Wir hielten auf dem kleinen Parkplatz am Stadtrand. Ich hatte vor das ganze Wochenende diesmal bei Nate zu verbringen – nach Ewigkeiten hatte ich auch einmal seine Eltern getroffen, welche alle beide unglaublich nett waren, aber denen er offensichtlich noch nichts davon erzählt hatte, dass wir zusammen waren.
Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie wussten dass er auf Männer stand.
Auf dem Parkplatz standen bereites mehrere Leute mit ihren Motorrädern, die sich lachend unterhielten. Auch ich trug heute einmal Lederklamotten, welche ich mir Nate geliehen hatte weil er meinte, dass es besser war wenn wir eine ganze Weile unterwegs waren und sie mich gut schützen würden.
Ich zählte sieben weitere Leute, die uns nun neugierig betrachteten als wie abstiegen.
»Da ist ja unser Küken endlich! Du hast lange gebraucht«, meinte ein Typ, der sofort breit grinsend auf uns zu kam und Nate zur Begrüßung auf die Schulter klopfte. Küken war ein sehr seltsamer Spitzname, vor allem für Nate, der alles andere als niedlich aussah.
»Es hat eben etwas länger gedauert. Key, das ist Tony. Tony, das ist Key.« Dieser Tony musterte mich von oben bis unten, ehe etwas in seinen Augen aufblitzte, was mir ziemlich unheimlich war.
»Ah, du bist also die Prinzessin von unserem Küken«, meinte er dann immer noch grinsend. Ich brauchte einen Moment, bis ich den Teil mit der Prinzessin verstanden hatte und ein wenig rot anlief.
»Eh...«
»Los, gehen wir zu den anderen.« Ich schaute Nate fragend an. Hatte er seinen Freunden davon erzählt, dass er schwul war und wir zusammen waren? Dieser Tony wirkte immerhin nicht wirklich überrascht, aber sehr ernst hatte er auch nicht geklungen, mehr als würde er nur einen Scherz machen. Nates Mundwinkel zuckten nur, dann gingen wir zu den anderen. Ich stellte mich vor und versuchte mir die Namen der anderen zumerken, allerdings war ich ziemlich schlecht darin.
Da ich schon immer recht schüchtern gewesen war, blieb ich die meiste Zeit während sie redeten ruhig, aber es dauerte auch nicht lange ehe jemand zu mir kam und versuchte sich mit mir zu unterhalten. Schnell stellte ich fest, dass sie alle eigentlich ziemlich nett waren und ich begann mich langsam zu entspannen. Dennoch konnte ich nicht anders, als ab und an einen Blick zu Nate zu werfen, der sich gerade lächelnd mit diesem Tony und einem anderen Typen – ich glaube er hatte sich als BK vorgestellt – unterhielt und wirkte, als hätte er wirklich Spaß. Einen kurzen Moment versetzte es mir einen kleinen Stich. In meiner Gegenwart trug Nate noch viel zu oft seine gelangweilte, undurchschaubare Maske, selbst wenn er sich mit mir recht locker unterhielt. Wie lange würde es wohl dauern, bis er auch bei mir dauerhaft dieses Lächeln auf den Lippen hatte, während er mit mir sprach?
»Okay, damit steht unser Plan jetzt fest.« Die Gruppe stimmte murmelnd zu und jeder ging zu seinem Motorrad, während ich einen kurzen Moment den Helm betrachtete.
Ich stieg hinter Nate auf das Motorrad, schlang meine Arme um ihn und los ging die Motorradtour.
~~~
Der Abend hatte ruhig geendet, mit einer netten Unterhaltung auf einem fast schon verlassenen Parkplatz in der Nähe eines Waldes, dann hatte sich die Gruppe allmählich aufgelöst. Es wurde beschlossen, demnächst mal eine richtige Feier zu veranstalten und auch ich war eingeladen gewesen, da mich der Typ der die Party schmeißen wollte – Leon war sein Name – anscheinend ganz gut leiden konnte. Ich konnte noch nicht sagen, dass ich mich inmitten der Gruppe wirklich wohl fühlte, eher etwas fehl am Platz, aber es würde mit ihrer lockeren Art nicht lange dauern, ehe ich ebenfalls entspannter in ihrer Gegenwart war.
