Scherben

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-in Emilias Wohnung-

Kais Sicht:

Wutentbrannt donnerte ich in die Wohnung hinein. Ich sah mich schnaubend um, auf der Suche nach Dingen, die man leicht zerstören konnte. Mein erstes Opfer – die Fotos von Emilia und ihrer Familie. Ich stürmte zu der Wand und riss sie zu Boden. Es klirrte und scharfe Splitter wurden in alle Richtungen geschleudert. Brüllend trat ich auf ein Bücherregal ein und brachte es zu schwanken, bis es schließlich mit einem scheppernden Geräusch auf den Boden krachte.

Ich schrie meine Wut heraus und zerstörte dabei, ohne zu zögern, alles was mir in die Hände geriet. Gläser und Teller zersprangen, Holz splitterte und der teure Flachbildfernseher, den wir uns zu Weihnachten gekauft hatten, hatte nun einen fetten Riss in der Mitte.

Noch einmal schrie ich auf und knallte solange mit der nackten Faust auf die Glastischplatte, bis Blut aus meiner Hand tropfte.
Meine Lippen bebten und mein Brustkorb hob und senkte sich angespannt im Rhythmus meines Atems. Ich war stinksauer. Ich hatte Lust alles, um mich im Bruchteil von Sekunden zu vernichten und das, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Ich hatte mich gerade damit abgefunden nun einen neuen Weg gehen zu müssen, doch dann habe ich die beiden gesehen. Ich habe Emilia und diesen koreanischen möchtegern Sänger dabei gesehen, wie sie turtelnd und händchenhaltend durch die Innenstadt sparziert sind. Es ist nicht so, als würde es mich stören, dass sie jetzt einen anderen hatte. Nein, damit hätte ich schon allein deswegen kein Problem, weil ich sie nie wirklich geliebt hatte. Naja gut, vielleicht mal ganz am Anfang, aber das ist schon lange her.

Nein, was ich ihr so gar nicht gönnte war, dass sie so schnell wieder glücklich geworden war. Sie hatte jetzt alles und ich hatte nichts. Alicia, das war die blonde mit der ich in letzter Zeit was hatte, hatte mich vorgestern verlassen und nun hatte ich nicht mal mehr eine Freundin, geschweige denn eine Wohnung. Ich hatte wirklich rein gar nichts. Und sie, was macht sie?

Emilia spaziert einfach seelenruhig und überglücklich durch die Stadt und verschwendet nicht mal einen Gedanken daran wie es mir geht.

Nein, halt-
Eigentlich, ist doch sie diejenige, die mir all das angetan hat. Wegen ihr muss ich jetzt bei meinen Kumpels schlafen, und wegen ihr, hat auch Alicia mit mir Schluss gemacht. Sie hat einfach alles zerstört in meinem Leben. ALLES!
Ich sackte in mich zusammen und schrie all meinen Frust heraus. Alles was sich in den letzten Stunden in mir angesammelt hatte, brüllte ich einfach in den Raum hinein.
Schließlich ballte ich die Fäuste und stand wieder auf. Eine Ader pochte auf meiner Stirn und ich biss wütend die Zähne aufeinander.

Nein, ich würde mir das nicht gefallen lassen! Mit mir nicht, NEIN! Ich werde mich rächen, für das was sie mir angetan hatte. Ich werde ihr glückliches Leben so zerstören, wie sie meines dem Erdboden gleich gemacht hat. Mit einem entschlossenen Blick starrte ich auf die Zerstörung, die sie zu meinen Füßen ausgebreitet hatte. Ja, genau und das hier,.......... das war erst der Anfang!

-eine halbe Stunde später-

Emilias Sicht:

Glücklich eilte ich die Stiegen zu meiner Wohnung hoch. Ich nahm immer gleich zwei auf einmal und summte dabei ein Lied, dass Tae mir vorhin über sein Handy vorgespielt hatte. Die Wohnungsschlüssel klimperten in meiner Handtasche, bis ich sie im endlich entdeckt hatte und grinsend herauszog. „Also da habt ihr euch versteckt!", lächelte ich versonnen und steckte den Schlüssel ins Schloss.

Ich war seit unserer Abfahrt in die Berge noch nicht hier gewesen. Ich hatte meine Wohnung vermisst und vor allem mein warmes Bett. Jetzt wo Kai nicht mehr da war, war sie mein kleines Reich, das nur mir alleine gehörte.
Ich wollte den Schlüssel gerade umdrehen, als die Tür von alleine aufsprang. „Scheiße", dachte ich. „Ich bin so blöd! Die Wohnung war die letzten Tage nicht verschlossen gewesen!" Das letzte was ich jetzt brauchen konnte, war ein Einbrecher, der hier eingedrungen war.

Ich machte die Tür auf und taumelte augenblicklich zurück. Voller Entsetzen starrte ich auf mein zerstörtes zuhause. Alles war umgeworfen und zerschlagen worden. Meine Lieblingsbilder lagen zersplittert am Boden und sogar die Teller und Gläser standen nicht mehr an ihrem Platz.

Wie in Trance starrte ich in meine Wohnung. Irgendwann stiegen mir die Tränen in die Augen strömten wie in Zeitlupe über meine geröteten Wangen. Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht bewegen. Welcher Einbrecher machte so etwas. Das war doch kein Einbruch mehr, das war Vandalismus! Zitternd ging ich in die Hocke und raufte mir die Haare. Tränen tropften auf meinen bunten Teppich und versickerten zwischen den einzelnen Wollfänden.

Verstört und verzweifelt zu gleich griff ich nach meinem Handy. Zuerst tippte ich eine Nachricht an V, dann wählte ich die Nummer der Polizei.....

Vs Sicht:

Zehn Minuten später war ich mit Jimin als Unterstützung bei Emilia. Ich hatte ihre Nachricht gelesen. Es war ein simples „HILFE!", doch es war Grund genug für mich, mit Jimin im Schlepptau das Hotelzimmer zu verlassen und ohne viel zu sagen loszurennen. Unterwegs erklärte ich Jimin, das ich selbst nicht wusste, was los war, doch er verstand meine Besorgnis. Die anderen würden wir unterweisen, sobald wir mehr wussten.

Im Moment machte ich mir einfach nur Sorgen. Ich mein, welcher Freund machte sich keine Sorgen, wenn seine Freundin ihm eine Nachricht schreibt, in der nicht mehr als „HILFE" steht. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt das doch immer in diesen amerikanischen Serienkiller Serien vor. Nein, bei der Vorstellung schüttelte es mich!

Aber das Beste wisst ihr ja noch gar nicht. Emilia und ich sind seit gestern zusammen. Ich habe sie nach unserem Spaziergang im Park gefragt. Zuerst dachte ich, sie würde nein sagen, doch dann ist sie mir nur wortlos um den Hals gefallen und hat mich geküsst. Wenn ich nur daran denke, würde ich am liebsten vor Freude schreien.

Als ich sie entdeckte, saß Emilia zusammengekauert, neben einem Polizeibeamten am Boden vor ihrer Wohnung und starrte auf die zerstörte Einrichtung. Ich verharrte. Kurz überlegte ich, was ich man in solch einer Situation am Besten sagte, doch dann kniete ich mich einfach neben sie und nahm sie wortlos in die Arme.

Ich Körper bebte und sie drückte ihr verweintes Gesicht in meinen Pullover. Ich umschloss ihren Körper mit meinen Armen und hielt sie einfach fest an mich gedrückt. Jimin warf Emilia einen mitleidigen Blick zu und gab mit zu verstehen, dass er nun die anderen anrufen würde. Ich nickte nur kurz und strich Emilia sanft übers Haar.

Wer ihr das auch immer angetan haben sollte, der würde es noch mit mir zu tun bekommen!


Winterzauber (Taehyung Ff) - Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt