Jeongguk PoV
Die grellen, wild durcheinander blinkenden, bunten Lichter der chaotischen, sich beinahe prunkvoll vor mir erhebenden, Metropole brannten schmerzhaft in meinen zusammengekniffenen Augen, als ich ruhelos durch die zwielichtigen Gassen des einschlägigen Szeneviertels streifte.
Von allen Seiten prasselten die unterschiedlichsten Sinneseindrücke auf meinen noch immer pochenden Schädel ein; das Gesicht hinter dem hochgestellten Kragen meines schweren Mantels verbergend, vernahm ich den Geruch der vielen, kleinen Imbissbuden und Trinkhäuser, die die heruntergekommene Straße säumten; die Luft war erfüllt von dröhnenden Bässen, beinahe pulsierend, erfasste mich der eintönige Rhythmus und fuhr fordernd durch meine Glieder bis hin zu dem schlagenden Herzen in meiner Brust, welches sich automatisch dem Takt der basslastigen Musik anzupassen schien.
Die unaussprechlichsten Namen trugen die unzählbar vielen Schwulenbars, die sich schmutzig zwischen die kleinen, unscheinbaren Lokale pressten.
Unruhig schweifte mein Blick über die drängenden Massen, die sich, gehüllt in funkelnde, glitzernde Gewänder aus Seide und anderen feinen Stoffen, ausgelassen lachend an den Eingängen der Bars und Läden tummelten, während ihre Augen beinahe dasselbe Funkeln aufwiesen, welches ihre mit Pailletten besetzte Kleidung im Schein der bunten Neonröhren reflektierte.
Die Luft an diesem Ort war keinesfalls zu vergleichen mit der in den aufgeweckten Gassen Hongdaes, matt schimmerten die Sterne über unseren Köpfen lediglich durch eine dichte, am Himmel wabernde, Wolkendecke aus Smog und anderem Feinstaub, der von den riesigen Werken, die das alte Industrieviertel umgaben, ausstießen.
Winzige Rinnsale aus schmierigem, dunkel glänzenden Öl vermischt mit dem Schmutz und Dreck, der sich in einer jeden Nacht auf den Straßen sammelte, flossen verästelt durch die schmalen Einbuchtungen im gepflasterten, ausgetretenen Untergrund.
An jeder Ecke konnte man sie bereits lauern und nach neuer, naiver Kundschaft, die sie mit viel zu starken Gratisproben anzufixen versuchten, geifern sehen; ein Großteil der Dealer, der auf diesem Pflaster den harten Stoff an den Mann brachte, hatten die rauen Jahre auf der Straße selbst zu Abhängigen ihres eigenen, heimtückischen Giftes, fein säuberlich abgewogen und abgepackt in transparenten Tütchen, werden lassen.
Ein jedes Mal, wenn ich einen Fuß in solche Gefilde setzte, wunderte ich mich über die Tatsache, wie die abgewrackten Todesbringer es weiterhin schafften, ihr Teufelszeug an neue, unscheinbare Studenten und andere junge, aufgeschlossene Gesichter zu bringen.
Ihre rastlos, umherschweifenden, blutunterlaufenen Augen, die dich aus ihren eingefallenen, aschfahlen Gesichtern nur gierig anstierten, während die bereits faulenden, dunkelschwarz verfärbten Finger vor deiner Nase mit einem ihrer Tütchen, welches die unterschiedlichsten illegalen Substanzen enthielt, meist vermischt mit noch gefährlicheren Streckmitteln, wedelten, waren anscheinend nicht Mahnmal genug für die oberflächliche Laufkundschaft.
Nicht annähernd konnte ich mir die Qualen vorstellen, die ein Mensch in seinem Leben hatte erleiden müssen, um seinem Körper einer solchen Todesmaschinerie freiwillig auszusetzen.
Vielleicht überanalysierte ich jedoch auch einfach die menschliche Psyche und der Bodensatz der Gesellschaft, welcher sich hier munter im Zwielicht der flackernden Straßenlaternen traf und auf der verzweifelten Suche nach ihrem nächsten Trip war, bildete lediglich die Menschen, die durch eigenes Verschulden ihr Leben zugrunde gerichtet hatten, ab.
Denn Menschen, die tatsächlich durch die Hölle gegangen waren, Menschen, die die Abgründe unserer Zivilisation mit eigenen Augen erblickt hatten, machten sich aus Erfahrung kaum etwas aus solch bewusstseinszerstörenden Substanzen, die das traurige Ende ihres ohnehin lächerlichen Lebens, noch mehr oder minder glanzvoll besiegeln würden.
![](https://img.wattpad.com/cover/180760889-288-k624759.jpg)
DU LIEST GERADE
DAS LACHEN DER TRAUERWEIDE
Fanfic𝗼𝗻𝗴𝗼𝗶𝗻𝗴 ❝In der Ferne war er bereits zu hören. Der galoppierende Herzschlag der alten Dampflok, welcher sich unweigerlich näherte. Die Miene des Jungen versteinerte, behutsam bettete er seine Wange unmittelbar auf dem kühlen Stahl, die Schien...