Nine Crowns

Kapitel 2

Weylin beobachtete die goldene Flüssigkeit in seiner Hand, während er es im Glas kreisen ließ. Träge schwappte es knapp unter dem Rand im Kreis und Schaum bildete sich, der sich zischend wieder verteilte. Nach seinem ersten Bier wurden seine Glieder schwerer und schwerer, und er hatte Mühe seine Augen offen zu halten.

Im Gegensatz zu ihm war Kenny noch top fit.

Er diskutierte gerade wild mit dem Wirt über die Hopfenfelder von Cimmerian und dessen fantastisches Bier. Der Wirt war jedoch von dem klaren Whisky überzeugt, den die Bauern in Noor herstellten. Nur mit einem Ohr hörte Weylin das Gezanke der beiden an und war mit seinen Gedanken wieder an der Nordostgrenze, die mehrere hundert Kilometer vom Palast entfernt lag.

Sie waren vier Tage insgesamt unterwegs gewesen und hatten in den weiten, zugefrorenen Täler ihr Lager aufgeschlagen.

Einmal im Monat ritten die persönlichen Soldaten des Königs an die Grenzen, um Bericht der dort liegenden Kontrollposten abzuholen und die Lage mit eigenen Augen zu sehen. Am Tag war es die Aufgaben der dort positionierten Soldaten und in der Nacht wachten die Palastkrieger über das Land.

Diese Aufgabe zugeteilt zu bekommen, war eine Ehre für die meisten Männer, aber für Weylin gab diese Bestätigung - die Gefahr selbst bekämpfen zu können, wenn es notwendig gewesen wäre - ein Gefühl der Befriedung, weil er genau wusste, dass der König seine Hand niemals für sie ins Feuer legen würde.

Er verabscheute König Kaius mehr als die Bewohner von Verendus, und die waren schlimmer als der Tod.

Mürrisch spielte er mit einem seiner zwei Ringe, die in den hereinfallenden Sonnenstrahlen hell funkelten. Der Ring an seinem rechten Mittelfinger war grob und drei dicke schwarze Streifen waren miteinander verflochten. Wie jedes Haar in Elysian war auch der Ring mit silbrigen Fäden durchzogen. Die Legende besagt, dass alle Menschen in Elysian mit Silber im Haar und Eis in den Venen geboren wurden.

Vor Beginn der Ewigkeit tobte ein gewaltiger Sturm aus Eis und Schnee über das Land und begrub die Menschen unter seiner Wucht.

Die wenigen, die überlebten, hatten silbriges Haar vom Schnee und ihr Herz wurde nicht mehr von Blut versorgt, sondern von gnadenlosem Eis.

So in der Art wurden auch die Legenden der anderen Königreiche erzählt.

Einen Menschen ohne besondere Fähigkeiten gab es nicht. Sie unterteilten sich nur in 9 Elemente.

In Verendus folterten die Krieger die Opfer mit ihren schlimmsten Ängsten, in Cimmerian zuckten Blitze am Himmel, in Nefarious brannten Wälder zu Asche und Staub, in Plúirín wurde man entweder vergiftet oder geheilt, in Noor wurde man von einem Tornado an den Grenzen empfangen, die Menschen aus Virid veränderten den Boden, auf dem sie lebten, in Litoreus wurde man die Schönheit des Wasser belehrt, im tiefen Regenwald von Winslow durfte man seine Träume leben und in Elysian versetze man Berge aus Eis.

Jedes Königreich war auf seine Art und Weise mächtig genug, die anderen zu vernichten, wie es vor 130 Jahren fast der Fall war. Zum Glück waren die Soldaten ausgegangen, die man aufs Schlachtfeld schicken konnte und so das gesamte Imperium rettete.

Der linke Ring an seinem Daumen war schmaler und kleiner als der rechte. Er war aus zwei eleganten Strängen wie Kreise miteinander verwoben und glitzerte in der Sonne wie Diamanten.

Er ließ seufzend von ihnen ab und sah zu seinem Freund, der sich fast mit seinem ganzen Oberkörper auf den Tresen lehnte und den armen Wirt mit hitzigen Gesten zur Vernunft zu bringen versuchte. Weylin seufzte wieder.

Kenric hatte Leidenschaft im Blut, wenn er jemanden von seiner Meinung überzeugen wollte.

Er konnte so schnell reden, dass man ihn nur fassungslos anstarren konnte, während er einen Satz nach dem anderen runterratterte. Normalerweise brauchte es nur ein Bier oder einen Kampf, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber da er das eine bereits neben ihm auf dem Tresen hatte und Weylin die Kraft fehlte sich mit ihm zu prügeln, war das Schicksal des Wirts bereits besiegelt.