Betrogen

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-am Abend des 10. Dezembers-

Emilias Sicht:

„Puh, geschafft!" Erschöpft überwand ich die letzte Stufe des Treppenhauses und stand schließlich vor meiner Wohnung. Völlig erledigt kramte ich in meiner Tasche nach meinem Schlüssel und fand ihn schließlich zwischen einer angefangenen Packung Pfefferminzkaugummi und meiner Geldbörse.

Ich klimperte etwas herum, bis ich den richtigen Schlüssel in der Hand hielt, dann stecke ich ihn in das Schloss.
Aber, was war das? Es war bereits offen? Verdutzt gab ich der Tür einen kleinen Tritt und sie ging langsam auf. War Kai etwa schon zu Hause? Ich sah auf meine Armbanduhr. Mhmm, es war doch erst 17:00 Uhr. Die Jungs und ich trafen uns nachher in einer Karaoke Bar hier um die Ecke und da wollte ich mich vorher noch einmal umziehen. Aber, dass Kai schon so früh von der Arbeit zurück kam, war irgendwie seltsam. Ich dachte, er hätte heute ein Geschäftsgespräch mit der Chefin einer angesehenen Firma. Zumindest hat er mir das so erzählt. Aber doch nicht bei uns zuhause...

Vorsichtig und darum bedacht keinen Mucks von mir zu geben schlich ich mich an der Garderobe vorbei ins Wohnzimmer. Wer weiß, vielleicht war auch eingebrochen worden. Zur Sicherheit schnappte ich mir einen Regenschirm, der zum Trocknen auf der Heizung lag, und setzt bewaffnet meinen Weg fort. Ich hörte etwas....nein, jemanden.

Als ich vor unserem Schlafzimmer stand stolperte ich beinahe über ein paar Stöckelschuhe, das am Boden lag. Verärgert hob ich sie auf und wollte sie zur Seite legen, als ich stutze.
Moment mal, das waren doch gar nicht meine!
Schön langsam verstand ich was hier los war. Instinktiv griff ich nach der Türschnalle und riss die Tür mit einem Ruck auf. „WUMMS!" Sie knallte gegen die Wand. Und was ich nun zu sehen bekam, lies mir Hören und Sehen vergehen. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren, vielleicht ein, zwei Jahre älter als ich, schrie auf und wickelte ihren nackten Körper blitzschnell in die Bettdecke ein.

Kai bewegte sich hingegen keinen Zentimeter. Er starrte mich entgeistert an und stammelte vor sich hin. „Emilia,....ähh.....es....es.....i.....ist...ni cht....so.....wie....äh....es....aussieht!" Ich schluckte und mir war nicht klar, ob ich lachen, oder heulen sollte. Ich stolperte einige Schritte in das Zimmer hinein und sah mich perplex um. Ich lachte kurz auf. „Hast du wirklich...." Ich hielt inne und starrte ihn nun wütend an. „....hast du wirklich mit einer Fremden Frau in meinem Bett geschlafen?" Er räusperte sich, doch er fand keine Worte sich zu erklären.

Ich war einfach sprachlos. Voller Entsetzten starrte ich die beiden an. Im nächsten Moment lachte noch einmal auf und raufte mir entsetzt die Haare. „Und weißt du was?" Ich lies die Arme wieder sinken und atmete tief ein und aus. „Ich war wirklich so blöd und habe mich von dir täuschen lassen. Ich habe nicht mit jemand anderem rumgemacht, den ich liebe, nur weil ich dir loyal sein wollte, solange wir zusammen sind und du......du schläfst währenddessen einfach mit deiner Arbeitskollegin?"

„Ich bin nicht seine Arbeitskollegin, ich bin seine Freundin!", meinte die Blondine schnippisch, die halbnackt auf meinem Bett lag. Ich biss die Zähne zusammen. „Achja, und wie lange geht das jetzt schon so?", erkundigte ich mich und kam ihr drohend etwas näher. „Zwei Jahre", meinte sie knapp und schien dabei kein schlechtes Gewissen zu haben. „Zwei Jahre?", widerholte ich und sah Kai entsetzt an. „Ohhh, du bist wirklich ein Arsch!", murmelte ich schnaubend und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu.

Gerade hob ich meine Hand, um ihm eine gewaltige Ohrfeige zugeben, als ich es mir anders überlegte. „Nein, warte......." Ich wischte mir die salzigen Tränen von der Wage und zog die Nase hoch. „Eigentlich sollte ich dir danken!" Kai sah mich fragend an, so als hätte ich jetzt komplett den Verstand verloren. „Das hier ist meine Wohnung, richtig?" Er nickte langsam. „Und wenn ich jetzt mit dir Schluss mache und dich rauswerfe, kann ich alles machen, was ich möchte richtig?" Er nickte erneut und verstand langsam was ich vorhatte. „Nein, Emilia. Nein, das wirst du nicht tun", rief er nun mit einer kräftigen fast flehenden Stimme. „Oh, und wie ich das tun werde", meinte ich forsch.

Ich wollte mich gerade abwenden und aus dem Zimmer stürmen, als er mich grob am Arm packte und festhielt. „Wenn du das tutst....dann......dann......" „Was dann?", äffte ich. Ich musterte sie noch einmal mit einem durchdringenden Blick, dann riss ich mich von ihm los. „Und wenn ich am Abend wiederkomme, möchte ich das ihr verschwunden seid, alle beide!" Ich deutete mir dem Finger auf Kai. „Und du, nimm deine Sachen gleich mit. Das wars, ich möchte dich nie wiedersehen!"

Wutentbrannt knallte ich die Schlafzimmertür hinter mir zu. Ich hatte es wirklich getan, ich hatte mich von Kai getrennt. Ich war endlich frei.

Schnell hastete ich aus der Wohnung und rannte die Stiegen hinunter. Das waren also seine Geschäftstermine all die Jahre gewesen. Er hatte sich mit IHR getroffen. Kein Wunder, dass er nie zu Hause war. Als er damals in der Therme war, war er mit ihr dort und hat mich gesehen. Vermutlich wollte er sich dann einen Spaß daraus machen, mir ein schlechtes Gewissen zu machen und nebenbei auch noch meine Beziehung zu V zerstören. Meine Gedanken überschlugen sich und als ich draußen an die frische Luft kam, versuchte ich mich zu beruhigen. Doch seltsamer Weise waren da noch andere Gefühle. Gefühle, die ich vorhin noch nicht wahrgenommen hatte. Gefühle wie Trauer und Eifersucht.

Langsam kullerte mir eine dicke Träne nach der anderen die Wange hinunter. Bis ich schließlich bitterlich zu weinen begann. Erst jetzt löste sich der Knoten von Frust und Traurigkeit, der sich all die Jahre in unserer Beziehung in meiner Brust gesammelt hatte. Alle die Male kamen in mir hoch, als er mich versetzt hatte, mich alleine gelassen hatte und das nur wegen ihr.

War sie etwa hübscher als ich? Intelligenter als ich? Erotischer als ich? Ich wusste es nicht. Verzweifelt lies ich mich auf den eiskalten Randstein fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Langsam fielen dicke weiße Flocken herab. Es begann wieder zu schneien. Ich sah auf und beobachtete schniefend, wie die kleinen Eiskristalle mit dem Wind auf und ab tanzen, wie zu einer kleinen Melodie. Schließlich landete eine kleine Flocke auf meiner Hand. Kurz blieb sie liegen.
Sie war wunderschön.......

Dann tropfte eine meiner heißen Tränen darauf und sie verwandelte sich in eine kleine Wasserlacke.


Winterzauber (Taehyung Ff) - Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt