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Die Straßen Berlins waren trotz der Dämmerung hell erleuchtet. Jungkook lief neben Yoongi her, der sich mithilfe von seinem Handy zu orientieren versuchte. Berlin war verdammt groß. Eine Weile hatte keiner der Jungs etwas gesagt, bis Namjoon sich schließlich entschied, ein Gespräch anzufangen. „Taehyung, wie war der Flug?" Jungkook unterdrückte ein Lachen. Namjoon war schon immer eine Niete in Smalltalk gewesen. Taehyung gab ein Brummen von sich. „Ganz okay, schätze ich. Man hat mich neben Beomgyu gesetzt." Der Dunkelhaarige kannte den Schönling aus seinem Jahrgang kaum, wusste jedoch, dass der sehr redselig werden konnte. „Na, habt ihr euch schön unterhalten?", mischte er sich ein und warf dem Rothaarigen einen herausfordernden Blick zu. „Nein", gab Angesprochener kalt zurück, „der Typ ist nicht sehr interessant." „Was hat er denn zu erzählen?" Yoongi hatte sein Handy zurück in seine Hosentasche geschoben und blickte nun ebenfalls interessiert zu dem Jungen herüber. „Das Übliche. Mädchen, Fußball und Autos", sprach Taehyung und zuckte die Schultern. „Vermutlich genau eure Themen", fügte er hinzu und Jungkook schnaubte. „Was sind denn bitte deine Themen? Jungs und Ballett?", gab er provozierend von sich und musste feststellen, dass er sich von Taehyungs Aussage leicht angegriffen fühlte. „Selbst wenn, hätte es dich nicht zu interessieren." Taehyung blickte ihm kurz mit seiner üblichen gefühlslosen Mimik in die Augen. „Na schön."

Yoongi hatte die Jungs zu einem großen Platz geführt, der auch um diese Uhrzeit noch gut besucht war und Blick auf die verschiedensten Wolkenkratzer bot. Sie ließen sich auf einer Bank nieder und beobachteten eine Weile lang die Menschen, die vor ihnen vorbeieilten. Das lebhafte Treiben erinnerte Jungkook an Zuhause und kurz musste er an seine Familie denken. Was sie wohl gerade machten? Es würde das erste Mal werden, dass er so lange von ihnen getrennt war, und zugegebenermaßen war Jungkook jemand, der seine Familie schnell vermisste. Zum Glück waren seine besten Freunde dabei, wenn auch nicht im selben Hotelzimmer wie er.

„Das da drüben ist übrigens der Fernsehturm", erklang Yoongis Stimme und er zeigte mit seinem Arm auf ein schmales Gebäude, das in die Höhe schoss. Er hatte sein Handy auf dem Schoss liegen und anscheinend danach gegoogelt. „Seit wann bist du denn so ein Kulturfreak?", neckte Jungkook seinen Kumpel und erhielt einen Stoß in die Seite. „Ich informiere mich halt, wo ich meine Zeit verbringe. Anders als du, JK." Namjoon lachte kurz auf und wuschelte Jungkook durch die Haare. Sie wussten, dass der Dunkelhaarige einer der größten Kulturmuffel war, den die Welt je gesehen hatte. „Wusstest du, dass er das größte Bauwerk Deutschlands ist?", zog Yoongi ihn weiter auf und grinste böse.

„Jungs, ich habe Hunger", gab Jungkook bekannt, nachdem sie sich eine Weile über den Fernsehturm unterhalten hatten. So schnell würde er diesen Turm nicht mehr vergessen, da war er sich sicher. „Dann holen wir noch schnell was zu essen." Namjoon erhob sich von der Bank und sah auf die Uhr auf seinem rechten Handgelenk. „Danach müssen wir sowieso zurück." Doch alle Läden, die laut Yoongis Handy etwas Essbares zu bieten hatten, waren bereits dunkel und abgeschlossen. „Wir können ja fragen", schlug Taehyung vor. Er hatte nichts gesagt, seit sie den Platz erreicht hatten, sondern die ganze Zeit nur still die Eindrücke Berlins in sich aufgenommen. „Seit wann kannst du Deutsch?", entfuhr es Jungkook und die anderen Jungs kicherten mit ihm. Taehyung wartete geduldig, bis sie sich wieder beruhigt hatte, ehe er unbeeindruckt und mit dunkler Stimme sprach: „Ich denke nicht, dass hier niemand Englisch spricht." Mit diesen Worten drehte er sich lässig um und ging geradewegs auf ein Mädchen zu, das alleine dastand und in ihr Handy schaute. Es sah hoch, als Taehyung vor ihr stand und begann zu lächeln. Sie schien keine Mühe haben, ihn zu verstehen, denn sofort fing sie an, mit dem Finger in verschiedenste Richtungen zu zeigen und dazu zu sprechen. Taehyungs roter Schopf bewegte sich auf und ab, als würde er nicken und er gab ihr zum Dank die Hand, bevor er zurück zu den Jungs kehrte. Fest sah er Jungkook in die Augen und wiederholte die Worte des Mädchens auf Englisch: „Die kleine Gasse dahinten rein und dann zwei Mal rechts. Der Store da hat 24/7 offen." Jungkook ärgerte sich, dass er auf so eine simple Lösung, wie Leute mit Englisch ansprechen, nicht selbst gekommen war und stapfte hinter Taehyung her, der bereits losgegangen war zu eben genannter Straße.

