4. Dezember
-bei Emilia zuhause-
Emilias Sicht:
In der Nacht hatte sich eine dicke, glitzernde Schneedecke über die Stadt gelegt. Aus den Rauchfängen quollen dicke Rauchschwaden und verpassten der Winterlandschaft den letzten Schliff. Es hatte gefroren und an den Dachrinnen der Wohnungen und Geschäfte klirrten nun kristallklare Eiszapfen. Überall funkelte und schimmerte es und nun hatte die Weihnachtsstimmung auch den letzten Menschen gepackt.
Gestern waren die fünf Jungs und ich noch in einem guten Restaurant und haben uns einen schönen Nachmittag in der Stadt gemacht, bis ich sie schließlich zurück zu ihrem Hotel gebracht habe. Es war einfach nur schön mit ihnen. Wir haben viel geredet und hatten immer etwas zu lachen. Ich war eigentlich nicht die Art Mensch, die schnell Freundschaften schloss, doch diesmal war das anders. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass sich hier richtige Freundschaften entwickeln könnten und wir uns bestimmt auch noch nach diesem Monat wiedersehen würden. Wenn da nur nicht die Sache mit V wäre....
Ich konnte mir helfen, aber seitdem ich auf ihn gefallen bin, war irgendwie alles anders zwischen uns.... Er warf mir immer wieder Blicke zu, aus denen ich nicht schlau wurde. Er verwirrte mich und ich wusste selbst nicht genau, was ich von all dem halten sollte. Schließlich hatte ich einen Freund..... Es fühlte sie irgendwie falsch an glücklich zu sein, wenn V mich berührte, oder er mich zum Lachen brachte. Es fühlte sich an, als würde ich Kai betrügen....
Für heute hatte ich mir überlegt, dass wir uns einen schönen Tag in der Therme machen könnte. Es war arschkalt draußen und so hielt ich es für eine gute Idee sich ein bisschen im dampfenden Wasser aufzuwärmen.
„Baby, hast du meine neue Jean Hose gesehen?" Kai kam, nur mit der Unterhose und einem Hemd bekleidet, ins Bad, wo ich mir gerade die Zähne putze. „Nein", erwiderte ich nuschelnd. „Hast du sie nicht gestern in die Wäsche getan?" „Nein, aber ich hab' dir gesagt, dass DU sie waschen sollst!" Ich verdrehte die Augen und verkreuzte die Arme vor der Brust. „Kai, ich bin gestern um 23:00 Uhr nach Hause gekommen! Ich habe es nicht mehr geschafft die Waschmaschine aufzudrehen, ich war einfach zu müde!" Er schnaubte verächtlich auf und ging zurück in Schlafzimmer. „Na toll", fluchte er und fuhr sich wütend durch die Haare. „Du hast doch eh so viele Hosen! Nimm dir einfach eine andere!", schlug ich vor und spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken.
„Wo warst du eigentlich gestern so lange!", rief er aus dem Schlafzimmer während er seinen Kleiderschrank durchwühlte. „Ich hab fünf junge Männer aus Korea begleitet!", antwortete ich und begann mir ein wenig Wimperntusche aufzutragen. „Ich dolmetsche für sie jetzt das ganze Monat. Ist das nicht toll? So einen großen Auftrag hatte ich noch nie!" „Ja, gaaanz toll Baby!", antwortete Kai mit einem komischen Unterton. „Kann man mit den Schlitzaugen hier überhaupt Essen gehen? Die Essen doch nichts außer Reis?"
Ich schwieg. Ihm auf diese bescheuerte Frage eine Antwort zu geben, war mir einfach zu blöd. „So ein Arsch!", verfluchte ich ihn innerlich und fragte mich wieder einmal, warum ich überhaupt noch mit ihm zusammen war. Ich bekam ihn eh so gut wie nie zu Gesicht. Ständig traf er sich mit irgendwelchen Geschäftspartnern und Freunden, die ich nicht kennenlernen durfte. Sobald ich mal nicht die Hausarbeit erledigte, wenn er da war, beschwerte er sich und nebenbei sprachen wir von Tag zu Ta weniger.
Ja es ist nun mal so, dass er zur Zeit viel zu Tun hat, das stimmt. Er wurde erst vor einem halben Jahr zum Geschäftsführer einer großen Firma befördert. Aber war das wirklich ein Grund seine eigene Freundin dermaßen zu vernachlässigen?
Anfangs habe ich sehr darunter gelitten und mir abends die Augen ausgeheult, doch mittlerweile hatte ich gelernt es zu ignorieren. Tief im inneren hoffte ich immer noch, dass es sich eines Tages wieder änderte und er mir plötzlich wieder Aufmerksamkeit schenken. So wie früher eben.....
-im Hotel Sacher-
Vs Sicht:
Ich war verwirrt.
Ich konnte seit gestern an nichts anderes mehr denken. Emilia ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Diese Augen.......ihr Lachen......ihre Art.......sie war einfach.....
„Aishh!", ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen und schrie verzweifelt hinein. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein.....
„Na, bist du gerade in einer Sinneskrise?" Jimin kam frisch geduscht aus dem Bad und lies sich seufzend auf das Bett fallen. Wie immer teilten wir uns ein Zimmer während die andren zu dritt ihr zuhause für das nächste Monat bezogen hatten.
„Nein", brummte ich schmollend in das Kissen und drehte mich auf den Rücken. „Vielleicht solltest du sie einfach mal fragen, ob sie mit dir gemeinsam ins Kino gehen will, oder so?", schlug mir Jimin vor und legte seinen Kopf auf meine Brust. „Hey, deine Haare sind noch ganz nass!", protestierte ich und schubste ihn von mir runter. Er kicherte und schüttelte sie wie ein Hund, der gerade baden war.
Jimin und ich haben gestern noch lange geredet. Er hatte mir klar gemacht, dass er sehr wohl gemerkt hatte, dass ich Emilia „mag" und ich nicht denken soll, er wolle mir eine Konkurrenz sein. Er hat mir erklärt, dass er sie auch mag, aber eben nur auf freundschaftliche Art und Weise.
Mein Vater hat mir immer erklärt, dass es sehr wichtig sei, jemanden zu haben, mit dem man über alles sprechen konnte. Für mich war dieser „jemand" Jimin, und ich würde ihn um nichts in der Welt hergeben wollen.
Wir haben uns ausgetauscht über die Erfahrungen in den letzten Tagen und haben uns alles von der Seele geredet, was uns belastete. Er versuchte mich zu beruhigen und hat gemeint, ich solle das alles etwas lockerer angehen. Ich solle einfach mal warten, mich so verhalten wie immer und sehen was passiert.
Immerhin wusste keiner von uns beiden bis jetzt, was Emilia von mir hielt.....
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Winterzauber (Taehyung Ff) - Teil 3
FanfictionNur noch 24 Tage bis Weihnachten. Es wird immer kälter, die Tage werden immer kürzer und schön langsam breitet sich die Weihnachtsstimmung aus. Aus den Geschäften dudelt Weihnachtsmusik und überall riecht es nach Lebkuchen und Punsch. Doch wir al...