Blutiges Duell

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Einige Tage nach dieser Unterhaltung hatte ich kaum ein Wort mit irgendjemandem gewechselt, ich hatte mich zurückgezogen und nachgedacht. Die Worte von Herrn Mortius gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, und kurzerhand beschloss ich nun etwas: Ich würde mich rächen. Für alles. Alles, was mich im Leben zermürbt hatte. Ciel und Sebastian, auf die beiden hatte ich in den letzten Tagen Hass entwickelt. Die beiden sollten spüren, was sie mir angetan hatten. //Dass sie dir was angetan haben?// Schnell schob ich den Gedanken beiseite. Jahrelang hatte ich alles hingenommen, mich nicht gewehrt. Der Hass hatte sich in mir aufgestaut. Diesen Hass wollte ich nun loswerden. Und Ciel und Sebastian waren mein Ziel. Ich ging zu Herrn Mortius und teilte ihm meine Entscheidung mit. Er lächelte. “Genau das hatte ich erwartet!“ Er organisierte eine Kutsche und wir fuhren zum Anwesen der Phantomhives, wo einige Kutschen standen. Ich erinnerte mich. Es gab ja wieder einen Ball. Noch besser. Mehr Menschen, an denen ich meine Wut auslassen konnte. Ich ging zusammen mit dem Teufel an meiner Seite zur Tür, wo Sebastian stand. Sein Blick verfinsterte sich sofort, als er uns sah. “Ich hatte Euch doch gesagt, dass Ungeziefer hier nichts zu suchen hat! Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?“
Ich lächelte. “Doch. Aber ich weiß jetzt die Wahrheit. Lügner!“, Ich sah ihn voller Hass an, “Ich befehle, töten Sie Sebastian!“
Die Augen meines Lehrers glühten auf. “Verstanden.“ Er ging auf Sebastian los, welcher wohl nicht mit einem Angriff gerechnet hatte. Ja, ich war nicht berechenbar. Meine nächsten Schritte konnte keiner voraussehen. Während die beiden Dämonen kämpften, stürmte ich ins Haus. “Ciel! Kommt her! Ich habe eine Überraschung für Euch!“ rief ich, und alle anwesenden Gäste starrten mich an, während ich mir ein zur Deko an die Wand gehängtes Schwert schnappte, ein anderes warf ich Ciel zu.
“Ich will einen anständigen Kampf! Und da es fair sein soll, werde ich keine Fäuste einsetzen!“ ich lachte, ein Lachen, das nach mir klang, aber wohl nicht mehr ich war. Entsetzt wichen die anderen Gäste zurück. Auch Ciel schien aufgebracht. “Was soll das denn!? Ihr seid es doch, die sich gegen mich gewendet hat! Könnt Ihr überhaupt mit dem Schwert kämpfen!?“
“Finden wir's raus!“ Ich spürte die Wut, den Hass, in Wellen durch mich hindurchströmen, und stürmte mit einem wütenden Aufschrei auf Ciel zu, welcher meinen Schlag geschickt abwehrte.
“Ihr meint es also ernst...“ zischte er bedrohlich. Sekunden später klirrten die Schwerter immer wieder gegeneinander, ich versuchte, Ciel zu treffen, während dieser nur abwehrte. Er schien Angst zu haben, ein Mädchen anzugreifen. Ich lachte. “Feigling!“ Die Gäste sahen, teils fasziniert, teils verängstigt zu, wie Ciel und ich uns duellierten, ich schien das Schwert wohl besser als gedacht zu führen. “ICH WERDE EUCH TÖTEN, CIEL!!! UND ALLE HIER ANWESENDEN!!!“ //Nein!// rief mich eine innere Stimme zurück, doch ich ignorierte sie. Alles in meinem Blickfeld war außer Sichtweite, ich sah nur noch Ciel vor mir. Dann griff er doch an. Ich versuchte, die Scharfe Klinge abzuwehren, aber zu spät. Das Schwert hatte sich tief zwischen meine Rippen gebohrt. Ich ließ meine Klinge fallen und sackte zu Boden, während mein Blut sich über den Boden ergoss. “Nein... noch ist es nicht vorbei...“ Ich ließ nicht zu, dass ich komplett fiel. Das konnte ich einfach nicht. Plötzlich ein Aufschrei von draußen. Mein Blick wanderte zur geöffneten Eingangstür. Herr Mortius sackte in sich zusammen, Sebastian hatte ihn besiegt. “Ich ergebe mich! Aber bitte, töten Sie mich nicht! Ich bin der einzige, der Olivia nach Hause bringen kann! Ich bin ein Zeitwanderer!“
Ich war nicht überrascht, ich wusste es ja mehr oder weniger bereits. Ciel und Sebastian konnten jedoch ihre Überraschung nicht verbergen. Mir stiegen Tränen in die Augen. Während ich weiterhin mein Blut auf dem Boden sah, wurde ich wieder ruhiger und realisierte allmählich, was ich getan hatte. Es war, als würde ich aus einer Art Trance aufwachen. Ich fing hemmungslos an zu weinen.
“Hilft mir doch einer!! Ich kann nicht mal mehr sagen, wer ich bin! Ich habe mich so tief sinken lassen!“
Stille. Keiner von den Anwesenden schien sich sicher zu sein, was genau hier los war. Dann trat jemand aus der Menschenmenge. Lizzy. Sie kam zu mir, hockte sich zu mir und nahm mich in den Arm.
“Ich weiß nicht, was genau hier los ist...“, sie wirkte sehr verunsichert, “Aber ich weiß, dass Ihr ein gutes Herz habt.“
Wieder schluchzte ich laut. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, danach war wieder alles weg.

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