln.
Trotzdem störte es mich, dass er einfach so aufgab ohne es überhaupt versucht zu haben. Obwohl ich froh sein sollte, dass er realistisch genug war zu wissen, dass niemals eine Beziehung zwischen uns entstehen würde, da die Realität nun mal kein billiger Yaoi-Manga war wo aus aus einem Typen welcher offensichtlich hetero war plötzlich ein schwuler wird, verletzte es mein Ego dann doch irgendwie, dass er es nicht einmal versucht hatte, sondern die Tatsache einfach hinnahm. Aber was blieb ihm auch anderes übrig? Es wäre ja sinnlos sich zu bemühen wenn es ohnehin keine Hoffnung gab und außerdem hatte er ja nur gesagt, dass er schwärmte... und nicht verliebt war.

»Schon okay. Ich gehe schlafen... Gute Nacht«, brachte ich schließlich heraus, wobei meine Gefühle ein einziges Chaos waren, dann flüchtete ich in mein Schlafzimmer und kroch unter die Bettdecke, hoffte dass alles nur ein Traum war und ich morgen normal aufwachen würde, ohne dass eine unangenehme Stimmung zwischen uns herrschte.

Wieso hatte ich ihn eigentlich nicht sofort zurück gestoßen?

Weil es dir gefallen hat, meldete sich nun auch die kleine Stimme wieder zu Wort, die ich eigentlich verbannt hatte, die aber anscheinend trotzdem nicht aufgeben wollte.

Sicher kam meine Reaktion nur daher, dass es der erste Kuss seit langem war und mein Körper schlicht darauf reagiert hatte.

Zumindest versuchte ich mir das selbst einzureden.  

Dark Shame (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt