Immer diese Schule

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Ich schlief ruhig in meinem Bett, wie jede Nacht hatte ich mit einem Albtraum gekämpft und war nicht sehr erholt durch den Schlaf. Mein Wecker klingelte, ein Emo-Lied lief auf meinem Handy. Seufzend und gähnend öffnete ich die Augen, machte den Wecker aus und schälte mich erschöpft aus dem Bett. Schon wieder Schule. Na toll. Ich machte mich fertig und wurde am Küchentisch von meinem Bruder begrüßt, der gerade seine Medikamente einnahm, dann verschwand er und ich frühstückte.
Danach packte ich schnell meine Schulsachen zusammen, mein Hausaufgabenheft ließ ich liegen. //Lohnt sich nicht, die Hausaufgaben bringen mir ja eh nichts...//

Als ich vor dem Klassenraum auftauchte, würdigte mich keiner eines Blickes, ich versuchte dennoch wie jeden Morgen, mich unter meine Klassenkameraden zu mischen, damit ich nicht wieder diese komischen Blicke von den Lehrern bekäme. Sie schienen mich manchmal zu verstehen und baten mir Hilfe an, ich versicherte ihnen jedoch, dass alles gut war.
Hannah, eine Klassenkameradin, die gerade auch angekommen war, schubste mich grob beiseite, warf mir ein höhnisches Grinsen zu und fing an, mit den anderen zu quatschen. Ich unterdrückte aufsteigende Tränen und rieb mir den schmerzenden Arm, dann setzte ich mich in einer Ecke auf den Boden.

Unterrichtsbeginn, der Lehrer marschierte in den Klassenraum und wir standen auf, um ihn zu begrüßen. Mir wurde der ein oder andere komische Blick zugeworfen und ab und zu warf man mich mit Papierkugeln ab. Ich drehte mich weg. Ich konnte den Schmerz inzwischen kaum noch spüren, der sich in mein Herz bohrte, ich war es gewohnt.
In der kurzen Pause, als kein Lehrer im Raum war, kam Vincent auf mich zu, grinste und die anderen versammelten sich um uns. “Was willst du?“ Fragte ich. Er grinste fies. “Ich weiß, dass dein Bruder zu blöd war, um das Gymnasium zu schaffen. Und, dass er keinen Beruf bekommt, weil er behindert ist. Und genau so wird es dir auch gehen!“ Er lachte und einige lachten mit. Mir stiegen Tränen in die Augen. “Das Hast du gerade nicht gesagt, oder...?“ In meinen tränenden Augen spiegelte sich reiner Hass wider. Ich schrie wütend auf, packte ihn und schlug ihm mit der Faust kräftig ins Gesicht. Ich spürte das warme Blut aus seiner wohl gebrochenen Nase über meine Hand fließen. Auch er schrie auf und stürzte sich nun ebenfalls auf mich. Von den Seiten hörte ich meine Klassenkameraden jubeln. “Kämpft! Kämpft!“, “Mach sie fertig, Vincent!!“
Wir rollten in einem Knäuel über den Boden, als uns plötzlich mehrere Hände packten und zwei Lehrer und auseinanderrissen. “Was soll das denn!?“ brüllte einer uns an. Die anderen riefen durcheinander: “Olivia hat Vincent angegriffen!“, “Vincent wollte sich nur gegen dieses gewalttätige Etwas wehren!“ Ich spürte weitere Tränen in meinen Augen. Alle setzten sich für diesen Mistkerl ein, der doch selber schuld an seiner gebrochenen Nase war! Ich riss mich los, der Lehrer wollte mich wieder packen, doch noch ehe einer mich aufhalten konnte, war ich zum Fenster gerannt, herausgeklettert und hallte mich fallen gelassen. Unser Klassenraum war im höchsten Stockwerk, es konnte also tödlich für mich enden, doch das war mir in dem Moment egal. Ich wollte einfach nur loslassen und vergessen. Während ich fiel. Schloss ich meine Augen, dann spürte ich noch, wie ich hart auf dem Boden aufkam, dann war alles um mich herum schwarz.

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