11.Kapitel

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»Key, du solltest langsam ins Bett gehen«, meinte Nate leise, der neben mir auf dem Sofa saß und mich aus irgendeinem Grund gerade an den Schultern festhielt. Wann war er mir denn so Nahe gekommen? Normalerweise wahrte er immer einen gewissen Abstand worüber ich sehr froh war, da ich das bei jedem Menschen schließlich tat und wert drauf legte. Oder war ich vielleicht derjenige, der näher an ihn herangerutscht war?

»Ich bin noch nicht müde«, sagte ich, wobei man bei meinem Genuschel Mühe hatte zu verstehen was genau ich eigentlich gesagt hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich es drei Sekunden später ohnehin wieder vergessen und wusste selbst nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte... und ob ich es auch gesagt hatte.

»Du hast viel zu viel getrunken und gehörst ins Bett.« Während sich in meinem Kopf alles drehte und ich Probleme damit hatte, seine Worte wirklich zu verarbeiten, schien er noch völlig nüchtern und normal zu sein.

»Ich habe gar nicht viel getrunken!«

»Notfalls trage ich dich auch ins Bett, wenn du von alleine nicht gehst«, drohte er und ich verdrehte die Augen.

»Das würdest du nicht.« Noch bevor ich, mit meinem betrunkenen und sehr langsam arbeitenden Gehirn bemerkt hatte was passierte, hatte Nate mich auch schon hochgehoben und trug mich wie eine Prinzessin auf den Armen in mein Schlafzimmer, wobei er sich Mühe gab nicht versehentlich irgendwo anzustoßen. Ich klammerte mich an ihn, das ich nun wirklich alles in meinem Kopf drehte und mir schlecht wurde und auch als er mich auf mein Bett fallen ließ, löste ich meine Umklammerung nicht.

»Kriegst du es hin dich alleine auszuziehen?« Ich hatte die Frage gar nicht wirklich verstanden, da mein Gehirn nun sämtlichen Betrieb eingestellt hatte, also starrte ich ihn nur völlig verständnislos an, als hätte er mir eine unverständliche Matheaufgabe gestellt, deren Sinn ich nicht einmal begreifen konnte.

Seit wann saß ich eigentlich auf meinem Bett? War ich nicht eben noch im Wohnzimmer gewesen?

Nun seufzte Nate auf, dann half er mir tatsächlich dabei T-Shirt und Jogginghose auszuziehen, wobei er so etwas murmelte wie: »Eigentlich ziehe ich nur dann einen anderen Mann aus, wenn ich plane ihn flachzulegen und nicht weil er betrunken ist.« Ich war völlig verwirrt über diese Aussage, da ich den Zusammenhang nicht verstand und es für mich in diesem Moment keinen Sinn ergab. Wieso zog er mich eigentlich gerade nochmal aus? Oder hatte ich mich selber ausgezogen?

Bevor Nate sich zum Gehen wandte, hatte ich meine Arme erneut – was absolut untypisch für mich war – um ihn geschlungen und zog ihn ein Stück zu mir.

»Ich mag dich Nate, du bist ein echt guter Freund geworden... dabei kenne ich dich eigentlich kaum. Wenn ich meine Geschwister nicht so wahnsinnig lieb hätte, würde ich dich noch viel, viel mehr mögen.« Er lachte kurz, dann löste er meine Arme von seinem Körper.

»Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Schlaf jetzt.« Ich fiel nach hinten direkt in mein weiches Kissen und es dauerte keine zwei Sekunden ehe ich eingeschlafen war.

~~~

»Na auch endlich wach?«, fragte Nate, als ich völlig übermüdet und mit höllischen Kopfschmerzen, die sich anfühlten als würde in meinem Kopf gerade der dritte Weltkrieg stattfinden, in die Küche gestolpert kam.

»Ich brauche erst einmal Wasser und eine Schmerztablette«, stöhnte ich und Nate, welcher gerade am Küchentisch saß und einen Kaffee trank, gab ein leises Lachen von sich.

»Du warst gestern ziemlich betrunken, hätte gar nicht gedacht, dass du so wenig verträgst«, meinte er, während ich mir ein Glas Wasser eingoss und eine Tablette einnahm.

Ich setzte mich neben ihn an den Tisch, wobei ich Mühe hatte meinen Kopf auch aufrecht zu halten.

»Ich kann mich kaum an etwas erinnern. Wir haben einen Film geschaut und nebenbei etwas von meinen Resten getrunken... und danach... wie bin ich eigentlich ins Bett gekommen?«

»Ich habe dich ins Bett geschafft und dir sogar beim ausziehen geholfen, weil du alleine zu gar nichts mehr in der Lage warst«, meinte Nate trocken und ich spürte wie mein Gesicht so rot anlief, dass ich sicher gerade einer Tomate Konkurrenz machte.

»Entschuldige, normalerweise lasse ich mich nicht so gehen.« Ich seufzte frustriert auf und massierte meine Schläfen, auch wenn das nicht wirklich etwas brachte. Hoffentlich wirkte die Schmerztablette schnell, mein Kopf brachte mich gerade wirklich um.

»Ach, ich fand es sogar ganz süß wie anhänglich und gesprächig du wirst, wenn du getrunken hast. Normalerweise versteifst du dich ja immer sofort, wenn man dir auch nur ein paar Zentimeter zu Nahe kommt, aber diese anhängliche Seite von dir war doch ganz unterhaltsam.« Seine Mundwinkel zuckten und ich stöhnte auf. Ich sollte nie wieder Alkohol anrühren.

»Hast du Hunger?«, fragte ich dann und er nickte. Ich sah zum ersten Mal, seit ich aufgewacht war auf mein Handy, wo ich ein paar Nachrichten hatte, die ich gerade alle ignorierte und stattdessen eine Lieferapp öffnete.

»Hier, such dir was aus. Die Rechnung geht diesmal auf mich – als Entschädigung, dass unser Abend damit geendet hat, dass du mich an der Backe hattest.«

»Es hat mir absolut nichts ausgemacht.« Er tippte auf meinem Handy herum, ehe er es zu mir schob und ich ebenfalls eingab, was ich haben wollte und bestellte. Die Schmerztablette begann langsam zu wirken und ich fühlte mich minimal besser, auch wenn ich vermutlich trotzdem den Tag Anime schauend auf dem Bett verbringen würde.

Nate blieb noch bis zum Essen, dann verabschiedete er sich und ich verkroch mich mit meiner Bettdecke und Kissen auf das Sofa, wobei mir etwas seltsames auffiel. Es hing noch ganz leicht Nates Geruch in der Luft und mir war nie aufgefallen, wie angenehm er eigentlich roch.  

Dark Shame (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt