14.Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich irgendwie eigenartig. Ich wusste im ersten Moment nicht wo ich eigentlich war, meine Gedanken fühlten sich noch an als wäre Watte in meinem Kopf und es fiel mir schwer mir ins Gedächtnis zu rufen, was genau gestern passiert war. Mit einem Seufzen drehte ich mich auf die andere Seite und erstarrte, als ich nur wenige Zentimeter neben mir Nates Gesicht sah, welcher gerade friedlich schlief. Sofort riss ich meine Augen weit auf, stieß einen erstickten Schrei aus und wich zurück, wobei ich von der Bettkante rutschte und dann mit einem lauten Poltern auf dem Boden landete. Das würde sicher ein paar blaue Flecke geben.

»Mach nicht so einen Krach«, murrte Nate nur müde, dann drehte er sich auf die andere Seite, sodass er sich mit dem Rücken zu mir befand. Wieso hatte ich bei Nate im Bett geschlafen? Selbst wenn ich einfach während wir dem Film geschaut hatten eingeschlafen war, hätte er mich doch einfach wie jeden anderen Menschen aufwecken können. Zwar war sein Bett groß genug, dass zwei Personen bequem und ohne Probleme darin schlafen konnten, aber dennoch hatte ich gerade einfach nur einen riesigen Schreck bekommen und für einen kurzen Moment hatte ich auch geglaubt mein Herz würde stehenbleiben.

Langsam beruhigte sich mein Puls wieder und ich atmete einmal tief durch. Mit einem leisen Fluchen versuchte ich mich dann aus der Decke zu befreien welche ich (und ich hatte keine Ahnung wie ich das geschafft hatte) so komisch um meinen Körper gewickelt hatte, dass ich nicht einmal wusste wo sich Anfang und Ende befand. Als ich es dann endlich schaffte mich erfolgreich zu befreien, stand ich auf und warf einen fast schon panischen Blick zu Nate, welcher den Kopf mittlerweile unter der Decke vergraben hatte, vermutlich weil ich ihm zu laut war.

Am sich war nichts dabei gewesen morgens neben Nate aufzuwachen, aber die Tatsache dass unsere Schwester uns beide in einem kitschigen Boyslove Manga sahen, machte mich beinahe wahnsinnig. Ständig war ich in seiner Gegenwart urplötzlich ohne Grund verlegen und ertappte mich immer öfter dabei, wie ich darüber nachdachte ob Nate nicht manchmal bei irgendetwas was er tat oder sagte nicht doch Hintergedanken dabei hatte, auch wenn es absurd war. Normalerweise würde nicht einmal für eine Sekunde ein solcher Gedanke Platz in meinem Gehirn haben, aber seit er mit dem „shippen" Thema angefangen hatte, machte es mich seine Nähe einfach unglaublich nervös...

Sicher dachte sich Nate nichts dabei, wenn wir viel Zeit miteinander verbrachen oder ich bei ihm im selben Bett schlief und allein die Tatsache, dass ich so dermaßen übertrieben darauf reagiert hatte, war für mich schon schlimm genug. Ich vertraute ihm und hatte keinen Grund mich so bescheuert zu verhalten nur weil ich ständig über solche dummen Dinge nachdachte.

Mit einem leisen Grummeln richtete Nate sich nun auf, fuhr sich mit einer Hand durch seine dunklen, leicht zerzausten aber immer noch perfekt aussehenden Haaren und gähnte.

»Morgen«, sagte er, dann schaute er kurz auf sein Handy, ehe er es achtlos neben sich aufs Bett warf und dann aufstand.

»Tut mir leid, wenn ich dich vorhin aufgeweckt habe. Ich war einfach nur erschrocken«, sagte ich und er zuckte nur mit der Schulter, ehe er sein Feuerzeug und seine Zigarettenschachtel vom Schreibtisch nahm.

»Könnte ich vielleicht duschen gehen?«, fragte ich schnell, bevor er sich zum Rauchen auf den Balkon verzog.

»Sicher. Handtücher sind im Badschrank, nimm dir einfach eines.« Damit verließ er auch schon das Zimmer, ich hatte schon oft mitbekommen dass Nate nur nach seiner morgendlichen Zigarette wirklich ansprechbar wurde.

Seufzend nahm ich meinen Rucksack und ging dann in das Badezimmer, wo ich erleichtert aufatmete als ich die Tür hinter mir schloss. Ich trug noch immer die Klamotten vom Vortag, was man auch deutlich riechen konnte, also beeilte ich mich unter die Dusche zu kommen. Das warme Wasser sorgte dafür, dass ich mich wieder etwas beruhigte und wacher wurde.

Als ich fertig war und den Flur betrat bemerkte ich den Geruch nach Kaffee, also machte ich mich neugierig auf den Weg in die Küche, wo Nate gerade etwas von dem Gebräu in zwei Tassen füllte und mich bei meinem eintreten kurz musterte.

»Was möchtest du zum Frühstück?«

»Rührei«, antwortete ich automatisch und er hob eine Augenbraue, ich bildete mir ein ein sanftes Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen, ehe er sich umdrehte und mir tatsächlich Rührei machte. Mit einem Seufzen ließ ich mich auf einen der harten Küchenstühle fallen und mein Blick wanderte, ganz von selbst, zu Nate der gerade eine Pfanne auf den Herd stellte. Mir war nie aufgefallen wie muskulös und breit sein Rücken eigentlich wirkte, obwohl er nur wenige Zentimeter größer war als ich, strahlte er etwas starkes und selbstbewusstes aus. Seine Haare waren noch immer unordentlich, aber irgendwie schafften sie es trotzdem gut auszusehen, während ich nachdem Aufstehen eher einem Vogelnest glich... sein viel zu gutes Aussehen war einfach unfair.

Ich merkte wie ich rot wurde. Da saß ich hier, starrte Nate lächelnd an, während dieser mir mein Frühstück machte (wie bei einem alten Ehepaar) und dachte darüber nach, wie gut er eigentlich aussah. Trotz meiner Gedanken hatte dieser Moment etwas schönes und verursachte ein angenehmes warmes Gefühl in meinem Inneren.

Die Ruhe hielt nur nicht lange an, denn schon hörte man laute Schritte und Alina stürmte, gefolgt von Maria, in die Küche.

»Guten Morgen! Machst du uns auch Frühstück?«, fragte Alina gut gelaunt und Nate seufzte, ehe er mein Rührei auf einen Teller häufte und vor die Nase stellte.

 »Ja, aber geht mir nicht auf die Nerven.«  

Dark Shame (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt