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„Ich nehme das Bett am Fenster", ließ Jungkook verlauten, sobald der Rothaarige ihr Hotelzimmer aufgeschlossen hatte. Schnell lief er zu eben angekündigtem Bett und ließ seinen Koffer einfach stehen, um sich in das Bett zu werfen. Taehyung zuckte stumm die Schultern und zog die Tür hinter sich zu, ehe er den Schlüssel auf die kleine Kommode direkt an der Tür legte und sich umsah. Das Zimmer war extrem klein, und die Betten nur einen guten Meter voneinander entfernt. Ein nicht ganz stabil aussehender Schrank stand im Eck, daneben eine weitere Kommode. Das war es dann wohl mit Privatsphäre, dachte Jungkook. Am Ende war er gezwungen, mit dem Anderen zu reden, wenn sie abends hier zusammen festsaßen. Doch er konnte sich immer noch einfach schlafend stellen, falls Taehyung nicht eh einer von dieser Sorte war, die um zehn bettfertig waren und noch ihre Klassikmusik zum Einschlafen voll aufdrehten.

Taehyung war niemand, den man besonders gut einschätzen konnte. Genauso gut konnte es sein, dass er ein Metalhead war oder auf englische Charts stand. Vielleicht liebte er ja auch heimlich koreanische Volkslieder und hatte die ganzen schlimmen Volkstänze dazu perfekt drauf. Dieser Gedanke ließ Jungkook grinsen. Er verschränkte seine Arme unter seinem Kopf und schloss die Augen. Besser dachte er nicht über den Rothaarigen nach, dann verging die Zeit schneller. Er war gerade in Gedanken bei dem nächsten Prank angekommen, den er Jin spielen würde, da erklang eine dunkle Stimme erstaunlich nah an seinem Ohr. „Willst du den Schrank oder diese komische Kommode?" Jungkook öffnete träge die Augen.

Taehyung stand dicht vor seinem Bett und schaute aufmerksam aus dem Fenster, das sich direkt über Jungkooks Bett befand. Ein schwarzes Bandana bändigte seine Haare und gaben den Blick auf seine großen, dunklen Augen frei. „Mir egal", anwortete Jungkook wahrheitsgemäß. Dieser Junge sollte nur wieder weg von seinem Bett. Sein Kopf hatte wieder angefangen zu dröhnen und er wollte einfach nur schlafen. Taehyung zuckte die Schultern und sah weiterhin aus dem Fenster. Jungkook musste zugeben, dass er nicht einmal hingesehen hatte, was der Blick aus seinem Fenster bot. Doch allzu spannend konnte es nicht sein, weswegen er laut schnaufte. „Was gibt's denn da Spannendes zu sehen?", sprach er leicht pampig und es sollte eigentlich keine Frage, sondern eine Anklage werden, doch Taehyung blickte auf ihn herab und setzte schon zu einer Antwort an. „Den kleinen Garten. Einen schönen Sonnenuntergang zwischen den Hochhäusern. Ein paar Autos. Mr Choi, der sich gerade eine Kippe anzündet. Und deine Freunde, die sich gegenseitig treten", fügte er noch hinzu und Jungkook zog die Augenbrauen zusammen. Die Monotonie, mit welcher Taehyung sprach, nervte ihn. Bewegte diesen Typen eigentlich gar nichts?

Der Rothaarige rückte wieder ein Stück ab und öffnete den knarzenden Schrank. Kurz darauf ertönte sein Husten im Raum, was Jungkook erneut dazu verleitete, den Blick auf Taehyung zu richten. „Scheiße", murmelte dieser und tat einen Schritt zurück. „Stell dich nicht so an", kommentierte der Dunkelhaarige trocken das Geschehen und starrte wieder die Decke des Hotelzimmers an. Sonderlich frisch sah die auch nicht mehr aus. „Nächstes Mal unterdrücke ich meine Hausstauballergie, hast recht. Danke für den Tipp", kam es von dem Anderen und tatsächlich schwang in seinen Worten etwas Giftiges mit. Jungkook antwortete nicht mehr. Er hatte sowieso schon genug mit dem Langweiler geredet, fand er. Nur am Rande bekam er mit, wie Taehyung seine Sachen in den verstaubten Schrank räumte und schließlich das Bad inspizierte.

„Und, wie ist euer Zimmer?", wollte Yoongi beim Abendessen wissen, der schnell auf die Bank neben Jungkook geschlüpft war. „Beschissen." Jungkook schob sich mit kritischem Blick die Bratkartoffeln in den Mund. Angewidert kaute er und schluckte sie dann herunter. „Noch beschissener als dieses Essen hier", fügte er hinzu und Yoongi lachte auf. Auch Namjoon grinste leicht. „Wo ist eigentlich Jin?", fiel Jungkook da auf, denn der vierte hätte normalerweise schon lange mitgelacht und sie alle mitgerissen. „Der hat den Jetlag des Todes", informierte Namjoon ihn kauend, „außerdem weiß ich echt nicht, was du daran so schlimm findest. So schlecht schmeckt das Zeug doch gar nicht."

Stumm ließ der Dunkelhaarige seinen Teller zu Namjoon wandern, welcher ihn erfreut annahm. „Och, der tut mir aber gar nicht leid", kommentierte Jungkook sarkastisch. „Ach komm JK, bist du immer noch beleidigt?" Yoongi stieß ihn leicht in die Seite, während Jungkook nickte. „Ohne seine beknackte Idee wäre ich jetzt bei euch im Zimmer", sprach er und er war sich bewusst, dass er sich anhören musste wie ein kleines Kind. „Soll er sich das Zimmer doch mit Taehyung teilen", setzte er hinzu und Namjoon zog die Augenbrauen hoch. „So schlimm mit ihm?", hakte er mit vollem Mund nach und Jungkook zuckte mit den Schultern. Nachdem er eingenickt war und der Rothaarige ihn eher unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte, war die Stimmung angespannt gewesen und die beiden hatten sich ein bissiges Wortgefecht geliefert. Seit dem hatte Jungkook den Anderen auch nicht mehr gesehen, der hockte bestimmt in diesem Garten mit seinem tollen Sonnenuntergang und las eines seiner scheiß Bücher. Oder er schrieb mit seinen seltsamen Internetfreunden.

„Ich richte Jin die lieben Genesungswünsche aus", schmunzelte Namjoon. Seinen und Jungkooks Teller hatte er inzwischen geleert und er strich sich zufrieden über den Bauch. „Kochen können die Deutschen auf jeden Fall", stellte er fest und Jungkook hätte beinahe laut aufgelacht. „Kommst du noch n bisschen mit uns raus, JK?", wandte Yoongi an den Dunkelhaarigen neben ihm. „Wir müssen aber zu viert sein", nuschelte dieser und ehe er widersprechen konnte, war Taehyungs Name bereits gefallen. Jungkook schüttelte den Kopf. „Als ob ihr euch das mit freiwillig antun wollt", sagte er ungläubig. Waren seine Freunde verrückt geworden?

Doch seine verrückten Freunde hatten ihn überstimmt und zu allem Übel war er auch noch von den Anderen verdonnert worden, Taehyung zu fragen. So stand er wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer, wo Taehyung mal wieder aus dem Fenster sah. „Ey du Stalker", fing Jungkook unbeholfen an, „Hast du Lust, mit mir und den Jungs rauszugehen?" Taehyung drehte sich um und sein misstrauischer Blick durchbohrte Jungkook. Fast war dieser stolz, dass er eine Regung in dem Gesicht des Rothaarigen hervorgerufen hatte. „Wieso?", lautete die durchaus berechtigte Frage des Jungen und er trat einen Schritt näher an Jungkook heran. „Keine Angst, ich bin nicht auf deine Freundschaft aus", lachte Jungkook leise. „Wir müssen zu viert raus und Jin liegt flach", erklärte er dem Anderen, der verständnisvoll nickte. „Meinetwegen. Wenn ihr mich mit eurem albernen Mist in Ruhe lasst", räumte er schließlich ein und Jungkook nickte perplex. Nie hätte er gedacht, dass Taehyung auf diese Art von ihm und seinen Freunden dachte. „Hatten wir nicht vor, keine Angst."

Mr Choi winkte den Jungs hinterher, als diese zu viert das Hotel verließen. Draußen wurde es bereits dunkel und sie hatten noch gute zwei Stunden, bis sie ins Hotel zurückkehren mussten. Als sie eine Weile stumm nebeneinander hergelaufen waren, drehte sich Taehyung plötzlich um und erhob seine Stimme. „Okay Jungs, machen wir uns jetzt nichts vor. Ihr habt keinen Bock auf mich und ich nicht auf euch. Wir können uns jetzt genauso gut trennen und ihr habt Spaß, ich habe Spaß und dann treffen wir uns wieder irgendwo, damit wir zusammen wieder ins Hotel können. Ist das ein Plan?" Taehyungs Blick streifte jeden der Jungs, blieb dann aber fragend an seinem Zimmerpartner hängen. „Sag mal, spinnst du?", platzte es aus diesem heraus, „Wenn die mich erwischen, wie ich auch nur eine einzige Regel breche, dann sitze ich schneller im Flieger als du bis drei zählen kannst. Falls du es überhaupt kannst. Du bleibst hier." Jungkook schnaufte einmal tief durch und blickte in das Gesicht des Rothaarigen, der ihn belustigt musterte. Diese vielen Gesichtsregungen Taehyungs verunsicherten den Dunkelhaarigen wirklich mehr als er dachte. „Süß", kommentierte Taehyung die Ansage des Anderen nur und zuckte mit den Schultern.

„Schön, dann bleiben wir eben zusammen."

fire [taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt