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Jeongguk PoV

Höllische Schmerzen durchzuckten abermals meinen Körper, als ich mich in das kühle glatte Leder der Sitze des Sportwagens meines Vaters sinken ließ.

Erneut überprüfte ich, ob alle Verbände richtig saßen und nichts durchblutete. Ich würde es nicht überleben, wenn meine Eltern herausfänden, dass auch nur irgendjemand ansatzweise was von meinem Verletzungen mitbekommen hatte.

Erschöpft war ich versucht, meinen glühenden Kopf an die kalte Fensterscheibe zu lehnen, die durch die stickige Luft im Auto immer noch von innen leicht beschlagen war, aber ich durfte nicht vergessen, mit wem ich hier im Wagen saß.

Und so riss ich mich mit letzter Kraft zusammen, konzentrierte mich darauf, dass meine Atmung in gleichmäßigen Stößen erfolgte und fixierte die winzigen Tropfen Kondenswasser, die sich unregelmäßige Wege an der beschlagenen Fensterscheibe hinabbahnten.

Meine Uni, die Seoul National University – kurz SNU – ist eine der führenden Universitäten dieses Landes, ausgezeichnet nicht nur durch den Korean Council for University Education, sondern auch von der Association to Advance Collegiate Schools of Business für ihre herausragende Wissensvermittlung im internationalen Managementbereich; selbst das Bildungsministerium Koreas ließ hier einiges an Subventionierungen einfließen.

Lediglich 10% aller Bewerber erhielten einen der begehrten Studienplätze, was sie landesweit zu einer der Universitäten mit dem strengsten und schwersten Auswahlverfahren macht.

Dementsprechend hoch waren auch die Studiengebühren, zwischen 3000000-6000000 ₩ zahlte man jährlich an die Institution, für eine Familie meines Ranges war das nicht der Rede wert, aber manch Andere verkauften teilweise ihr letztes Hab und Gut, um ihren Kindern die nur bestmögliche akademische Ausbildung zu ermöglichen.

Ein einfacher Uniabschluss war nämlich in Südkorea lange kein Garant für eine erfolgreiche Karriere, nicht zuletzt der schlechten Innenpolitik und der Überakademisierung geschuldet. Viele versuchten ihr Glück deshalb im Ausland.

Hätte man mich gefragt, wäre ich auch gerne ins Ausland gegangen, so weit wie möglich weg von diesem Land und meiner Familie, aber das würde wohl nie passieren.

Meine Familie legte zwar durchaus Wert auf eine internationale Ausrichtung meines Studiums, weshalb ich unter anderem nicht nur Business Administration, sondern auch International Studies und einige Fremdsprachenmodule belegte, jedoch würden sie mich nie ganz von der Leine lassen, auch wenn ich eventuell unter ihrer Aufsicht im Ausland agieren durfte.

Zum Glück fanden meine ersten Vorlesungen heute auf einem anderen Campusgelände nicht in Seoul, sondern in Suwon, etwa noch eine dreiviertel Autostunde weniger weit von unserem Dorf entfernt, statt.

Sobald mein Vater mich vor der Uni abgesetzt hatte, würde ich mich zur Bahn schleppen und auf direktem Wege zu Taehyung fahren.

Mein Herz begann zu klopfen, als ich an den kleinen Silberschopf dachte. Hoffentlich hatte er die Nacht einigermaßen gut überstanden, er hatte mir gestern noch erzählt, dass er diese wohl allein verbringen müsse, weil seine Mutter erstmal auf eine unbestimmte Zeit bei seinem Vater im Krankenhaus blieb.

Er solle sich nicht zu viele Gedanken machen, wurde ihm gesagt. Es würde schon alles werden.

Wie ich solch leere Versprechungen hasste.

Ich musste ihn gleich unbedingt auf andere Gedanken bringen. Zwar konnte ich seinen Schmerz, den er gerade empfand, nicht zwangsläufig nachvollziehen, aber das war nebensächlich.

Solange es ihm schlecht ging deswegen, hatte ich dies ernstzunehmen.


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DAS LACHEN DER TRAUERWEIDEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt