Kapitel 32

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Der Duft nach Rosen lag ihm schwer im Magen, als er den Brief schließlich einem Dienstboten überreichte, der sich sofort auf den Weg zu den Canyons machte, in denen das Herrscherpaar ihren Palast erbaut hatten.

Er hatte König Dorin um Soldaten gebeten, wie er es vorgehabt hatte. Sie sollten sich, - wenn Dorin einverstanden war, - in den Feldern von Plúirín stationieren, denn hier würde er sein, um die letzten Vorkehrungen zu machen, den nächsten Schritt in den Krieg zu wagen.

Die weißen Marmorsäulen ragten vor ihm auf, als er um die Ecke bog und die ausholende Wendeltreppe erblickte. Leichtes Stimmengewirr drang von dem unteren Stockwerk zu ihm vor und neugierig riskierte er einen Blick auf die Eingangshalle.

Vier Wachen umkreisten drei Menschen in Reiterkleidung, als wären sie unbezähmbare Löwen.

Er kniff ungläubig die Augen zusammen, um die Reiter besser erkennen zu können und tatsächlich!

Es war die Soldatenlady mit den Zwillingen. Ein ersticktes Lachen brach aus ihm heraus und er lehnte sich fassungslos über die Brüstung.

Das Mädchen schäumte vor Wut, ihre Fingerspitzen waren bereits rußschwarz und bei jedem weiteren Zähneschnappen sprühten Feuerfunken.

Amüsiert betrachtete er die vier Wachen, die alles daransetzten, die Fremden nicht noch weiter in den Palast zu lassen.

„Wenn Ihr mich nicht sofort zu Eurer Königin lässt, Soldat, dann schwöre ich Euch, brenne ich diesen gesamten Palast bis zu den Grundmauern nieder", zischte das Mädchen und zeigte ihm ihr Feuer.

Weylin grinste. Er war beeindruckt.

„Mylady, Ihr seid nicht angekündigt worden", weigerte sich die Wache und legte seine Hand auf sein Schwert.

„Das waren die Elysianer bestimmt auch nicht", schäumte sie.

Weylin richtete sich leicht auf. War dieses Mädchen ihm gefolgt oder was wollten drei heimlose Reiter bei der Königin eines fremden Königreiches. War es nicht sie gewesen, die ihm einen Vortrag gehalten hatte, ohne Einladung in kein anderes Königreich einzudringen?

„Das ist etwas anderes. Die Königin kennt Soldat Weylin."

„Soldat Weylin also, ja?" Sie zog ihre Augenbrauen nach oben.

„Eure Königin wird auch meinen Namen nicht mehr so schnell vergessen, also lasst mich zu ihr", zürnte sie und kam einen Schritt auf den Wachen zu, dessen Gesicht er nicht erkennen konnte.

Er lächelte, als er die Treppen hinunterstieg und die Wachen ihm Platz machten. Mit einer Hand auf seinem Dolch schlich er zu ihr.

Wäre sie in der Lage, Krallen auszufahren, hätte sie es getan.

Sie verschränkte die Arme über den mit Gold durchzogenen Damenfrack.

Erst jetzt erkannte er die teuren Stiefel und die tiefrote Reiterhose, die nur Adelige trugen. Nicht einmal er hatte eine solche Reitbekleidung.

„Wenn du Rosen verbrennst, entsteht ein grässlicher Geruch", lächelte er.

„Ihr solltet mir kein Öl geben, Söldner."

Er senkte den Blick, ein Glucksen entkam ihm.

„Verzeiht, Mylady. Wollt Ihr mir verraten, wieso Ihr die Königin sprechen wollt?", fragte er stattdessen und sah, wie sich ihre grünlichen Augen schlagartig verdunkelten. Ihr entglitten jegliche Züge.

„Ich befürchte aus dem gleichen Grund, wieso Ihr hier seid." Entsetzen kontrollierte ihr schönes Gesicht und die Zwillinge stellten sich neben sie. Der Junge starrte Weylin schweigend an.

Das Grinsen floh von seinen Lippen und er schluckte den Schreck hinunter.

„Ich denke, es ist an der Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Weitere Geheimnisse würden uns vergiften, Soldat." Sie kam auf ihn zu, ihr Kiefer war festzusammengepresst, um die leisen Laute nicht loszulassen, die ihren Körper erschütterte.

„Ihr wisst, was wir für ein Schicksal teilen, Weylin, und es hat nichts mit unseren Ländern zu tun oder dem Krieg. Und ich will nicht, dass Ihr mich hasst."

Sie senkte den Blick auf seine Brust, auf die grüne Tunika eines anderen Landes.

„Es würde mir helfen, Euch kennenzulernen, wenn Ihr mir Euren Namen verraten würdet", hauchte er und hob ihr Kinn.

Das Braun in ihren grünen Augen schmolz zu goldenem Honig in der Sonne, als sie sein Lächeln erwiderte.

„Mein Name ist Ravara. Prinzessin von Nefarious. Und mein Land ist am Sterben."

„Ihr seid eine Prinzessin?", fragte er überrascht und wich einen Schritt zurück, doch sie packte ihn am Arm und das Feuer in ihren Fingerspitzen glitt in seine Adern.

„Ja, aber das hat nichts zu bedeuten. Nicht so lange, mein Land mit jedem weiteren Tag, an dem wir nichts unternehmen, untergehen wird."

Er hatte Mühe, diese neue Information über ihre Herkunft zu bearbeiten.

Wie hatte er das übersehen können? Jetzt machten plötzlich die Extravaganz ihrer Kleidung und ihrer Ablehnung, von ihm Geld für seine Freilassung anzunehmen, einen Sinn.

Er benetzte seine trockenen Lippen. Das war eine Ironie des Schicksals, ein Spiel der Götter. Wie sonst konnte er sich erklären, dass eine Prinzessin und ein verstoßener Thronerbe ein gemeinsames Schicksal teilten?

In ihren Adern türmten sich rußschwarze Flammen, ihre Berührungen würde ihn verbrennen, doch auch sie würde ersticken in einem Meer voller Eiswasser, während ihr Feuer gnadenlos sterben würde und er mit ihr.

Wie konnten die Götter einer solchen Tragödie Luft zum Atmen geben, wenn sie sich beide am Ende ihrer Liebe zerstören würden? 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2019 ⏰

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