Die tiefe Stimme kam wie aus dem Nichts, doch der Rotschopf stand ziemlich offensichtlich auf dem Kiesweg, der zum Kletterbereich führte. Mr Choi drehte sich um. „Das freut mich ja, dass ihr so gute Freunde geworden seid!", bemerkte er erfreut. Jungkook musterte seinen Zimmerpartner misstrauisch, doch dieser starrte ihn undurchdringlich zurück.
Hatte das Gespräch gestern sie zu besten Freunden gemacht, so dass er jetzt freiwillig mit ihm Zeit verbringen wollte, oder was war los? Der Lehrer zuckte die Schultern. „Hauptsache zwei von euch melden sich dann bei mir ab, bevor ihr geht. Wer von euch das jetzt ist, bleibt eure Sache."
Yoongi warf seinem besten Freund einen fragenden Blick zu und dieser nickte leicht. „Schon okay. Taehyung wird mich schon nicht vergewaltigen", murmelte er und Yoongi grinste leicht, ehe er aufstand und ein letztes Mal an den Haaren des Anderen zog. „Sieh zu, dass du wieder fit wirst. In ein paar Tagen musst du doch in deinen High-Heels laufen können", sprach er und lief davon. Jungkook stöhnte bei dem Gedanken, eine deutsche Oper zu besuchen, laut auf. „Fick dich", schrie er Yoongi hinterher. Taehyung schmunzelte.
„Kannst du aufstehen?"
„Nein. Aber deine Hand halte ich trotzdem nicht", erwiderte der Jüngere und schob unter Ächzen seine Beine vom Stuhl. „Ist okay. Anfassen müsste ich dich allerdings trotzdem, wenn du meine Hilfe willst", warnte Taehyung und Jungkook nickte ergeben. „Tu, was du nicht lassen kannst, Taehyung."
Mit einer erstaunlichen Stärke hatte Taehyung den Jüngeren auf die Beine gezogen und ihn an der Hüfte gestützt. Jungkooks krallte sich – wenn auch widerwillig - an dem Rothaarigen fest, als dieser ihn auf einen Sitz in der U-Bahn beförderte. Zum Glück war die Haltestelle nicht weit von dem Hotel entfernt, also hatte Jungkook seinen Arm bereits die längste Zeit um den Taehyungs Hals geschlungen.
„Wird es besser?", erkundigte sich der Rothaarige, der breitbeinig vor Jungkook stand und sich mit beiden Händen an der Stange über ihm festhielt. Eine alte, kleine Frau mit weißlichen Haaren saß neben Jungkook und betrachtete verwirrt die roten Strähnen des Jungen.
Taehyung setzte ein liebes Lächeln auf und schenkte es der Frau, die daraufhin irritiert weg sah. „Die sieht wohl nicht alle Tage einen Asiaten mit bunten Haaren", kommentierte der Ältere trocken und das Lächeln fiel von seinem Gesicht ab. Jungkook schnaubte einmal belustigt auf.
„Wieso machst du das hier eigentlich?", stellte er dann die Frage, die ihm seit Verlassen des Kletterparks auf der Zunge lag. Taehyung sah auf ihn herunter und Jungkook hatte das Gefühl, dass seine Augen noch nie größer waren als in diesem Moment.
„Ich klettere nicht gerne", gab der die Antwort. Seine Haare schwangen gemeinsam mit den Bewegungen der U-Bahn hin und her und gaben kurze Blicke auf die dunklen Augen des Jungen frei. Wieder einmal stellte Jungkook fest, dass Taehyung wirklich hübsch war. „Du kletterst nicht gerne?", wiederholte er misstrauisch, „soll ich dir das glauben?"
„Wäre günstig, ja."
„Also nein. Jetzt die Wahrheit."
Taehyung schaute nach vorne und seufzte kurz.
„Eventuell habe ich Probleme mit der Höhe", murmelte er dann und als sein Blick erneut den von Jungkook traf, fing dieser an, zu grinsen.
„Klein Taehyung hat Höhenangst?", fragte er nach und streckte die Hand aus, um dem Rothaarigen in den Bauch zu pieksen. Schnell zog er diese jedoch wieder zurück, als er feste Muskeln unter dem Stoff spürte.
Die Dame neben ihm warf ihm einen letzten, fast schon verstörten Blick zu, ehe sie aufstand und die U-Bahn verließ. Taehyung sah ihr hinterher. „Dann sind wir ja jetzt wohl quitt", stellte er fest. Jungkook klopfte auf den nun freien Platz neben sich. „Denke schon, ja. Dann kannst du dir ja jetzt einen entspannten Tag machen."
Taehyung kam seiner Aufforderung nach und ließ sich neben ihm nieder. „Ich denke, ich werde schlafen oder so. Natürlich nachdem ich dir ein Kühlpad geholt habe. Dein Knöchel sieht nämlich alles andere als gesund aus." Taehyung deutete auf den deutlich geschwollenen Fuß des Jüngeren und Jungkook fielen nun auch zum ersten Mal die Striemen und blutigen Kratzer auf seinen verdreckten Knien auf.
„Oh, dann musst du ja alles tun, was ich dir sage", grinste Jungkook hämisch. „Träum weiter. Nur weil dein Fuß wehtut, bist du noch lange nicht Gott", gab Taehyung ihm direkt Kontra und schaute Jungkook geradewegs ins Gesicht.
Wieso hatte der Andere keine Freundin, wo er doch so schön war?
Verwirrt über seine Gedanken schüttelte Jungkook den Kopf. Dass Taehyung nicht schlecht aussah, war kein Geheimnis, wieso dachte er immer wieder daran?
DU LIEST GERADE
fire [taekook]
FanfictionNiemand mochte Taehyung. Er färbte sich die Haare in den abartigsten Farben, war still, langweilig, und wenn er seine Zeit nicht gerade mit seltsamen Büchern verbrachte, lebte er im Internet. Niemand mochte Taehyung und auch Jungkooks Begeisterung...