Kapitel 15

2 1 0
                                    


Dem König stand noch der Schlaf in den Augen, als er sich an den reich gedeckten Tisch saß, der in Gift getränkt war.

Sein Griff um den Knauf von seinem Dolch verstärkte sich, als der König nach seinem Kelch griff und ihn entdeckte. Er hielt inne, musterte ihn aus seinen gefühlslosen Augen. Beinahe hätte Weylin die Zähne zusammengepresst, hielt sich aber im allerletzten Moment noch davon ab. Am liebsten wäre er jetzt zu der Tafel gegangen und an dem Gebäck gerochen, ob man das Gift bemerken konnte. Aber auch dieses Verlangen schob er beiseite.

„Ihr seht erschöpft aus. Wo habt Ihr Euch herumgetrieben?"

Herumgetrieben, als wäre er ein streunender Hund.

„Mir geht es gut, Mylord."

„Das habe ich nicht gefragt,", erwiderte er. Seine Stimme war seltsam kühl.

„Es war eine harte Nacht, in der ich kaum ein Auge zu bekam." Das war die reine Wahrheit. Er verschwieg nur ein paar Details.

„Ja, das sehe ich. Ich kann das Heu immer noch in Euren Haaren sehen."

Kaius lehnte sich zurück und zog boshaft eine Augenbraue nach oben.

Ein Test. Seine Lüge war ein Test, die Weylin aufliegen lassen soll. Aber er hatte lange genug im Schloss gelebt, um solche Täuschungen mit verbundenen Augen erkennen zu können. Er rührte keinen Finger.

„Das Schloss ist, den neun Göttern sei Dank, großzügig genug ausgestattet, dass ein Federbett für das niedrige Personal bereitgestellt wird."

Wenn Kaius den Hirsch losließ, wäre Weylin der Letzte, der nicht mitspielen würde. Er liebte die Jagd.

„Auch das niedrige Personal braucht man, nicht wahr, Wächter?"

Kaius' Grinsen trieb ihn in den Wahnsinn, aber sein baldiger Tot verschaffte ihm genügend Befriedigung, dass er seinen Mund hielt.

Das ist reine Provokation, rief er sich immer ins Gedächtnis und verweilte lässig an der Tür.

Der Speisesaal glich an Größe von der Hälfte des Thronsaals und war so von unglaublichen Ausmaßen. Mit Leichtigkeit hätten zwanzig Personen an der Tafel Platz gefunden, doch das ganze Essen, welches den gesamten Tisch einnahm, war allein für eine einzige Person bestimmt. Er zog die Nase kraus über die Essensverschwendung.

„Gibt es ein Problem, Wächter?", lenkte ihn Kaius ab und er wandte den Blick zum König, der lässig auf seinen Stuhl saß und den Kelch auf der aufgestützten Hand hielt. Er ließ ihn nicht aus den Augen.

„Nein, Mylord."

„Wirklich nicht? Ihr scheint, als würdet Ihr nicht erfreut über das köstliche Gebäck sein."

Gefährlich. Ganz gefährlich.

„Das Personal hat wie immer ein gutes Händchen für Leckereien", erwiderte er ausdrucklos.

„Ja, das hat es wohl. Wisst ihr..." Er richtet sich abrupt auf und stellte den Kelch mit der orangen Flüssigkeit wieder auf den Tisch. Verdammt. Er sollte endlich trinken.

„Das Personal denkt wohl, ich würde für zehn essen. Das kann ich unmöglich, versteht sich." Er lächelte wie der Teufel.

„Ihr seht sehr hungrig aus. Gesellt Euch zu mir." Keine Bitte, kein Angebot, ein Befehl.

Irgendetwas ging hier schief. Gewaltig schief. Sein Herz raste wie verrückt, als Kaius aufstand und ein Stuhl für ihn hinter rückte, sodass er sich setzten konnte.

Nine CrownsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt