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Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas, dann erhob Taehyung sich schweigend und drehte sich um. Jungkook konnte ihm nicht hinterher sehen, da er seinen Kopf erneut in Richtung Kloschüssel drehen musste, um nicht die weißen Fliesen mit seinem Mageninhalt zu treffen.

Nachdem er sich beruhigt hatte und einigermaßen sicher war, dass er fertig war, rappelte Jungkook sich mühevoll auf und zog sich an Wand und Waschbecken hoch. Sein noch immer verletzter Fuß war von Schmerz durchzogen, doch der Alkohol machte es erträglich. Die Spülung erwischte er nach drei Versuchen und der Dunkelhaarige begann sich langsam und bedächtig, möglichst zielsicher, Wasser ins Gesicht zu spritzen.

Das kühle Wasser erfrischte ihn und nach einigen tiefen Atemzügen fühlte sich der Junge schon wieder näher an der Realität angekommen, wenn auch die Wände immer noch zu verrutschen schienen.

Jungkook wankte durch die Tür und als er sein Bett mehr oder weniger senkrecht erreichte, erkannte er eine Flasche Wasser in seinem Bett liegen. Behutsam drehte er sie auf und nahm einen großen Schluck, bevor er sich vorsichtig hinlegte und probehalber die Augen schloss.

Auch in der Dunkelheit drehte sich alles, doch wenn er ganz still lag, standen die Chancen gut, dass er nicht erneut erbrechen müsste.

Stille umgab ihn für eine Weile und er dämmerte vor sich hin, als er plötzlich ein verhaltenes Klopfen vernahm. Jungkooks Zustand hatte sich ein wenig verbessert, so dass er einigermaßen klar seinen Zimmerpartner sehen konnte, der zur Tür tapste.

„Ja?"

Jungkook konnte die Tür nicht sehen, doch er rührte sich nicht und schloss seine Augen wieder, die Ohren gespitzt.

Es war ihr Lehrer, der da vor der Tür stand und sich nach ihm erkundigte. Anscheinend waren Bierflaschen aufgetaucht und Choi wollte nun die verantwortlichen Schüler ausfindig machen. Dass Jungkook ganz vorne mit auf der Liste der Verdächtigen stand, war eigentlich nahezu selbstverständlich.

Taehyung sprach mit leiser Stimme.

„Nein, er schläft gerade. Ich möchte ihn ungern wecken.... Mhm, ja. Nein, wir waren den ganzen Abend zusammen.... Wir haben ein wenig Zeit zusammen verbracht."

Stumm lauschte Jungkook den astreinen Lügen des Rothaarigen und nur eine einzige Frage flog in seinem leicht vernebelten Gehirn herum.

Wieso schützte Taehyung ihn, obwohl er selbst sich so beschissen ihm gegenüber verhielt?

Der Lehrer wechselte noch einige Worte mit dem Jungen, dann schloss sich die Tür wieder leise und Jungkook hörte, wie Taehyung zurück zu seinem Bett lief.

„Wieso hast du das gemacht?", murmelte der Jüngere leise, die Augen weiterhin geschlossen.

„Das musst du nicht verstehen", kam die knappe Antwort. Taehyung fuhr sich durch die Haare und griff nach einem Handtuch, bevor er sich neben Jungkooks Bett kniete und die süß-sauer riechenden Hinterlassenschaften des Anderen aufwischte.

„Will ich aber", trotze Jungkook leise los, was Taehyung ein Seufzen entlockte.

„Glaubst du, ich verstehe dich, Jungkook? Einmal bist du nett und im nächsten Moment stößt du mich wieder weg von dir, als wäre ich eine Krankheit. Hast du mir je etwas erklärt? Nein."

Jungkook schwieg auf diese Worte, wusste keine schlaue Antwort. Im Grunde hatte er ja recht. Doch der rothaarige Junge war noch nicht fertig.

„Ich verstehe dich einfach nicht. Vielleicht bin ich nicht der Beliebteste. Vielleicht bin ich auch nicht der Schönste oder Freundlichste. Und vielleicht spielst du auch nur mit mir und kannst mich auf den Tod nicht ausstehen. Und vielleicht bin ich naiv und nicht liebenswert und ich bin vermutlich vieles, aber ich bin sicher kein Arschloch, Jungkook. Und jetzt schlaf."

Taehyung stand auf und brachte das Handtuch weg. Er schien nicht so, als würde er eine Antwort erwarten, doch eine Sache konnte und wollte Jungkook klarstellen.

Er wusste, dass es der Alkohol war, der ihm ermöglichte, diese Worte auszusprechen, doch es fühlte sich richtig und gut an.

„Du bist aber wunderschön, Taehyung."

fire [taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt