23.Kapitel

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NATE

»Oh ist doch super! Viel Spaß!«, sagte Key, es klang freundlich und aufrichtig, als würde er es auch wirklich so meinen, dann legte er schneller auf als ich mich verabschieden konnte.

Ich starrte mein Handy einen Moment lang an, ehe ich mich seufzend an die Mauer lehnte vor welcher ich gerade stand und in den Himmel hinauf schaute.

Was genau bezweckte ich mich eigentlich damit? Ich hatte ihm das mit dem Date nur erzählt, weil ein kleiner Teil von mir gehofft hatte, dass er irgendeine Art von Reaktion zeigen würde, aber letztendlich hatte er genauso geantwortet, wie es jeder guter Freund tun würde.

Es war ein regelrechter Stich ins Herz, dabei ließen mich solche Dinge sonst ziemlich kalt. Wie uncool war ich nur geworden, dass ich mich schon von so etwas aus der Fassung bringen ließ? Ich hatte ihm sogar unter die Nase gerieben, dass ich ein Date hatte. Als wäre ich 14 und hätte die Hoffnung, dass er eifersüchtig werden würde, weil er mich ja doch mochte.

Als ob das jemals passieren würde.

~~~

»Ich bin jetzt einfach einmal ehrlich... aber du bist so interessant wie ein Goldfisch«, meinte besagter Typ, sein Name war Nico und seufzte. Er wirkte enttäuscht, offensichtlich hatte er sich von alldem mehr erhofft, aber mich kümmerte seine Antwort nicht wirklich – er kannte mich immerhin kaum, außerdem war er derjenige, der auf mich zugekommen war und sich unbedingt mit mir hatte treffen wollen. Es war ja nicht meine Schuld, dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

»Ich verstehe echt nicht, wieso du einem Treffen zugestimmt hast, wenn du offensichtlich überhaupt nicht daran interessiert bist.« Es lag nicht einmal daran, dass ich komplett abgeneigt war, im Gegenteil um mal wieder auf andere Gedanken zu kommen war es mir sehr willkommen jemanden neues kennenzulernen, aber bestimmt niemanden der mich ohne zwischendrin Luft zu holen ganze drei Stunden lang voll labberte und mir seine halbe Lebensgeschichte präsentierte. Solche Menschen hatte ich noch nie verstehen können, zwar war es manchmal einfacher mit Fremden über seine Probleme zu reden, aber er hatte mir zu viele Details erzählt, welche ein Fremder niemals erfahren sollte... und was niemanden beim ersten Treffen interessierte.

»Es passt einfach nicht«, meinte ich nur schulterzuckend und ernickte.

»Ja, zu der Erkenntnis bin ich auch schon gekommen. Nun denn,vielleicht läuft man sich ja doch mal zufällig über den Weg.« Er drehte sich um, dann verschwand er und ich blieb noch einen Moment lang stehen, zündete mir eine Zigarette an und ging Richtung Parkplatz.

Ich hatte zwar Freunde, aber trotzdem war ich nicht gut darin schnell welche zu finden, ich musste immer erst richtig mit jemandem warm werden. Bei Key war mir das überraschenderweise so leicht gelungen...

Ständig, wenn ich mal nicht aufpasste, glitten meine Gedanken wieder zu ihm. Das war nicht gut.

Entschlossen wählte ich die Nummer von Tony und er ging tatsächlich nach dem zweiten Klingeln ran, wesentlich schneller als er sonst ans Telefon ging.

»Na Küken, was gibt's?«, fragte er gut gelaunt.

»Hast du heute Zeit? Habe Lust mal wieder etwas zu unternehmen.«

»Klingt als ob du mal wieder ein schlecht gelaufenes Date hinter dir hast. Ich ruf mal Leon und BK an, vielleicht haben sie auch Zeit. Kommst du gleich vorbei?«

»Bin in zwanzig Minuten bei dir«, meinte ich und legte auf.

Ich setzte mich auf mein Motorrad und fuhr zu Tony, welcher im Nachbardorf lebte. Wie immer parkte ich in der Einfahrt des Hauses, in welchem er lebte. Im Gegensatz zu mir lebte er nicht wirklich noch zu Hause – zwar wohnten seine Eltern und Großeltern im selben Haus, er hatte aber eine komplette Wohnung nur für sich und konnte daher tun und lassen was er wollte ohne groß dabei gestört zu werden.

Ich klingelte und wurde sofort von ihm rein gelassen, dann folgte ich ihm die Treppen nach oben in den dritten Stock, legte meinen Helm wie immer ab und setzte mich ins Wohnzimmer. Tony hatte bereits Bier und Snacks bereit gestellt.

»Die anderen beiden kommen auch gleich. Willst du darüber reden?«, fragte er und ich schüttelte mit dem Kopf.

 »So tragisch war das jetzt auch nicht. Kommt ab und an mal vor, dass ein Date scheitert, aber davon kannst du ja ein Lied singen«, meinte ich mit einem Grinsen und er verdrehte die Augen, ehe er eine Tiefkühlpizza in den Ofen schob und sich dann ebenfalls auf das Sofa fallen ließ. 

»Vielleicht brauchen wir mal wieder neue Leute in der Gruppe.«

»Wie kommst du da jetzt plötzlich darauf?«, fragte ich, nahm mir eine Flasche Bier und öffnete diese.

»Seit du vor drei Jahren zu uns gekommen bist, kam niemand Neues mehr... und ein paar von den früheren Mitgliedern werden wohl auch nicht mehr kommen. Es sind doch jetzt kaum noch welche, es ist ein Wunder wenn wir überhaupt mal etwas auf die Beine stellen. Vermisst du die Zeiten, wo unsere Treffen regelmäßiger waren nicht auch manchmal?«

»Manchmal schon, ja. Wir hatten immerhin sehr viel Spaß miteinander, es ist schon schade, dass die Gruppe immer mehr auseinander fällt. Aber sind wir mal ehrlich: Selbst wenn wir neue Leute ranziehen könnten, es würde nicht wieder so werden wie vorher.«

»Du kannst manchmal ein elender Pessimist sein«, seufzte Tony und öffnete sich ebenfalls eine Flasche Bier.

 »Ich betrachte das eher realistisch würde ich sagen.« Es klingelte und Tony öffnete die Tür, ließ die anderen beiden herein. Den restlichen Abend verbrachten wir damit, uns während wir (angetrunken) Mario Kart spielten gegenseitig fertig zu machen und nebenbei eine Tiefkühlpizza nach der anderen zu essen. Zum ersten Mal dachte ich überhaupt nicht mehr an Key.  


Dark Shame (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt