Ich hätte normalerweise geschrien, aber in den letzten Wochen hatte ich genug erlebt. All die Albträume, die vielen Situationen die mich geschockt hatten, der uralte Dämon. Ich drehte mich um, erschrocken, doch ich hatte mich schnell wieder so weit unter Kontrolle, dass man mir den Schreck kaum mehr anmerkte. Feste sah ich meinem Lehrer in die Augen.
“Sie haben den Phantomhives gedient... Aber wie kommen Sie an meine Schule? Ich dachte, Teufel leben nicht unter Menschen, wenn sie nicht müssen.
Er lächelte zu mir herab, das Lächeln war freundlich, aber nicht so freundlich wie Sebastians.
“Ich habe dich beobachtet, Olivia. Du bist unter allen Schülern immer hervorgestochen. Ist dir klar, dass ich dir das Leben gerettet habe, indem ich dich hierher gebracht habe? Hätte ich das nicht getan, wärst du jetzt tot! Weißt du...“, er machte eine kurze Pause und ließ mein Handgelenk los, “Deine Seele ist genau das, was ich immer gesucht habe. Eine reine Seele, nicht beschmutzt, und trotzdem so zerrissen, dass die Lücken von Hass und Trauer gefüllt sind. Wie du wohl inzwischen wissen solltest, ist das eine Seele, die jeder Teufel begehrt. Ich mache dir einen Vorschlag. Verbünde dich mit mir, ich bringe dich so bald wie möglich nach Hause. Und deine Klassenkameraden werden dich respektieren. Wie findest du das?“
Er wirkte auf mich immer sympathischer, sein Vorschlag klang wie ein Geschenk des Himmels. Ich überlegte einen Moment, zögerte, er streckte mir die Hand hin, schließlich nahm ich seine Hand, schüttelte sie und besiegelte damit den Schwur. Er bekäme meine Seele, sobald ich starb, dafür durfte ich nach Hause zurückkehren und alles würde gut werden. Ein stechender Schmerz zog sich quer über meine linke Schulter, ich hielt sie mir vor Schmerzen. Nach einer Weile ebbte der Schmerz ab und ich sah auf meine Schulter, auf der ein Pentagramm zu sehen war. Das Zeichen eines Teufels. Es sah schön aus, so ähnlich wie das Zeichen von Sebastian, dennoch unterschied es sich in einigen Punkten auch von diesem. Es war türkis, meine Lieblingsfarbe. Außerdem schien der in dem Zeichen abgebildete Stern kleine Zacken zu haben. Der Teufel mir gegenüber lächelte mich an. Er musste nun also tun, was ich sagte. Wäre in der Schule bestimmt nicht unpraktisch! Ich schmunzelte kurz.
Plötzlich hörte ich Schritte. Das musste Sebastian oder Ciel sein!
“Verstecken Sie sich, Sebastian will hier keine ungebetenen Gäste sehen!“ zischte ich leise, und der andere verschwand blitzschnell. Sebastian kam in die Bibliothek und musterte das Buch, das ich immer noch in der Hand hielt.
“Das ist aber nicht gerade die schönste Lektüre...“ meinte er.
“Ich war neugierig.“ antwortete ich schnell. Fast setzte ich noch an und hätte ihm gesagt, dass er nicht der erste Teufel war, der im Dienst der Familie Phantomhive stand, doch ich behielt es für mich.
Sebastian lächelte, nahm mir das Buch ab und stellte es ins Regal zurück, er sah sich noch kurz um, als hätte er etwas bemerkt. Doch dann verließ er die Bibliothek wieder und ich atmete erleichtert auf und mein Lehrer kam wieder zu mir. Er lächelte, sah jedoch misstrauisch zur Tür.
“Auf diesen Sebastian sollte ich wirklich aufpassen...“
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Lost
FanfictionOlivia, ein depressives Mädchen, das von ihren Klassenkameraden gemobbt wird, will das Leben hinter sich lassen und sich umbringen. Bei dem Versuch landet sie jedoch auf den Anwesen der Phantomhives, im 19. Jahrhundert...