Es war mitten in der Nacht als wir zurück kamen, alles im Haus war bereits dunkel nur im Zimmer seiner Schwester brannte noch ein schwaches Licht. Wir versuchten trotzdem leise zu sein, um seine Eltern nicht aufzuwecken.
»Es tut mir leid. Gerade Tony ist sehr eigen, aber er ist ein lieber Kerl«, meinte Nate, als wir leise die Stufen nach oben gingen und sein Zimmer betraten.
»Alles gut, sie waren sehr nett und aufgeweckter, als ich erwartet habe. Und so offen und freundlich... ich bin das nicht gewöhnt. Ich bin auch gerade trotzdem irgendwie ganz schön erschöpft und müde, obwohl ich nur hinten drauf saß.« Nate grinste, dann zog er seine Kleidung aus, sodass er nur in Boxershorts vor mir stand.
»Wird das deine Familie nicht komisch finden, wenn ich bei dir im Zimmer in deinem Bett schlafe?«, fragte ich und er zuckte mit der Schulter.
»Ich glaube nicht. Sie werden eher davon ausgehen, dass du auf dem Boden oder dem Sessel schläfst, so wie wenn Tony mal wieder sturzbesoffen bei mir eingepennt ist. In mein Zimmer kommen sie nicht so einfach rein und selbst wenn sie sich irgendetwas dabei denken sollten, dann ist das eben so.« Er schien es ziemlich locker zu sehen und ich war viel zu müde, um mir noch groß Gedanken darum zu machen.
»Hmh. Wieso hast du es deinen Eltern noch nicht gesagt?«, fragte ich während ich mich ebenfalls auszog. Er zuckte mit der Schulter.
»Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Sie sind sehr verständnisvoll und um ehrlich zu sein gibt es für mich keinen Grund es ihnen nicht zusagen. Ich fühle mich nicht unwohl oder unsicher oder dergleichen...Das mag jetzt etwas eigenartig klingen, aber für mich ist meine Sexualität einfach etwas was zu mir gehört und für mich vollkommen normal und fast schon nebensächlich. Ich erzähle meinen Eltern nicht, wer meine Lieblingsband ist oder welches Motorrad ich am liebsten fahre. Das ist zwar ein dummer Vergleich, da die Sexualität immer noch ein heikles Thema ist und man akzeptiert werden möchte, aber ich weiß genau dass meine Eltern das so sehen wie ich. Ich wette wenn ich morgen vor ihnen stehen würde und sagen würde„Übrigens ich bin schwul" wäre ihre Reaktion vermutlich „Okay. Was möchtest du zum Abendessen?", so als hätte ich ihnen gerade erzählt, dass Grün meine Lieblingsfarbe ist. Natürlich würden sie, wie alle Eltern, später fragen ob ich einen Freund hätte und ob ich ihn mal mitbringen kann, aber in erster Linie würde es sie nicht stören oder schocken. Sie wissen genau, dass ich weiß, dass sie es okay finden, dass sie Verständnis haben und sie es einfach als einen Teil meiner Persönlichkeit sehen. Ich vertraue ihnen."
Ich versuchte mir die Reaktion meiner Eltern vorzustellen, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ich einen Freund hatte. Ich sah schon genau meinen Vater vor mir, wie er mich anschaute, dann begann zu Grinsen und mich damit aufziehen würde, so wie er es auch immer tat, wenn er mich auf meine Boyslove Sammlung ansprach.
Das meine Eltern davon wussten war eine sehr peinliche Geschichte aus meinem Leben.
»Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt es ihnen gegenüber doch mal zu erwähnen«, meinte Nate dann, als ich nichts weiter gesagt hatte und kroch unter die Bettdecke. Ich tat es ihm gleich, kuschelte mich an ihn.
"Ich habe es nicht eilig damit als dein Freund vorgestellt zu werden", meinte ich, da ich nicht wusste ob Nate mein Schweigen vielleicht falsch interpretiert hatte.
"Hmh, wer weiß. Ich bin viel zu müde um zu denken. Gute Nacht." Er gab mir noch einen sanften Gute Nacht Kuss, dann war ich beinahe sofort eingeschlafen.
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Dark Shame (Boyslove)
ספרות נוערKey ist ein Otaku, wie er in sämtlichen Klischee Büchern anzutreffen ist: Regale voller Manga, Figuren und Merchandise, seine Freizeit verbringt er zum Großteil mit Anime schauen. Er kennt sich in den Genren welche er mag aus, ist oft das "Animelexi...