Der Store war klein und nicht gerade der Einladendste, doch er bot Essen und das war alles, was Jungkook im Moment wollte. Er holte sich eine Chipstüte und lief an Taehyung vorbei zur Kasse. „Sicher, dass dir das reicht?", rief Namjoon ihm zu und der Dunkelhaarige nickte entschlossen, ehe er entgegnete: „Klar, bin ja kein so ein Vielfraß wie du, Joonie!" Auch Yoongi zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Sicher, JK? Du hattest fast nichts zum Abendessen."

Genervt verdrehte Jungkook die Augen und legte seine Chips an die Kasse, an der ein junges Mädchen stand, dass ihnen verwirrt zu folgen versuchte. Doch bevor er etwas sagen konnte, tauchte neben ihm der Rothaarige auf und legte eine zweite Tüte auf den Tresen. Er schenkte Jungkook ein freches Grinsen und dem Mädchen an der Kasse ein charismatisches Lächeln. „Bist du jetzt meine Mama oder was?", knurrte Jungkook und warf einen Blick auf den Tresen. „Nein, aber der Typ, der sich dein Gequengel anhören darf, wenn du heute Nacht Hunger hast", konterte Taehyung gekonnt und der Andere entschied sich dazu, stumm das Essen zu zahlen und auf eine Diskussion mit diesem Idioten zu verzichten. Doch er hörte, wie seine Freunde hinter den beiden kicherten. Es war klar, dass dieser Idiot sowas bringen musste. Augenverdrehend nahm Jungkook das Rückgeld an und verließ hinter seinen Freunden und Taehyung den kleinen Laden.

Im Hotel angekommen, meldeten sie sich bei Mr Choi an und liefen in ihre Zimmer. Jungkook hatte Taehyung alleine vorgehen lassen, um noch kurz Jin besuchen zu gehen. Das Dreierzimmer seiner Freunde war um einiges größer und sauberer als das Loch, in dem er mit Taehyung leben musste. Jin hatte es sich auf seinem Bett bequem gemacht und Musik spiele leise vor sich hin. „Jungs, ich habe euch schon vermisst!" Jin setzte sich auf und begrüßte die drei mit einem Handschlag. „Gay", kommentierte Jungkook ihn und setzte sich an Jins Bett, „Wie geht's dir?" Trotz seines Witzes konnte er es nicht lassen, dem Älteren durch die Haare zu wuscheln. Er wusste, wie sehr Jin das hasste. „Alles wieder gut. Habe die meiste Zeit gepennt." Namjoon warf sich auf sein eigenes Bett und beobachtete die Anderen, während Yoongi an seinen Schrank trat und sich ein Shirt heraussuchte, welches er durch seinen Hoodie austauschte. „Schade. Hatte gehofft, du hängst immer noch über der Kloschüssel", neckte Jungkook den Braunhaarigen und lachte leise. „Träum weiter, JK."

Noch eine ganze Weile saß Jungkook bei seinen Freunden und sie quatschten und lachten, bis der letzte Rest von Groll auf Jin gänzlich verflogen war. Er konnte seinen Freunden einfach nicht böse sein, und diesen Taehyung musste er ab morgen auch nur abends kurz sprechen. Leicht euphorisch und auf jeden Fall besser gelaunt als vorhin tapste Jungkook durch den Flur bis zu seiner Zimmertür. Er erinnerte sich an Namjoons Bitte, nicht ganz so scheiße zu dem Rothaarigen zu sein, dann öffnete er sie und betrat das kleine Zimmer. Das Licht brannte noch, obwohl die Zeit bei den Jungs zu schnell vergangen war und sie inzwischen kurz nach zwölf hatten. „Willst du duschen oder kann ich zuerst?", fragte der Dunkelhaarige bemüht freundlich in den Raum, erhielt jedoch keine Antwort. Erstaunt ging er weiter in den Raum hinein und sah einen feuerroten Schopf, der unter der weißen Decke hervorslugte. Er regte sich nicht. Vermutlich war Taehyung eingeschlafen, dachte Jungkook schulterzuckend und holte sich seine Klamotten aus der quietschenden Kommode, bevor er sich ins Badezimmer verzog.

Frisch geduscht und nun auch hundemüde löschte er später das Licht und bahnte sich in der Dunkelheit seinen Weg zu seinem Bett. Unterwegs stieß er an seinen Koffer und den Schrank an, zischte jedoch nur leise. Würde der Andere aufwachen, müsste er womöglich noch mit ihm reden, worauf Jungkook wirklich verzichten konnte. Trotzdem regte sich etwas in dem anderen Bett, auch wenn er es nun nicht mehr sehen konnte. Doch Taehyung blieb still. Erleichtert ließ sich Jungkook in sein Bett fallen und schloss müde und erschöpft die Augen, als die dunkle, verschlafene Stimme doch erklang: „Gute Nacht, Jungkook."

„Gute Nacht, Taehyung."

fire [taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt