NATE
Ich schloss die Haustür auf, dann warf ich meinen Schlüssel wie immer in die kleine Schale die auf dem Schrank im Flur stand und zog meine Schuhe aus. Es war schon Abend und meine Eltern waren nicht zu Hause, da sie sich im Kino einen Film ansehen wollten, was hieß dass Alina sicher gerade die Zeit nutzte um auf dem riesigen Flachbildfernseher im Wohnzimmer einen Anime zu schauen.
Ich hatte auch den heutigen Tag bei Key verbracht und am liebsten wäre ich länger dort geblieben, allerdings kannte ich ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ihm das zu viel geworden wäre. Außerdem musste er morgen wieder arbeiten, während ich noch zwei Tage frei hatte.
Da ich in die Küche wollte war ich gezwungen durch das Wohnzimmer zugehen, wo Alina wie ich es mir bereits gedacht hatte saß und geradeeinen Anime schaute, wo halbnackte Typen in Schwimmkleidung auf dem Bildschirm zu sehen waren.
»Du warst ja lange weg«, sagte sie und warf mir einen prüfunden Blick zu.
»Und?«
»Nichts.« Sie wandte sich wieder dem Fernseher zu und ich ging in die Küche, wo ich mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Orangensaft nahm.
»Hast du schon gegessen?«, fragte ich und blieb im Türrahmen stehen. Alina sah nicht einmal auf als sie antwortete.
»Noch nicht.«
»Bestellen wir Pizza?«
»Gerne.« Ich öffnete eine der vielen Lieferapps auf dem Handy und bestellte Pizza, dann setzte ich mich in den Sessel und lehnte mich zurück. Nachdenklich schaute ich auf mein Handy, natürlich hatte ich keine Nachricht von Key (er schrieb einen nur selten an) aber ich überlegte, ob ich ihm nicht vielleicht schreiben sollte. Ich mochte ihn, seine Gesellschaft war angenehm und es war lustig, wie er verzweifelt versuchte cool zu sein, obwohl er es auf seine eigene Art und Weise bereits war. Um ehrlich zu sein bewunderte ich ihn dafür, dass er ein Hobby hatte was ihn so sehr begeisterte und er offen zudem stand was er mochte. Er trug nie normale T-Shirts sondern immer etwas aus einem Anime oder einer Serie, seine Mangasammlung war wirklich beeindruckend und hatte sicher auch ein Vermögen gekostet, aber trotzdem ging er einem nicht damit auf die Nerven, indem er nur über sein Hobby sprach. Man konnte sich ganz normal mit ihm über alles mögliche unterhalten und auch wenn sein Otaku Dasein einen riesigen Teil seines Lebens einnahm, schaffte er es trotzdem total normal und richtig cool zu wirken und sich auch für andere Dinge zu begeistern.
»Es ist gruselig wenn du dein Handy so anlächelst, obwohl du sonst immer so gelangweilt wirkst«, meinte Alina und warf mit einem Kissen nach mir, was mich am Kopf traf und ablenkte.
»Warst du etwa auf einem Date? Und bist gleich über Nacht geblieben?«, fragte sie dann interessiert und ich warf das Kissen zurück.
»Du nervst. Ich war nicht auf einem Date.«
»Wenn du das sagst. Es ist nur selten, dass du solange weg bleibst, normalerweise kommst du immer spätestens am nächsten Morgen zurück. Daher dachte ich, du hast vielleicht wieder jemanden in Aussicht.«
»Selbst wenn, ich bin erwachsen und kann machen was ich will.« Bevor unsere Diskussion noch weiter gehen konnte klingelte es auch schon an der Tür und ich nutzte die Gelegenheit um der Fragerunde mit meiner Schwester zu entgehen. Ich nahm die Pizzen entgegen,bezahlte und verschwand dann mit meiner nach oben in mein Zimmer, wo ich hoffentlich bis unsere Eltern wieder kamen meine Ruhe haben würde.
Mein Zimmer sah genauso aus, wie man es erwarten würde: An der Wand hingen ein paar wenige Poster von Motorrädern oder meiner Lieblingsband, ich hatte schwarze Möbel, einen Fernseher und ein Regal mit Videospielen. In der Ecke stand mein Saxophon und mein Notenständer, auf dem unordentlich ein paar Notenblätter lagen, die ich schon vor Wochen mal wieder sortieren wollte, aber mich einfach nicht dazu aufraffen konnte.
Seufzend warf ich mich aufs Bett, dann fotografierte ich die Pizza ab und schickte das Bild an Key. Ich war überrascht, als mein Handy beinahe sofort begann zu vibrieren und ich sah, dass er anrief.
»Ja?«, sagte ich mit vollem Mund und Key lachte.
»Entschuldige wenn ich dich beim Essen störe. Du magst doch auch Horrorfilme, oder? Demnächst läuft ein echt interessanter im Kino und ich dachte, wir könnten gemeinsam hingehen.« Ich schluckte hörbar hinunter und merkte wie sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln hoben.
»Natürlich, sag mir nur wann damit ich an dem Wochenende nichts plane.«
»Also nächste Woche geht nicht, da ich die nächsten zehn Tagearbeiten muss, aber danach habe ich gleich vier Tage frei, daherpasst es in zwei Wochen ganz gut. Du kannst gerne wieder über Nacht bleiben, wenn du möchtest.«
»Das Angebot nehme ich gerne an.«
»Oh und Nate?«
»Hmh?«
»Das nächste Mal lade ich dich zum Essen ein. Wir schreiben uns.« Damit legte er auf und ich warf mein Handy in die Ecke meines Bettes,ehe ich mich zurück lehnte und an die Decke starrte, während ich genüßlich die Pizza aß.
Ich kannte Key noch nicht sehr lange, aber es fühlte sich an als ob wir schon lange befreundet wären und dabei hatte ich ihn nur durch Zufall kennengelernt. Hätte meine Schwester mich an dem Tag nicht angebettelt mit ihr zu dieser Con zu fahren und hätte sie sich nicht mit Maria angefreundet, wäre ich ihm nie begegnet. Ich konnte nicht einmal sagen, was es war was mich an ihm so sehr faszinierte, aber irgendetwas hatte er an sich, was ihn unglaublich interessant machte.
Ich schüttelte mit dem Kopf. Das klang langsam schon, wie ein Mädchen aus einem dieser kitschigen Romantik Filme. Brrr.

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Dark Shame (Boyslove)
Novela JuvenilKey ist ein Otaku, wie er in sämtlichen Klischee Büchern anzutreffen ist: Regale voller Manga, Figuren und Merchandise, seine Freizeit verbringt er zum Großteil mit Anime schauen. Er kennt sich in den Genren welche er mag aus, ist oft das "Animelexi...