In der Zeit, als Könige und Königinnen die Welt beherrschten, bestimmte die Macht über die Schwachen. Die Krone war die furchteinflößendste Waffe, die Frieden und Kriege bringen konnte, aber wie in jeder Geschichte glaubte man, Frieden mit Schlachten gewinnen zu können. Doch das Flüstern stirbt lieber auf ihren Füßen, als mit gebeugtem Knie zu leben. Und das Versprechen der Revolution wird die Macht stürzen. Sie werden sich nehmen, was ihnen gehört.
Der Wind fauchte um seine Ohren, als Weylin seinen weißen Hengst über die weiten, schneebedeckten Ebenen jagte.
Funkelnde Kristalle blitzten um seine Augen und tanzten wild um ihn herum, wie als würden sie ihn auf ein Wettrennen herausfordern.
Nichts hatte sich verändert und doch war die Welt eine andere.
Er blendete alles für einen kurzen Moment aus. Seine Männer hinter ihm, seine schlimmen Augenblicke im Krieg und alles andere, was ihn in wenigen Minuten hinter der Schlossmauer erwarten würde. Nur der kalte Wind, der ihm eisig ins Gesicht peitschte, zählte noch.
Das kochend heiße Blut, das durch die Adern seines Pferdes schoss. Seine starken Muskeln, die dem Sonnenaufgang immer näherkommen wollten. Die atemberaubende Schönheit seines Landes, in dem der ewige Winter seine Heimat fand. Er kannte das Lied des Winters auswendig.
Das Eis unter seiner Haut, das mit jedem neuen Schlag auf den harten Boden erneut zum Leben erwachte und frei gelassen werden wollte.
Der klare Nachthimmel verwandelte sich von nachtschwarz zu einem wunderschönen tiefen blau, das von kräftigen rot und rosa Tönen begleitet wurde.
Die Sonne würde in kürze über den eisigen Horizont aufgehen.
Von weiten sah er den Ort, an dem er aufgewachsen war. Die Stadt des Königs, indem das Element seine Bestimmung erfüllt hat. Die gigantischen Mauern aus Eis ragten aus dem Nichts vor ihnen auf. Sanft schimmerten sie im kalten Morgenlicht wie unzählige Diamanten.
Eine Stadt, erbaut aus Eis, Metall, Holz und Juwelen, gut geschützt durch meterdicke Mauern, undurchdringlich und mit dem Leben verteidigt.
Dunkle Flecken in der Ferne erwarteten sie bereits. Ihre schwarzen Rüstungen verschmolzen mit der Härte des Winters und nur feine Verzierungen hoben die Wachen von der Mauer ab.
Weylin gab seinen Männern ein Zeichen und drosselte sein Pferd.Das Tor öffnete sich wie verzaubert und gewährte den Soldaten Eintritt. Die Wachen nickten ihnen zu und schritten zur Seite. Er hatte allerdings nur Augen auf das Innere seiner Heimat.
Die Straßen waren um diese frühe Stunde verlassen und die dunklen Schatten fielen auf das Eis, wie Tinte, die von der Feder tropfte.
Der Sitz des Königs war aus reinem Eis gemeißelt, jede Stufe der langen Treppe, die vom Markplatz bis zur großen Eingangstür führte, war scharf geschliffen und mit einer derartigen Perfektion erschaffen worden, dass Gäste, die den weiten Weg von ihrem Königreich auf sich genommen hatten, stehen bleiben mussten, um die einzigartigen Muster im Eis betrachten zu können.
Der Palast, der durch wenig Feuer wie möglich beleuchtet wurde, ragte wie ein gigantischer Eisberg auf dem endlosen Ozean hervor und versperrte den Blick zum sternenklaren Himmel. Wachen positionierten an Fenstern und Türen, ihre Rüstungen so glatt wie das Eis, und nur die vereinzelten silbernen Fäden an Brust und Armen ließen ihre wahre Gestalt erkennen.
Innerhalb der Schlossmauern war es totenstill, nur das Geklapper der Pferde auf dem festen Boden war zu hören, während Weylin und die restliche Nachtpatrouille durch das innere Tor ins Herzen des Vorhofes ritten.
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Nine Crowns
FantasyFrost and Darkness In einem Land, das nur den Schnee und die eisige Kälte kennt, spielt ein junger Soldat mit dem Tod. Ein verherrender Krieg liegt hinter den neun Königreichen und ein Schlimmerer wird noch folgen. Weylin wird dazu auserwählt, den K...