Kapitel 6

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Der König bot ihm und dem Alacrit kein Glas Wein an. Er beachtete die Krieger nicht, sondern überließ es dem Alacrit mit Weylin fertig zu werden.

Mit einem weiteren vollen Glas ließ er sich wieder auf den gepolsterten Thron nieder und überschlug die Beine. Er wirkte teils vorsichtig, teils bemüht, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen. Es herrschte eine angespannte Stimmung zwischen ihnen und eine Zeit lang sprach niemand.

Sein Versprechen an Zander hing schwer in der Luft und jeder in diesem Raum ahnte, wie man es zu deuten hatte. Doch man hatte keine Beweise und als treuer Soldat, der im Großen Krieg an der Seite von Elysian gekämpft hatte, war es sehr schwer vorstellbar, er könne sich gegen sein Land entschieden haben.

Der König nippte an dem Wein und rieb seine freien Finger aneinander, dann unterbrach er das quälende Schweigen.

"Ihr fangt heute an. Packt Euer armseliges Hab und Gut und quartiert Euch im Nordflügel des Schlosses ein. Das Zimmer wird Euch bekannt vorkommen. In drei Stunden seid Ihr zurück."

Jetzt war es endgültig.

Es fühlte sich jedoch wie das Gegenteil einer Beförderung an. Er hatte das Gefühl, einen Teil seiner Freiheit beraubt worden zu sein.

Sein Herz pochte, als er sich seiner Worte bewusst wurde. Er musste im Schloss wohnen - ausgerechnet in dem Teil, wo die Palastsoldaten ihre Schlafgemächer hatten - dem Ort, an dem er einst aufgenommen und wieder abgeschoben wurde, doch nicht einmal als König Albert ihn zum Stalljungen ernannte, war ihm so übel geworden, als jetzt.

Er verabscheute die Aussicht auf die Zukunft, in der er Kaius die Füße küssen durfte und ihn vor denjenigen beschützen musste, denen er gerne geholfen hätte.

Es war eine Strafe.

Es gab so viele andere gute Soldaten, aber genau er war ihm im Gedächtnis geblieben. Persönlicher Leibwächter galt als sein Ende als Soldat. Er würde nicht mehr so respektiert werden und konnte sich mit den Dienern gleichstellen.

Am liebsten hätte er den König am Hals gepackt und fest zugedrückt und zufrieden zugesehen, wie er langsam und quälend daran erstickte, aber solange alle Augen auf ihn gerichtet war, nickte er wieder dankend und verbeugte sich knapp. Er wollte sich gerade abwenden, als der Alacrit – Zander - zu ihm aufholte und neben ihm herging.

„Ich begleite Euch bis zur Tür. Ich war schon lange nicht mehr in der Stadt, vielleicht schaue ich sie mir einmal an.", meinte er und warf einen Seitenblick zu ihm, den er nicht deuten konnte.

„Ja, der Markt ist um diese Zeit besonders schön.", knurrte Weylin und starrte stur geradeaus. Das Blut in seinen Venen wurde langsamer und eine glatte Eisschicht bildete sich auf seinen Unterarmen.

Er war kurz davor, einen Blitz nach hinten zu schleudern, direkt in die Brust des Königs. Seine Mordlust verstärkte sich, als Zander neben ihm anfing zu lachen. Sie erreichten die Marmortür, die von den Wachen geöffnet wurde, um sie passieren zu lassen.

„Ich dachte immer, ihr Landeier seid kleine Wichtigtuer mit einer großen Klappe und nichts dahinter. Aber Ihr lasst das wieder als ein Vorurteil aussehen."

Weylin rannte schon fast die Treppen hinunter. Auch wenn der Alacrit sein ganzes Leben lang als eine Legende für ihn galt, über die er unbedingt mehr erfahren wollte, war sein einziger Wunsch nur noch hier rauszukommen.

„Ach was. Die Menschen hier denken das von euch immer noch." Weylins Ton war nur noch ein leises Knurren.

Wieder lachte der Alacrit.

Nine CrownsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt