Teufel

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Beim Frühstück kam Sebastian zu mir.
“Ich sollte Euch noch etwas zu gestern sagen, es ist sehr wichtig.“
Ich war etwas verwirrt, aber ich nickte und blieb nach dem Frühstück noch im Raum, Ciel widmete sich inzwischen etwas anderem.
“Der Dämon von gestern war wohl ziemlich versessen auf Eure Seele. Ich weiß auch, warum er sich so sicher fühlte. Es war ein uralter. Ihr müsst wissen, dass es verschiedene Arten von Teufeln gibt. Ich selbst beispielsweise bin ein durchschnittlich alter Teufel. Es gibt auch junge Teufel, oftmals Menschen, die sich gegebenenfalls in Teufel verwandeln, und dann gibt es noch die, die von Anfang an die Welt regieren, die uralten. Sie sind die gefährlichsten und scharfsinnigsten, sie suchen sich oft nur die kostbarsten Seelen aus, gehen aber meistens keinen Vertrag ein, um diese zu bekommen. Ich konnte Euch dieses Mal beschützen, aber was er kurz vor seinem Tod sagte, beunruhigt mich doch ein wenig. Wenn ich richtig liege, dann hatte er einen sehr gut durchdachten Plan, um Eure Seele zu bekommen, und ich weiß nicht, inwiefern der Plan abgeschlossen war. Jeder hat einen Plan B, und ich glaube nicht, dass dieser Plan bereits abgeschlossen ist. Desbezüglich dürft Ihr das Anwesen ohne Aufsicht nicht verlassen, bis ich weiß, wie der Plan aussieht.“ Ich schluckte und sah Sebastian ein wenig ängstlich an.
“So viel Aufwand meinetwegen?“ Ich lachte kurz sarkastisch. “Der Typie wollte bestimmt einfach nur schnell was zu essen, ich habe bestimmt keine tolle Seele! Wenn man es so sieht, bin ich ein gar nichts.“
“Das würde ich nicht behaupten. Wie gesagt, dies Art von Teufeln bevorzugt nur schmackhafte Seelen.“ Erwiderte Sebastian ernst. Mein Blick verdüsterte sich. “Mach dir keine Sorgen Sebastian, ich würde das Anwesen eh nicht verlassen, der nächste Ort wäre doch zu Fuß eh zu weit weg.“ Ich lächelte kurz unsicher.
Er lächelte zurück. “Dann mache ich mich jetzt wieder an meine Arbeit, wenn Ihr mich entschuldigen würdet.“
Ich verließ nickend den Raum und machte mich auf den Weg in die Bibliothek. Die neuesten Ereignisse hatten mich neugierig gemacht, und ich suchte nach einem Buch über übernatürliche Wesen. Leider fand ich keins, und weil ich dennoch irgendetwas lesen wollte, zog ich einfach wahllos ein dunkles, abgegriffenes Buch aus dem Regal. Ich setzte mich hin und begann, durch die leicht vergilbten Seiten zu blättern. Der Inhalt machte mich neugierig. Die Geschichte der Phantomhives. Dort stand alles Mögliche drin, wer weiß, wie alt das Buch schon war. Wer hätte gedacht, dass die Wurzeln der Familie Phantomhive bis ins sehr frühe Mittelalter reichten? Die Familie existierte nun schon so lange. Neugierig betrachtete ich alte Fotos und Zeichnungen, las Texte von frisch verheirateten Ehepartnern. Doch auch Aufzeichnungen von der dunklen Seite der Familie, den früheren Aufträgen in der Unterwelt waren in diesem Buch festgehalten. Ich war fasziniert, bis mir ein Text in den Blick fiel, er war nur wenige Generationen vor Ciel verfasst worden. Anscheinend war auch damals jemand einen Pakt mit einem Teufel eingegangen, eine Begründung gab es jedoch nicht. Bei dem Foto dieser Generation stutzte ich. Der Butler war ebenfalls darauf abgebildet. Und er sah genau aus, wie eine Person, der ich zuhause immer wieder ins Gesicht gesehen hatte. Er sah genau so aus, wie der Lehrer, der mich nach der Prügelei mit Vincent festgehalten hatte. Das konnte kein Zufall sein. Hier drinnen stand, dass genau dieser Butler ein Teufel war. Das musste bedeuten, dass dieser Teufel jahrelang an meiner Schule unterrichtet hatte, mich unterrichtet hatte. Er hatte sich immer ziemlich auf mich fixiert, mich vor der Klasse dumm dastehen lassen und mich im Unterricht drangenommen, wenn ich etwas nicht wusste. Außerhalb des Unterrichts hatte er mich immer angestarrt. War er etwa dafpr verantwortlich, dass ich hier war?
Ich klappte zitternd das Buch zu und wollte es zurück ins Regal stellen, als eine Hand mein Handgelenk packte und festhielt.
“Nun weißt du also, was ich bin, Olivia. Dann können wir ja endlich ehrlich miteinander sprechen.“

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