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Taehyung PoV:

Blinzelnd sah ich durch den Sucher, meine Hände leicht zitternd, doch ich erblickte: nichts.
Beziehungsweise nichts, was ich nicht erwartete hätte.

Unberührt erstreckte sich die kleine Lichtung vor mir, das Sonnenlicht brach sich an den gesplitterten Fenstern des Vehikels, die abgeplatzte Lackierung schimmerte in einem dunklen blau und war von großen Rostflecken durchzogen.

Augenblicklich fiel die letzte Angst, die ich eventuell noch gehegt hatte, von mir; ohne weiter darüber nachzudenken trat ich ein Stück näher heran.

Unbedingt wollte ich das Innere des Abteils erkunden, die Aura, die diesen Ort umgab, war unbeschreiblich.

Sanft strich ich mit meinen Fingern über den Türrahmen, während ich verträumt die Außenwand weiter betrachtete, da vernahm ich plötzlich ein Rascheln im Innenraum und bevor mein Gehirn die Ereignisse weiter hätte verarbeiten können, wurde ich grob am Handgelenk gefasst und von jemandem einige Meter weggezerrt.

Es war, als würde mein ganzer Körper unter Strom stehen.

Unfähig mich in irgendeiner Form zu bewegen, starrte ich perplex auf mein Handgelenk, hob dann jedoch abrupt meinen Kopf und sah unmittelbar in die Augen der Gestalt, die weiterhin mein Handgelenk fest umklammert hielt.

Diese Augen, schoss es mir durch den Kopf.

»Dürfte ich freundlicherweise erfahren, was das hier werden soll? Dies ist ein Privatgrundstück«, hörte ich den Mann aus meinen Albträumen mit engelsgleicher Stimme sagen.

Sie wirkte, ähnlich wie seine restliche Präsenz, vollkommen hypnotisierend auf mich, sie war so klar und hell und dennoch wohnte ihr etwas Tieferes, Dunkles inne, etwas Undefinierbares.

Wie ein hypnotisiertes Kaninchen starrte ich ihn weiter an. Von meinem Handgelenk gingen weiterhin kontrollierte Stromstöße aus, fuhren durch meinen ganzen Körper und brachten mich leicht zum Erzittern.

Die Gestalt mir gegenüber schien dies jedoch scheinbar völlig unbeeindruckt zu lassen, er intensivierte unseren Augenkontakt nur noch und sein Gesicht kam dem meinigen immer näher. Oh Gott, was hatte der denn jetzt vor?

»Bist du stumm oder einfach nur blöd?«, erklang erneut seine schöne Stimme und hallte über die Lichtung. Ich konnte meinen Blick beim besten Willen nicht von diesen Augen lösen.

»Ich ähm also, ich war, nun ja, ähm ich habe gar kein Schild gesehen und da dachte ich-«, stammelte ich.

»Dies ist kein Ort für Kinder«, unterbrach er mich jäh. »Das sage ich dir jetzt nur einmal, also hör gut zu: Halte dich von diesem Ort fern.« Obwohl der Mann ohnehin schon einige Zentimeter größer war als ich, schien es als würde er mich nach seiner Ansage noch um ein Vielfaches überragen, in seinen Augen blitzte etwas Bedrohliches auf.

Ich fand die letzten jämmerlichen Überreste meines Egos, kratzte sie zusammen und erwiderte: »Kind? Ich bin kein Kind!« Schmollend schob ich meine Unterlippe vor und versuchte seinen Griff zu lösen, den er daraufhin aber nur weiter verstärkte.

Wow Tae, deine Aussage hast du ja mit deiner Aktion gerade glanzvoll untermauert.

Die Person hingegen schenkte mir ein kehliges Lachen »Soso, kein Kind mehr also?« Er zog mich näher an sich heran, sodass meine Hände locker auf seiner Brust lagen. »Und warum zitterst du dann wie ein kleines Kind?«

Mein Herz überschlug sich und ich spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss.

In was für eine Situation war ich da gerade nur reingeraten und warum schaffte ich es nicht mich zu wehren?

DAS LACHEN DER TRAUERWEIDEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt