-22:00 Uhr-
Emilias Sicht:
Es war schon spät. Die Laternen warfen lange Schatten auf den zugeschneiten Gehsteig und die Musik aus den Bars und Restaurants passte sich der weihnachtlichen Stimmung an. Hand in Hand schlenderten V und ich am Gehsteig die Straße entlang und genossen den klaren Sternenhimmel und die Abendluft. Die anderen hatten sich bereits vor drei Stunden, um uns nicht länger zu stören, so Jimin, zurück auf den Weg ins Hotel gemacht.
Es war heute ein langer Tag gewesen, an dem wir so einiges erlebt hatten. Ganz nebenbei hatte ich meinen Gästen aus Korea gemeinsam mit Sofie die besten Food-Meilen hier in Wien gezeigt. Unser kleiner Abstecher zum Naschmarkt hatte sie beinahe umgehauen. Die Händler bombardierten sie von allen Seiten mit kleinen Kostproben und versuchten sie dazu zu überreden, etwas von den Produkten zu einem Freundschaftspreis zu erwerben.
V hatte zu meiner Überraschung schon viel Erfahrung mit Märkten, denn er nahm die Kostproben dankend entgegen, lehnte aber das Geschäft ab. Ich erfuhr, dass er in sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen war und deshalb früher oft mit seiner Mutter zum Markt gegangen war. Es freute mich, für die Jungs, dass nun wieder alle beisammen waren. Seit Xenia, Sofie, Namjoon und Suga wieder da waren, war es als würde der fehlendende Teil der fünf zurück sein. Sie verhielten sich viel selbstsicherer und genossen es wieder gemeinsam Spaß haben zu können.
Namjoon und ich hatten uns lange über die Problematik der Sprachen unterhalten, und vor allem wie die Sprache eine Barriere sein kann mit anderen zu kommunizieren. Es war als hätte ich einen Seelenverwandten gefunden. Wir verstanden uns echt gut und man konnte echt tiefgründige Gespräche mit ihm führen. Irgendwie fühlte ich mich von Tag zu Tag wohler mit diesen Menschen. Sie waren fast so etwas wie eine kleine Familie für mich geworden.
Ich lehnte meinen Kopf an Vs Arm und starrte in den klaren Sternenhimmel. Er sah zu mir herab und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Schön nicht?" Ich nickte und war in diesem Moment einfach nur glücklich. Es war als hätte ich jetzt alles, was ich mir je gewünscht habe.....
Gemächlich gingen wir entlang der Hauptstraße und beobachten die Menschen, die in dieser kalten Winternacht an uns vorüberzogen. Irgendwann wandte sich V an mich. „Emilia?" „Hmmm?" „Kommst du mit mir nach Korea, wenn wir wieder abreisen?" Ich sah V aus großen Augen an und blieb neben einer kleinen Laterne stehen. „Du willst, dass nach Seoul ziehe?" Er grinste und legte mir eine Hand auf die kalte Wange. „Nein, ich möchte, dass du bei MIR einziehst!"
Ich runzelte die Stirn. „Bei euch im Apartment? Ist da nicht schon alles voll? Ich mein, ich seid doch bereits neun Personen!" Er warf sein Haar zurück und lachte, als Antwort auf meinen besorgten Blick. „Nein, da ist noch genug Platz. Unser Apartment ist riesig, da können locker 15 Personen leben! Außerdem brauchst du ja gar kein eigenes Zimmer!", argumentierte V verlegen und wurde dabei immer leiser. „Ich mein, du kannst doch bei mir....im....Bett...." Er sah mich aus großen Hundeaugen mit einem bittenden Blick an. Ich musste lachen.
Kurz musste ich überlegen. Was ich jetzt sagen würde, könnte mein Leben für immer ändern. Sollte ich wirklich einen so großen Schritt wagen? Mein Herz pochte vor Aufregung, doch schließlich riss ich mich zusammen und antwortete. „Es wäre mir ein Vergnügen!", grinste ich und deutete einen leichten Knicks vor ihm an.
Noch im selben Augenblick leuchteten seine Augen auf. Mit einem überglücklichen Gesichtsausdruck legte er seine Arme um mich, hob mich in die Höhe und drehte mich lachend im Kreis. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich ich gerade bin", gluckste er und drückte mir einen euphorischen Kuss auf die Stirn. Ich kicherte und wuschelte ich ihm durch seine struppigen Haare. „Der arme Jin, jetzt muss er noch ein Maul mehr stopfen, als sonst!" „Ach, der schafft das schon", grinste V und setzte mich wieder am Boden ab.
Wir sahen uns tief in die Augen und die Welt um uns herum schien einen Augenblick stehen zu bleiben. Er legte seine Hand auf meinen Nacken und ich schlang meine Arme um seine Hüften. Langsam zog er mich an sich heran, soweit, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Wir lächelten. „Ich liebe dich", flüsterte ich leise und schloss meine Augen. „Ich liebe dich auch!" Mit diesen Worten zog er mich endgültig zu sich uns legte seine kalten Lippen auf meine.
Langsam fielen Schneeflocken herab und landeten sanft auf unseren Haaren und unserer Kleidung. Die Sterne glitzerten und die Autos rauschten an uns vorbei. Doch wir bekamen von all dem nichts mit. Wir waren in unserer eigenen Welt, versunken in diesem wunderbaren Moment.
Vs Kuss schmeckte nach Orangenpunsch. Es erinnerte mich an unseren ersten Ausflug zum Christkindlmarkt, als ich das erste Mal dieses besondere Gefühl hatte, wenn ich V ansah. Alle die Erinnerungen schossen durch meinen Kopf und erfüllten mich mit Glücksgefühlen und wohliger Wärme.
Irgendwann lösten wir uns voneinander, blieben aber weiterhin fest umschlossen am Gehsteig stehen. Wir sagten nichts. Wir lächelten uns einfach an, denn wir wussten beide, was der jeweils andere in diesem Moment dachte. Manchmal denke ich, sagt ein Lachen mehr als tausend Worte.
„Gehen wir zurück ins Hotel?", fragte V. Ich lächelte und nickte. Hand in Hand setzten wir unseren Weg fort. „Ich muss dir was zeigen", meinte V plötzlich, lies meine Hand los und rannte los. „Wo willst du hin?", rief ich ihm nach und beobachtete ihn, wie er die Straße entlanglief. „Ich glaube ich habe da drüben einen Fotoautomaten gesehen!", rief er zurück und warf lachend den Kopf in den Nacken.
Grinsend folgte ich ihm, doch er war um einiges schneller als ich. Keuchend sah ich wie er auf einen Kasten an der anderen Seite der Straße zeigte. Er winkte mir zu und ich winkte ihm zurück. Glücklich sprang der auf die spärlich beleuchtete Straße und tanzte die Augen auf mich gerichtet hinüber.
Plötzlich leuchtete ein Lichtstrahl hinter ihm auf. Meine Augen weiten sich und mein Herz setzte einen Moment aus. „TAE!", schrie ich voller Entsetzen, doch da war es schon zu spät. Ein Auto fuhr, ohne auch nur abzubremsen, direkt auf ihn zu und erfasste ihn an der Seite. Ich schrie auf.
V wurde brutal zur Seite geschleudert und blieb leblos am Boden liegen. Für einen kurzen Moment hielt ich inne, dann sprintete ich los.
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Winterzauber (Taehyung Ff) - Teil 3
FanfictionNur noch 24 Tage bis Weihnachten. Es wird immer kälter, die Tage werden immer kürzer und schön langsam breitet sich die Weihnachtsstimmung aus. Aus den Geschäften dudelt Weihnachtsmusik und überall riecht es nach Lebkuchen und Punsch. Doch wir al...