~ 8.3 ~

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Wie sich herausstellte, war Jeongguk nicht nur unglaublich gutaussehend, groß, attraktiv und charmant – nein, als hätte das Universum ihn noch nicht reich genug beschenkt, war er auch noch ein gnadenlos guter Koch.

Innerhalb von kürzester Zeit hatte er aus der wirklich überschaubaren Auswahl an zur Verfügung stehenden Lebensmitteln, die unser Vorrat hergab, die verschiedensten Gerichte gezaubert und das war ihm so locker von der Hand gegangen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Wie ein Kind im Süßwarengeschäft stand ich mit großen Augen in der Küche, dabei wahrscheinlich mehr im Weg als alles andere, und betrachtete ihn staunend bei seinem Tun.

»Wo hast du so gut kochen gelernt?«, platzte es irgendwann aus mir heraus, als er gerade dabei war, die letzten Teller dampfenden, wohlriechenden Essens auf unserem hellen Eichentisch im Wohnzimmer zu platzieren.

Leise lachend schob er mich zum Tisch und wir setzen uns.

«Meine Eltern haben dafür gesorgt, dass ich so gut kochen kann, wie ich es nun tue. Schon früh habe ich allein für sie gekocht«, erwiderte er schlicht.

Fasziniert schob ich mir eine Gabel von einem Gericht, welches mich am meisten ansprach, in den Mund und seufzte unmittelbar danach vor Entzückung auf.

»Ich hoffe, es schmeckt dir«, fügte Jeongguk leise hinzu.

»Das wäre eindeutig untertrieben«, nuschelte ich mit vollem Mund, bevor ich bemerkte wie unelegant das Ganze ausschauen musste und mir peinlich berührt die Hand vor die Lippen hielt. »Wollen wir gleich einen Film gucken?«, fragte ich ihn, nachdem ich runtergeschluckt hatte.

»Gerne doch, Kleiner. Aber nur, wenn ich diesmal aussuchen darf.« Sein Mund verzog sich zu einem leicht hämischen Grinsen.

Ich verschränkte die Arme und schob meine Unterlippe vor. »Wenn es denn sein muss«, murmelte ich schmollend.

Ich wollte es vor Jeongguk zwar nicht zugeben, aber ich hasste Horrorfilme. Deswegen wollte ich auch gerade mit allen Mitteln verhindern, dass er sowas in der Art einschaltete.

Er grinste, eine Augenbraue gespielt skeptisch hochziehend. »Und dieses Mal ohne Murren und ohne faule Tricks.« Er beugte sich etwas zu mir herüber über den Tisch. »Nächstes Mal lasse ich dich nicht so glimpflich davon kommen.« Seine Stimme wurde rau.

Als wir fertig gegessen hatten, räumten wir gemeinsam das dreckige Geschirr zurück in die Küche, um alles direkt abzuspülen.
Ich stapelte gerade die letzten Schüsseln ineinander, um sie rüberzubringen, da sah ich wie Jeongguk die Ärmel seines Hemds öffnete und locker nach oben krempelte, um mit dem Spülen zu beginnen.

Bevor er jedoch das Wasser aufdrehen konnte, war ich bereits zu ihm geeilt und betrachtete geschockt den dicken weißen Verband, der sein Handgelenk zierte.

Da fielen mir siedend heiß die Narben wieder ein, die ich bei unserer zweiten Begegnung, als er meinen verletzten Knöchel verbunden hatte, an seinem Handgelenk gesehen hatte.

In mir stieg in ein ungutes Gefühl auf. »Jeongguk, woher stammt das?«, fragte ich ihn ruhig, jedoch hörte selbst ich die Sorge, die in meiner Stimme mitschwang.

Ruckartig entzog er mir daraufhin seinen Arm. »Das ist nichts, ich habe mir die Haut dort bloß an einer spitzen Kante aufgeratscht«, murmelte er.

»Ach ja? Und was ist dann das?« Ehe er hätte reagieren können, hatte ich mir sein anderes Handgelenk geschnappt, welches mit denselben seltsamen Brandnarben übersät war.
Ich musste schwer schlucken.

Auch dieses Handgelenk versuchte mir der Jüngere zu entreißen, doch ich hielt es fest umklammert, trat einen Schritt an ihn heran und sah ihm direkt in die Augen, welche die Verwirrung, aber vor allem die Angst in seinen widerspiegelten. »Jeongguk, tust du dir das selber an?« Meine Stimme zitterte bei der Frage, ich räusperte mich, um mit festerer Tonlage fortzufahren. »Denk gar nicht daran, mich zu belügen! Warum tust du dir das an?«

DAS LACHEN DER TRAUERWEIDEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt