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„Erzähl mal was von dir." Taehyung stupste ihn an und seine Augen leuchteten auf. „Was willst du denn wissen?", lachte Jungkook amüsiert. Irgendwie fand er diese neugierige Art des Anderen süß.

Die Jungs hatten noch lange nebeneinander gestanden und hatten hinauf in den Himmel gesehen. „Irgendetwas. Ich weiß nicht viel über dich. Du könntest mir zum Beispiel erzählen, woher diese Narbe an deiner Wange ist", schlug Taehyung vor und Jungkook verzog das Gesicht. Unbewusst berührte er mit dem Finger seine linke Wange, auf der eine kleine Narbe seine Haut zierte.

Als wäre es abgesprochen oder gar gewöhnlich für die beiden, hatten sie sich in stillem Einverständnis wieder auf das Bett des Jüngeren gesetzt und Taehyungs Schulter drückte an Jungkooks. „Die Narbe", erinnerte der Rothaarige ihn mit einem Grinsen und wieder einmal musste Jungkook feststellen, dass der Andere unerwartet gut aussah. Überhaupt hatte er ihn vor dieser Fahrt einfach nie aus dieser Nähe bewusst angesehen. In der Schule sah man sich nicht an, auf dem Gang ging sogar die feuerrote Mähne des Anderen unter. Jungkook musste zugeben, dass er eventuell auch absichtlich nie zu dem Außenseiter gesehen hatte.

„Die Narbe", wiederholte er langsam und beobachtete, wie das Lächeln auf Taehyungs Lippen breiter würde. „Ist eine simple Geschichte. Ich könnte sie dir in zwei Sätzen erzählen." Das Lächeln wurde breiter, als Taehyungs tiefe Stimme bestimmt sagte, dass es mindestens 10 Sätze werden mussten. Die Augenbraue des Anderen wanderte in die Höhe, als Taehyung seine Hände hob und die Finger ausstreckte.

„Los!"

„Alsooo. Ich habe einen Bruder." Jungkook beobachtete belustigt, wie ein Finger eingezogen wurde. „Er heißt Junghyun." Ein weiterer Finger verschwand. „Mit kurzen Sätzen ist das unlustig", beschwerte der Andere sich und Jungkook seufzte.

„Na schön. Als wir kleiner waren, haben wir viel gemeinsam gemacht. Eigentlich alles. Er war mein bester Freund, mein Held, mein Vorbild. Er war einfach der Größte für mich. Aber trotz aller Liebe waren wir Brüder und manchmal hassen sich Brüder auch. Das muss so sein." Jungkook lächelte leicht bei der Erinnerung an seinen großen Bruder. „Der Tag, an dem diese Narbe entstanden ist, war der, an dem Junghyun seinen ersten eigenen PC bekommen hatte. Und klar, ich wollte auch mitmachen. Und klar, dann ging irgendwann der Streit los", berichtete er weiter und war erstaunt, wie glücklich ihn diese Erinnerung machte.

„Wir haben nur noch gerangelt und dann hat er mich vom Stuhl gestoßen. Und klein Jungkook bei seinem Glück natürlich direkt mit der Fresse in irgendwas Spitzes, was da gelegen hatte. Ich weiß gar nicht mehr, was es war. Ich weiß nur noch, dass es gebrannt hat wie die Hölle und Junghyun angefangen hat zu weinen, weil es ihm so leidgetan hat."

Taehyung betrachtete das Gesicht Jungkooks, das sanfte Züge angenommen hatte. Er fand es erstaunlich, wie sehr man merkte, dass Jungkook seine Familie sehr liebte. „Steht ihr euch immer noch so nahe?", fragte er leise und Jungkook schüttelte den Kopf. „Er studiert. Weit weg. Wenn wir uns sehen, ist es nicht lange und meistens ist es nicht so vertraut wie früher", erklärte er und ein Hauch von Traurigkeit schwang in der Stimme des Jungen mit. „Was ist mit dir? Hast du Geschwister?"

„Nein. Nur ich."

„Aber du hast Jimin", erinnerte ihn Jungkook. „Ja, den du nun vermutlich für das komische Wrack aus dem Internet hältst. Passt ja zu mir. Zu dem seltsamen Außenseiter", lächelte Taehyung selbstsicher, was den Dunkelhaarigen schweigen ließ. „Schau nicht so, du hast es mindestens gedacht, Jungkook!"

Und ein weiteres Mal fragte Jeon Jungkook sich, warum Taehyung immer als Außenseiter abgestempelt hatte. Wieso er selbst ihm nie eine Chance gegeben hatte.

Doch Taehyung hatte nicht vor, diese Thematik zu vertiefen, da er von Jungkooks Bett aufstand und ihm ein kleines Lächeln zu warf.

„Es ist schon spät. Gute Nacht, Jungkook."

fire [taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt