„Guten Abend, Jungs. Wie ich sehe, genießt ihr eure gemeinsame Zeit!"
Als hätte er sich verbrannt zog Jungkook ruckartig seine Hand zurück und fuhr herum. Mr Choi stand dort, in dunklem Anzug, einer abartigen Fliege und mit einem Sektglas in der Hand. Er musterte die beiden mit einem schelmischen Grinsen.
„Ihr seid wirklich süß zusammen", sprach er weiter und Taehyungs Schulter, die Jungkooks berührte, zitterte leicht.
Unauffällig ließ der Jüngere seine Hand nach hinten wandern, um seinen Mitschüler sanft am Rücken zu berühren. Taehyung atmete leicht aus. „Wir sind nicht zusammen", erklärte Jungkook bemüht freundlich. Er spürte, dass Taehyung nichts sagen würde, wenn er nicht sogar erneut jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Es war das erste Mal, dass er den Anderen auf diese verlorene, hilfesuchende Art erlebte und er überlegte fieberhaft, was er für den Anderen tun konnte. Doch ihm fiel nichts ein, auch nicht, als der Lehrer wieder abgezogen war. Jede Idee empfand er als lächerlich oder unnütz, weshalb er enttäuscht über sich selbst die Hand wieder sinken ließ, um sie in seine Hosentasche zu graben
Eine ganze Weile stand er so da, beobachtete er den Rothaarigen, welcher traurig in sein Handy schaute und anfing zu tippen. „Ich habe echt ne Scheißangst", gab Taehyung dann leise zu und unbeholfen berührte Jungkook ihn an der Schulter. „Das glaube ich dir", erwiderte er so einfühlsam wie er nur konnte, „aber Jimin ist stark. Außerdem hat er dich."
Seine Worte zeigten die erhoffte Wirkung, auf den schönen Lippen seines Gegenübers erschien ein klitzekleines Lächeln. „Hör auf zu schleimen", schniefte er leise, doch leise Dankbarkeit schwang in seinen Worten mit. Jungkook stupste ihn an. „Tränen stehen dir nicht", fügte er hinzu, doch wagte nicht, ein weiteres Mal über die weichen Wangen des Anderen zu streichen.
Taehyung nickte und rieb sich schlampig mit dem Ärmel seines Sakkos über die Augen.
„Ich gehe mal auf die Toilette", er lächelte schwach, bevor er sich umdrehte und in Richtung des WCs schritt. Jungkook beschloss, ihn in Ruhe zu lassen und kehrte gemeinsam mit seinen Freunden zurück auf ihre Plätze.
„Seid ihr jetzt zusammen?", vergewisserte er sich bei Jin, der gerade einen Kuss von Namjoon gestohlen hatte und selig lächelnd nickte. „Viel Glück euch beiden. Es wurde echt Zeit", grinste er seine Freunde, die sich erfreut und verlegen bei ihm bedankten.
Die Oper ging weiter, doch Taehyung tauchte nicht wieder auf. Erst, als die Handlung wieder in vollem Gange war – zumindest soweit Jungkook das einschätzen konnte – schlich er sich durch die Sitzreihen und ließ sich stumm auf seinen Platz neben dem Braunhaarigen fallen. Seine feuerroten Strähnen fielen ihm ins Gesicht. „Alles okay?", raunte Jungkook leicht besorgt zu ihm herüber, woraufhin der Andere nur knapp nickte. „Danke."
Jungkook lächelte einmal aufmunternd, was Taehyung allerdings nicht sah, da er sich auf die singende Frau auf der Bühne konzentrierte. „Was habe ich verpasst?", wechselte der Ältere geschickt das Thema und Jungkook musterte seine Fingernägel, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Naja, die gute Frau da hat irgendwo noch einen dritten Macker am Start, aber frag mich nicht, woher sie den hat."
„Gleich drei? Was ist das denn für eine?"
„Ja, der zweite ist inzwischen verreckt. Glaube ich."
„Glaubst du?"
„Leider kann ich kein Deutsch, du Idiot. Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht. Du sahst vorhin nämlich ganz schön scheiße aus."
Taehyung boxte ihm gegen den Oberschenkel und zog die Nase hoch. „Im Spiegel sah ich noch besser aus, als ich mich fühle", erzählte er dann schwach grinsend und Jungkook schwieg betroffen.
Jeden weiteren Versuch, ein Gespräch aufzubauen, erstickte Taehyung im Keim. Doch Jungkook machte ihm keine Vorwürfe. Er wusste nicht wieso, doch er hatte das Bedürfnis, alles zu tun, damit es dem Rothaarigen wieder ein wenig besser ging und so beschloss er, ihn später zu fragen, ob er die nächsten Tage etwas mit ihm und seinen Jungs unternehmen wollte. Yoongi wäre stolz auf Jungkooks Sinneswandel. Bestimmt hatten Namjoon und Jin auch nichts dagegen, wenn Taehyung sie begleitete. Zumal die beiden Hoseok schon eingeladen hatten, ohne ihren Freunden überhaupt Bescheid zu sagen.
Jungkook hatte es geschafft, mit Yoongis Hilfe im Bus Taehyung zu ihrem Sitzplatz zu holen, damit dieser nicht alleine war, und auch wenn der Ältere auf der Fahrt kein Wort von sich gab, sprach Dankbarkeit aus seinen verweinten Augen. Yoongi und Jungkook bemühten sich um ein lockeres Gespräch, das im Endeffekt nur aus einem gegenseitigen Beleidigen der beiden bestand. Doch ab und an konnte der Dunkelhaarige ein leichtes Funkeln in Taehyungs Augen sehen, das den ganzen Abend gefehlt hatte.
Zumindest solange, bis sie sich erschöpft schlossen und Taehyungs Kopf müde auf Yoongis Schulter fiel, was Jungkook mit hochgezogenen Augenbrauen registrierte.
„Neidisch?", sprach Yoongi leise und wackelte mit seinen Augenbrauen, was Jungkook genervt aufseufzen ließ. „Nein", antwortete er knapp, doch sein bester Freund kannte ihn einfach besser.
„Keine Angst, du darfst ihn wecken."
„Wie gütig von dir."
„Weiß ich, Kookie. Dann wärt ihr wieder quitt."
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fire [taekook]
FanfictionNiemand mochte Taehyung. Er färbte sich die Haare in den abartigsten Farben, war still, langweilig, und wenn er seine Zeit nicht gerade mit seltsamen Büchern verbrachte, lebte er im Internet. Niemand mochte Taehyung und auch Jungkooks Begeisterung...