Sie erhob sich anmutig von ihrem Thron. Wenn Kenric je Zweifel an seinem Freund gehabt hätte, wären sie hiermit verflogen. Dieser Frau würde man in den Tod folgen. Er hatte schon viele Frauen mit Leidenschaft in den Augen gesehen. Selbst Elysian hatte Bordelle, doch die Leidenschaft von der Königin war anders. In ihr schwang nicht die sexuelle Begierde mit, sondern die des Tötens. Ihr unschuldiges Gesicht hatte ihr wahrscheinlich schon viele Möglichkeiten geschenkt, fremde Männer in die Irre zu führen.
Die Soldaten spannten ihre Muskeln an, bereit sich zwischen ihnen und ihrer Königin zu werfen.
Das dunkelrote Kleid gab einen Blick auf ihre nackten Oberschenkel frei, als sie es leicht anhob, um ungehindert die Stufen herunterzuschleichen, auf der ihr Thron stand.
Weylin verschränkte die Arme hinter dem Rücken und hob das Kinn.
Eine Vertrautheit war in ihrem Blickwechsel, den die Königin keine Sekunde brach.
Kenric musterte seinen Freund und war überrascht, wie anders er sich verhielt. Er erkannte ihn fast nicht mehr.
Wieder musste er sich eingestehen, dass Weylin zu viele Masken trug, um seine wahre Seele zu erkennen.
Knapp einen Meter blieb Zaina stehen und streckte die Hand aus.
Ohne zu zögern nahm Weylin sie und küsste sie, ohne den Blick abzuwenden.Eine Intimität, die er von Weylin nicht kannte, ließ Kenric einen Schritt zur Seite zu machen. Dies war kein formales Treffen.
Ihm wurde sofort klar, dass dieser prüde Kuss viel tiefer ging.
Zaina starrte Weylin so offen an, sie hätten auch im Schlafzimmer stehen können.
Ein kokettes Lächeln erschien auf Weylins Lippen, als er ihre Hand immer noch festhielt.
Kenric war nicht entgangen, wie verträumt und sehnsüchtig er dieses Land angesehen hatte, sobald sie angekommen waren.
Etwas lag ihm an Plúirín, und war es auch nur die Königin.
Doch sie waren keine Seelenverwandte, denn sonst wäre Weylin niemals nach Elysian zurückgekehrt.
„Was auch immer es ist, mein Lieber, ich bin froh, dass Ihr hier seid." Sie schenkte ihm ein Lächeln, das selbst Kenrics Herz höherschlagen ließ.
„Ihr seid immer noch von solcher Schönheit geprägt, wie bei unserem ersten Treffen, Eure Majestät", erwiderte Weylin mit rauchiger Stimme.
„Und ich dachte schon, Ihr hättet mich schon vergessen, gerade als Ihr mein Tor passiert seid", kicherte sie und hakte sich bei ihm unter.
Kenric hatte sie kaum beachtet.
„Wie könnte ich jemals eine Königin wie Euch vergessen?"
Kenric musste sich zusammenreißen, um seinem Freund nicht die Zunge herauszuschneiden.
Er wollte gar nicht wissen, wo er diese Nacht verbringen würde.
„Ist es nicht tragisch, dass wir so weit von einander entfernt leben? Es kann nicht fair sein, dass der Winter so grausam ist und doch solche wunderschönen Männer gebären kann."
Sie strich ihm leise seufzend das Haar aus der Stirn und legte ihre zierliche Hand auf seinen Oberarm, während sie durch das lichtdurchflutete Herrenhaus schritten, als wären sie die Nachfahren von irgendwelchen Göttern.
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Nine Crowns
FantasíaFrost and Darkness In einem Land, das nur den Schnee und die eisige Kälte kennt, spielt ein junger Soldat mit dem Tod. Ein verherrender Krieg liegt hinter den neun Königreichen und ein Schlimmerer wird noch folgen. Weylin wird dazu auserwählt, den K...