Kapitel 4

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Anders wie Weylin war seine Mutter bereits an den Ständen am Marktplatz fündig geworden und frische Gewürze, wie Zimt und Pfeffer strömte einem aus allen Schränken entgegen.

In Elysian gab es einen Ort, der frei war von Schnee und Kälte und an dem Gemüse und Weizen für Brot und andere Speisen angepflanzt werden konnte. Weylin erinnerte sich allerdings wehmütig an die Köstlichkeiten von Plúirín, die es nur in den blumenüberzogenen Weiten gab. Dafür war Elysian für vieles andere bekannt, wenn sie in Nahrung nicht mit den anderen Ländern mithalten konnten.

Während das Brot im Steinofen backte, hatte Blyanna Wasser aufgekocht und grüne Blätter in die glänzende Teekanne hinzugefügt. Sie füllte vorsichtig zwei Tassen aus Silber mit Tee, damit die kostbaren Blättchen nicht aus der Kanne geschwappt wurden.

Die Temperaturen veränderten sich im Laufe des Jahres in Elysian nicht besonders. Im Frühling schmolzen die Eisplatten zwar, wurden allerdings von den Einwohnern wiederhergerichtet.

Das Eis und die Kälte diente zum Schutz von Elysian, denn kein anderes Königreich konnte sich diesen Wetterbedingungen lange unterziehen, ohne daran zu Grunde zu gehen. Doch trotz allem trank man hier Tee aus Minze. Ob es nun an der langandauerten Tradition lag oder einfach nur an dem Genuss, konnte keiner von ihnen wirklich entscheiden.

Ivory, die sich gerade den vollen Bauch putzte, sah auf, als Weylin sich zur ihr herunterbeugte und sie hochhob. Sie schrie frustrierend auf und krallte sich in sein dünnes, weißes Hemd. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen, aber bald darauf kam ein tiefes, wohliges Schnurren aus ihrer Kehle. Er kraulte sie mit einer Hand am Kopf, mit der anderen hielt er sie sicher auf dem Arm.

„Hast du von dem Alacriten gehört, der gestern angekommen ist?", fragte seine Mutter, ohne ihn anzusehen. Sie prüfte gerade den weichen Teig des Brotes, der allmählich von einer goldenen Schicht überdeckt wurde.

Er verharrte inmitten seiner Bewegung. Hatte der Besuch des Oberkommandeur so schnell die Runde gemacht? Natürlich hatte es das. Die Stadt war klein und die Leute redeten gern.

„Ja, ich habe ihn von Frank's Pub ausgesehen, als seine Kutsche gerade herangefahren kam."

„Hoffentlich hat er nichts Schlimmes im Sinn.", meinte Blyanna mit einer Unruhe in der Stimme. Er musste erst gar nicht fragen, was sie befürchtete.

Die Alacriten waren einst ehrenwürdige Mitglieder des königlichen Rates, aber seit dem großen Krieg, dem schnellen Wechsel der Thronerben hatten sie sich abgeschottet und lebten jetzt ohne jeglichen Kontakt zum Festland auf ihrer eigenen Insel.

Viele in Elysian fürchteten ein Aufstand der Alacriten – dass sie Rache wollten und selbst einen von ihren Reihen auf den Thron setzen könnten.

Die Bewohner liebten ihr Leben so wie es war, doch er erinnerte sich an eine Zeit, als er selbst noch ein Kind war, dass die Beziehung zwischen Volk und Königshaus einmal so eng miteinander verwoben war, dass Feste veranstaltet wurden und der König mit dem Fußvolk an einem Tisch saß und Bier trank.

Doch das war vor langer Zeit in den Hintergrund geschoben worden. Sie waren Perfektionisten und verdrängten einfach alles Schlechte, damit es ihnen wieder gut ging.

Seine Mutter war dem Thron einmal sehr treu gewesen. Sie war damals Dienerin am Hof und den Königlichen sehr nahe. Zu dieser Zeit schien der Große Krieg noch irreal und kaum zu glauben, doch ein Jahrhundert später stand er vor der Tür und riss sie nieder.

Um zu helfen, wurde sie zu den Soldaten geschickt, um dort medizinische Hilfe zu leisten. Kurz nachdem der Krieg angefangen hatte, wurde der König ermordet und das Erbe wurde weitergegeben. Als sein Bruder, König Albert, die Krone trug, trat Weylin in die Fußstapfen seiner Mutter und verbrachte ein paar Jahre als persönlicher Diener des Königs, bis er zu den Soldaten wechselte und in den Krieg zog.

Nine CrownsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt