Glück gehabt

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17. Dezember

Emilias Sicht:

Es war jetzt bereits sechs Tage, also fast eine Woche, her, seitdem V und ich beinahe in dieser eiskalten Nacht umgekommen waren. Im Nachhinein frage ich mich immer noch, was ich mir dabei gedacht habe. Schließlich hätte alles ein böses Ende haben können....

Wir hatten echt ein riesen Glück, dass Jin es geschafft hat, einen Rettungshubschrauber zu organisieren, der uns ins Tal zu einem Krankenhaus fliegen konnte. V und ich waren total unterkühlt und mussten dringend medizinisch versorgt werden. Die anderen Jungs waren natürlich mitgekommen und so saßen wir am 13. Dezember alle gemeinsam in einem kalten weißen Krankenhauszimmer und starrten die Wand an.

Jimin hatte immer noch Schuldgefühle V gegenüber, weil er ihn nicht aufgehalten hat. Er fühlte sich schlecht, weil er dachte, er hätte seinen besten Freund im Stich gelassen. Schließlich erklärten wir ihm aber, dass wir, und vor allem ich, nur deshalb überleben konnte, weil er V nicht zurückgeholt hat. Nach langem hin und her sah er das schließlich ein und lehnte sich erleichtert in seinem Stuhl zurück.

Irgendwann setzte Jungkook ein breites Lächeln auf und fragte uns, warum wir denn halb nackt unter der Decke gelegen hatten. V und ich warfen uns einen kurzen Blick zu und waren plötzlich viel zu erschöpft, um weiter erzählen zu können. Wir schickten die anderen nach draußen mit der Erklärung, dass wir ihnen, das ein ander Mal erzählen wollen, aber nun würden wir gerne etwas schlafen.

Noch am selben Tag bekam V einen Anruf aus Korea von Sofie, die sich anscheinend riesen Sorgen um die Jungs gemacht hatte. Als V sie schließlich beruhigen konnte und er sich verabschiedet hatte, stieg er aus seinem Bett und legte sich in meines, das nur etwa einen halben Meter weiter rechts stand. Wir kuschelten uns aneinander, froh diesen Schock endlich überstanden zu haben, und schliefen ein.

-im Hotel Sacher-

Vs Sicht:

„Ihr fliegt gleich weg?" Ich drückte den Hörer fester ans Ohr, um die nervigen Nebengeräusche, die Jungkook und J-Hope produzierten auszublenden. „Ja", kam es vom anderen Ende. „Unsere Koffer sind gepackt und unsere Tickets liegen bereit!" Ich musste lächeln. „Mann, ich freu mich schon so auf euch!" Gleichzeitig warf ich Jungkook einen vernichtenden Blick zu, der gerade singend auf seinem Bett hüpfte und mir eine seiner beiden Socken entgegenschnalzte. „Sollen wir euch abholen?", widmete ich mich wieder meinem Gespräch. „Hey das wäre toll", kicherte es aus dem Hörer. „Na gut, dann morgen um 10:00 Uhr?" „Morgen um zehn!", wurde mein Vorschlag freudig bestätigt und ich legte auf.

„War das Sofie?", erkundigte sich Jin und ließ sich mit einer Cola aus der Mini-Bar auf sein Bett fallen. „Ja", grinste ich. „Sie kommen morgen um zehn am Flughafen an. Wir holen sie dann alle gemeinsam ab!" Die Augen meiner Freunde leuchteten auf. „Na endlich, dann sind wir wieder alle zusammen!", jubelte Jimin.

Ich sah auf die Uhr. „Was schon so spät?" Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und schlüpfte in meine Boots. „Wo willst du noch einmal hin?", fragte Jin und schlürfte seelenruhig an seiner Cola. „Er hat ein Date", meinte Jimin und zog vielsagend die Augenbraun hoch. Ein übertriebenes Raunen ging durch den Raum und ich wusste genau, dass sie mich damit bloß aufziehen wollten. „Wenigstens habe ich ein Liebesleben", grinste ich schließlich. „Was andere in diesem Raum ja nicht von sich behaupten können." Das Grinsen erstarb augenblicklich. Oje, da hatte ich wohl einen wunden Punkt meiner Freunde getroffen.

