»Taehyung!« Laut lachend, kam der Kleine wie ein blonder Tornado auf mich zugewirbelt, ehe er sich mir stürmisch um den Hals warf.
Offensichtlich hatte Jimin schon gut was getrunken, zumindest dem Atem nach zu urteilen, den er mir ins Gesicht blies, als er sich wieder von mir löste.
»Jimin«, erhob ich meine Stimme gegen die dröhnende Musik, die gerade in der stickigen, kleinen Kneipe spielte.
Um ehrlich zu sein war diese Lokalität die letzte Absteige. Der gesamte Innenraum bestand aus dunklem, abgegriffenem Eichenholz, der Boden, sowie der Rest des Ladens schien schon länger keinen Putzlappen mehr gesehen zu haben und ich hatte das Gefühl, dass wir vier mit unserer Anwesenheit allein den Altersdurchschnitt rapide herabsetzten.
Aber das Bier war billig und da wir eh keine andere Option hatten, versuchte ich die Blicke der Einheimischen so gut es eben ging zu ignorieren.
Gelangweilt nippte ich an meinem Krug und beobachtete, wie Yoongi sich den anderen beiden vorstellte. Offenbar waren sie schon etwas länger hier, denn auch Hobis Wangen wiesen bereits einen deutlichen Rotschimmer auf und seine Körperhaltung wirkte entspannter als sonst in der Schule.
»Park Jimin«, stellte der Blonde sich Yoongi vor, welcher diesen nur mit großen Augen musterte.
Zugegebenermaßen sah Jimin gerade wirklich besonders gut aus, seine hellblonden Haare fielen ihm lässig immer wieder leicht vor die Augen, wenn er lachte und sich seine Lider dadurch zu kleinen Halbmonden verzogen, sein enges schwarzes Outfit bestehend aus Jeanshose und schwarzem Hemd tat ihr Restliches.
Trotzdem hatte ich Yoongi noch nie so schüchtern erlebt.
Stumm ergriff er die ausgestreckte Hand des Blonden und brummte ein verlegenes ›Hallo‹. Hoseok, welcher ihm lediglich zunickte, bedachte er nur eines kurzen Blickes.
Jimin, der weiterhin Yoongis Hand mit seinen winzigen Fingern fest umklammert hielt, kicherte plötzlich wild auf. »Dein Händedruck ist so stark!«
Oh nein, bitte nicht.
»Also Tae hat ja schon viel von dir erzählt, aber dass du so gut aussiehst, hat der Schlingel natürlich verschwiegen.« Sofort, nachdem er diese Worte geäußert hatte, schoss ihm das Blut ins Gesicht und der schüchterne Junge, den ich damals in der Schule kennengelernt hatte, kehrte zurück.
Der Alkohol hatte auf seine Zunge scheinbar eine durchaus lockernde Wirkung, stellte ich grinsend fest.
Trotzdem war ich nicht darauf aus, dass meine beiden besten Freunde sich zu gut verstanden, das konnte schließlich nur im Drama enden.
Schnell stellte ich also mein Bier auf dem klebrigen Tresen ab und legte meine Arme jeweils um die Schultern der Beiden, um etwas Distanz zu schaffen und die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen, als sie ohnehin schon war. »Ich bin definitiv noch zu nüchtern, um das alles hier zu ertragen«, lachte ich und wusste nicht sicher, ob ich damit diese Absteige, das unbeholfene Geflirte von Jimin oder mein schmerzendes Herz wegen Jeongguk meinte.
Den Körperkontakt ausblendend, schob ich die Beiden näher an den Tresen heran und deutete Hobi indes, er sollte uns ebenfalls folgen.
Einige Shots später ging es meiner Gefühlswelt jedoch eher schlechter als besser.
Warum funktionierte dieser blöde Alkohol denn ausgerechnet heute nicht richtig?
Während Yoongi und Jimin neben mir in ein scheinbar anregendes Gespräch vertieft waren und auch Hobi sich mittlerweile umorientiert hatte und einige Meter entfernt an einem der Tische mit einem Mädchen anbandelte, stöhnte ich laut auf, ehe ich mir weitere Shots bestellte, diesmal hingegen ganz für mich allein.
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DAS LACHEN DER TRAUERWEIDE
Фанфик𝗼𝗻𝗴𝗼𝗶𝗻𝗴 ❝In der Ferne war er bereits zu hören. Der galoppierende Herzschlag der alten Dampflok, welcher sich unweigerlich näherte. Die Miene des Jungen versteinerte, behutsam bettete er seine Wange unmittelbar auf dem kühlen Stahl, die Schien...