Unzufrieden zupfte Jungkook an seiner Krawatte herum. Er hasste Mr Choi für seine Einfälle. „Schau nicht so grimmig", murmelte Yoongi ihm zu, der neben ihm saß. Eine knappe halbe Stunde würden sie mit dem Bus jetzt zur Oper brauchen. Yoongi selbst trug eine Fliege und einen dunklen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand. „Ich habe aber keinen Bock", antwortete Jungkook ihm und schaute trotzig aus dem Fenster, „außerdem tut mein Fuß immer noch weh!"
Yoongi piekste ihm fies grinsend in die Wange. „Du hast da auch noch ne fette Kruste, die dich nicht gerade schön macht, Bruder", neckte er ihn. „Geht mit Namjin eigentlich was vorwärts?", wechselte Jungkook das Thema. Ihre Freunde saßen auf einem anderen Platz, und soweit Jungkook wusste, saß Taehyung wieder alleine. „Kaum. Die pennen zwar gefühlt jeden Tag im selben Bett, aber getan hat sich noch nichts so richtig. Bei meinen klasse Anspielungen werden sie verlegen und streiten alles ab. Das ist echt traurig, ich liefere ihnen die besten Möglichkeiten, und was machen die? Tun einen auf hetero. Hoffnungslos", berichtete Yoongi.
„Allerdings ist Jin fast gestorben, als er seinen Liebsten vorhin im Anzug erblickt hat", fügte er grinsend hinzu.
Jungkook wäre zu gerne dabei gewesen, doch er selbst war damit beschäftigt gewesen, mit dem geschwollenen Fuß in seine Anzugschuhe zu kommen. Das ganze Umziehen war eine Tortur gewesen, genau wie das Duschen. Doch Taehyungs Hilfe hatte er bestimmt abgelehnt. Der Andere hatte schon genug schwache Seiten von ihm gesehen. Taehyung selbst hatte einen schlichten, dunkelblauen Anzug an, der erstaunlich gut mit seinen alltäglichen, wirren Haaren harmonierte.
Yoongi seufzte. „Das mit Namjin sollte noch diese Fahrt passieren. Ich glaube, da müssen die Tage mal n paar Bier her." Mit Alkohol im Blut wurden sowohl Jin als auch Namjoon äußerst anhänglich und ganz zurecht hatte Yoongi diese Chance erkannt. Jungkook zuckte die Schultern. „Solange Choi mich nicht erwischt, bin ich dabei", erklärte er schließlich.
„Das ist der JK, den ich brauche", kommentierte sein Kumpel zufrieden, „wir haben übermorgen einen Abend ohne Programm. Halt ihn dir frei." Jungkook lachte. „Keine Angst, ich hatte nicht vor, mit Taehyung Zeit zu verbringen oder so", sprach er.
Ein kritischer Blick von Yoongi traf ihn. „Du findest ihn gar nicht so mies, oder?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und Jungkook ließ eine Antwort daher direkt bleiben. Er mochte die Entwicklung zwar nicht, zumal er seine Gefühle und Gedanken dem Rothaarigen gegenüber überhaupt nicht einordnen konnte, doch er war machtlos.
Zu seinem Glück ging Yoongi nicht näher darauf ein und ließ ihn in Ruhe, während Jungkook wie nebenbei den roten Schopf suchte und ihn ziemlich weit vorne ausmachte. Er saß alleine.
Jungkook war sich absolut nicht sicher, ob er Taehyung inzwischen als einen Freund bezeichnen würde, oder weiter an seinem Plan festhalten wollte, nach dieser Fahrt so weiter zu machen wie zuvor. In Gedanken versunken ließ er sich an Yoongis Schulter sinken.
Seit seiner Verletzung war er nahezu immer müde und schlief, wann immer es ging.
Während eine Frau in einer unmenschlichen Oktave sang, war Jungkook leider wieder hellwach und knüllte das Ticket in seinen Händen, während Namjoon ihm irgendetwas zu wisperte. Jungkook sah weiterhin nach vorne und nickte auf die Worte seines Kumpels, obwohl er keine Ahnung hatte, was dieser gesagt hatte. Ein Stoß gegen seine Schulter folgte.
„Wollen wir jetzt tauschen oder nicht?"
Er schreckte hoch und Namjoon grinste ihn amüsiert an. „So fesselnd ist der Scheiß hier auch wieder nicht, JK, komm schon", neckte er ihn und stumm stand Jungkook auf, um seinem Kumpel Platz zu machen. Dass Jin auf seiner anderen Seite saß, war ihm natürlich aufgefallen und so lächelte er nur sanft, als der Blonde direkt und wie selbstverständlich einen Arm um seinen Hyung legte.
Jungkook erkannte seine Chance, diese Fahrt womöglich doch ohne das Alkoholrisiko verbringen zu können und so lehnte er sich zu Namjoon herüber.
„Sag es ihm einfach", raunte er leise und Namjoon warf ihm einen vernichtenden Blick zu, welchen er unschuldig grinsend erwiderte. „Sei kein Feigling, Joonie", reizte er ihn weiter und Namjoon seufzte leise auf. Er wusste genau, dass nur Jin ihn sonst bei diesem Spitznamen rief.
Gespannt beobachtete Jungkook, wie der Blonde seine Hand in die Haare des Älteren fahren ließ und sich langsam seinem Gesicht näherte. Jungkook wurde mit einem letzten, ängstlichen Blick angesehen, dann berührten die Lippen des Blonden mit einer erstaunlichen Selbstsicherheit die Wange seines Kumpels.
Zwar hatte Jungkook das nicht mit „Sag es ihm einfach" gemeint, doch das Endergebnis war das gleiche. Der Brünette drehte seinen Kopf mit einem überraschten, aber dafür umso breiteren und glücklicheren Lächeln zu Namjoon und griff schüchtern nach seiner Hand.
Als Jungkook an dem vereinten Namjin vorbeisah, konnte er Yoongi neben Jin erkennen, der zufrieden zu ihm herübersah und den Daumen kurz hochstreckte, ehe er wieder in seine unauffällige Schlafposition zurückging und den Kopf erneut müde sinken ließ.
Der Dunkelhaarige entschied sich, die Freunde nicht weiter zu beobachten und sah wieder nach vorne. Noch immer hatte er keine Ahnung, was auf der Bühne überhaupt abging, doch für die Privatsphäre von Namjin würde er gerne so tun, als fände er den Mist interessant.
Lange klappte es nicht, denn nach kurzer Zeit wurden seine Augen wieder klein und trocken, während die Stimmen von vorne immer leiser zu ihm drangen und er irgendwann einfach seine Augen schloss, und nur noch am Rande wahrnahm, wie sein Kopf nach links kippte und auf der weichen Schulter seines Sitznachbars landete.
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fire [taekook]
FanfictionNiemand mochte Taehyung. Er färbte sich die Haare in den abartigsten Farben, war still, langweilig, und wenn er seine Zeit nicht gerade mit seltsamen Büchern verbrachte, lebte er im Internet. Niemand mochte Taehyung und auch Jungkooks Begeisterung...