Gerade noch rechtzeitig verschwand ich aus dem Hotelzimmer, bevor mich der Polster treffen konnte, den J-Hope nach mir geschossen hatte.

Ich eilte zum Aufzug, drückte den großen Knopf und wartete.
Emilia und ich waren zwar offiziell immer noch kein Paar, aber das sollte sich heute ändern. In den letzten Tagen, seid unserer waghalsigen Aktion, haben wir uns immer wieder alleine getroffen. Wir sind zusammen ins Kino gegangen, waren in einem tollen Restaurant essen, oder sind einfach nur durch die nächtlichen Straßen von Wien geschlendert. Ich war einfach glücklich. So eine Art Beziehung hatte ich mir immer gewünscht. Ganz nebenbei entdecken wir Tag für Tag mehr Gemeinsamkeiten. So fand ich beispielsweise heraus, dass sie ebenfalls für einige Jahre Saxophon gespielt hat.
„PLING!" Der Aufzug war da und ich stieg ein.

-währenddessen im Café „To the bone"-

Emilias Sicht:

Mit einem Klacken rastete der Behälter mit dem frisch gemahlenen Kaffee in der Maschine ein und ich drückte auf den ersten Knopf. Es brummte und nach und nach strömte heißer dampfender Kaffee aus der Düse und ein wohliger Duft breitete sich im Raum aus.

„Ein Espresso, bitte", bestellte ein Herr im mittleren Alter und hielt mir einen Geldschein entgegen. „Kommt sofort", lächelte ich und legte ihm das entsprechende Wechselgeld auf die Tresen. Leise Summend machte ich mich an die neue Bestellung und lies dabei die Eingangstür nicht aus den Augen.

V würde jeden Augenblick da sein und mich abholen. Eigentlich musste ich ja noch arbeiten, aber da ich heute mit Gassi gehen dran bin, dachte ich mir, dass nichts dagegenspreche, wenn V mich begleiten würde. Ich freute mich schon wie verrückt darauf und ich wurde von Minute zu Minute nervöser.

V und ich hatten uns bis jetzt erst einmal geküsst und das war in dieser einen Nacht gewesen, doch ich war mir jetzt sicher, dass er mehr für mich war, als bloß ein „Freund". Trotzdem war ich froh, dass wir das Ganze langsam angingen. Wir kannten uns schließlich erst seit einem halben Monat, also war es eine gute Idee gewesen, sich erst noch etwas besser kennenzulernen.

Schnell verschloss ich den heißen Becher mit einem Deckel und reichte dem Herrn seinen Espresso. „Bitteschön, und einen schönen Tag noch!" Gerade wollte ich mich umdrehen, um frische Milch in den Milchschäumer zu gießen, als plötzlich eine bekannte Stimme zu hören war.

„Ein Haselnusskaffee bitte, aber ohne Schlagobers!" Ich verharrte kurz, dann drehte ich mich grinsend um und viel dem jungen Mann um den Hals.

„Na endlich, ich hätte schon gedacht du kommst nicht mehr!", lachte ich, löste mich von ihm und legte meine Schürze ab. „Tut mir leid, ich hab länger hierher gebraucht, als erwartet!" „Schon gut", lächelte ich. V musterte jeden der Hunde genau und sah sich im Raum um. Und mit welchen von denen gehen wir jetzt Gassi? „Nur mit einem", erklärte ich kurz. „Mit den Dackelbabys war ich schon heute in der Früh und der Rest war schon mit einer Kollegin draußen."

„Und wer ist der glückliche?" „Es ist eine Sie!", erwiderte ich und deutete auf eine junge Shiba, die in der Ecke in ihrem Körbchen lag. Entzückt leuchteten Vs Augen auf und er ging langsam auf die junge Hündin zu. „Na du? Freust du dich schon, endlich an die frische Luft zu kommen?" Liebevoll streichelte er ihr übers flauschige Fell und kraulte sie hinter den Ohren. Sie schien ihn vom ersten Augenblick an zu mögen.

„Und, wie heißt sie?", erkundigte er sich. „Carmel", grinste ich und beobachtete die beiden selig. „OK, Caramel. Dann wollen wir mal los!", meinte V und legte ihr die Hundeleine an, die ich ihm entgegengestreckt hatte.


Winterzauber (Taehyung Ff) - Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt