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„Heute ist Vollmond."

Taehyungs Stimme war dicht neben seinem Ohr und Jungkook bemerkte den sanften Lufthauch, denn Taehyungs Stimme an seine Haut beförderte. „Er ist wunderschön." Er blickte aus dem Fenster auf den hellen Mond, der nur von wenigen, vereinzelten Wolken umfangen war. In seinen Augenwinkeln blitzen rote Strähnen auf, als sich der Andere bewegte. „Willst du was sehen?", fragte Taehyung leise und behutsam, was Jungkook dazu veranlasste, ihm einen fragenden Blick zu zuwerfen. „Was denn?"

„Ein kleines Stück Freiheit." Ein kleines Lachen entwich den Lippen des Dunkelhaarigen. „Jetzt wird's aber episch", witzelte er, stand dennoch auf, um dem Jungen zu folgen.

Sie standen dicht nebeneinander, still und regungslos. Taehyungs Schulter, die an Jungkooks stieß, war das einzige, was Jungkook hier warm vorkam. Kalte Luft wand sich sanft um seinen Körper und ließ ihn frösteln.

„Na? Episch oder nicht episch?", griff Taehyung den Spott des Dunkelhaarigen wieder auf und erntete ein Schnauben. Jungkook hatte die Hände in den Taschen seiner Jogginghose vergraben und den Kopf in den Nacken gelegt. In seinen Augen spiegelte sich das Sternenmeer, dass sich über ihnen erstreckte. Zufrieden wandte der Rothaarige den Blick zurück nach oben, als Jungkook nickte.

„Es ist wirklich wunderschön. Woher kanntest du den Weg hier aufs Dach?"

„Ich bin seit unserer Ankunft jede Nacht hier. Es fühlt sich so magisch an, hier zu sein. Nur ich und das unendliche Universum. Man fühlt sich so klein, aber dennoch teilt man diesen Moment mit dem ganzen Universum. Auch, wenn man sich manchmal allein fühlt. Oder es ist."

Jungkook war erschlagen von den tiefsinnigen und doch so wahren Worten des Rothaarigen, so dass er fieberhaft überlegte, was er antworten sollte. Doch Taehyung sprach ohnehin weiter, als hätte er gar keine Antwort erwartet.

„Den Sternen da oben ist es egal, wie du aussiehst. Wie du auf andere wirkst. Du kannst du selbst sein. Frei."

Jungkook spürte, dass der Ältere auf seinen Status in der Schule anspielte, auch wenn sich sein Gesichtsausdruck so unnahbar wie sonst im Mondlicht spiegelte. Er betrachtete eine Weile stumm das Gesicht des Anderen von der Seite, ehe er wieder den Kopf in den Nacken legte und sich erneut im endlosen Sternenhimmel verlor.

"Taehyung?"

"Jungkook."

"Ich gebe es ungern zu, aber du hattest recht. Es fühlt sich tatsächlich an wie ein Stück Freiheit."

fire [taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt