Lichtblick?

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Am nächsten Morgen, beim Frühstück, sah Ciel mich an. “Ich habe heute Nacht eine Menge Lärm gehört. Hattet Ihr wieder einen schlechten Traum?“
“Nein... Hat Sebastian es nicht erzählt? Jemand ist durch das Fenster in mein Zimmer gekommen, kurz nachdem ich es verlassen habe.“
Ciel verschluckte sich an dem Tee, den er gerade trank, es sah ziemlich lustig aus, aber mir war nicht nach Lachen zumute.
“Sebastian, warum hast du mir denn nichts davon gesagt!?“
“Tut mir sehr leid, Junger Herr, ich wollte es Euch eigentlich noch sagen, da ich Euch nicht direkt nach dem Aufstehen beunruhigen wollte.“
Ciel schüttelte ungläubig den Kopf. Ich stocherte lustlos in meinem Essen herum, ich merkte, dass ich immer wieder besorgte Blicke auf mich zog, doch das interessierte mich nicht. Ich stand auf und ging in den Garten, setzte mich unter das Fenster, aus dem ich mich gestern gestürzt hatte. Etwas darunter sah ich das kaputte Fenster, dort, wo mein Zimmer war. Ich weinte leise vor mich hin. Es war nicht, dass ich mich hier nicht wohlfühlte, aber trotzdem hatte ich Angst. Angst, dass die Gestalt wiederkäme, Angst vor der Ungewissheit. Ich hatte das Gefühl, langsam paranoid zu werden. Es passierte in letzter Zeit so viel. Dabei war ich noch keine drei Wochen hier. Allmählich versiegten die Tränen und ich pflückte eine Blume, drehte sie zwischen meinen Fingern gedankenverloren hin und her. Dann tauchte die Katze von letztens auf, maunzte und lief zu mir. Sie schmiegte sich schnurrend an mich, als wenn sie mich trösten wollte. Ich nahm sie hoch und setzte sie auf meinen Schoß, wo sie sich schnurrend zusammenrollte, während ich sie streichelte. Ich fühlte mich sofort ein wenig besser. Irgendwann verlor ich die Zeit aus den Augen.

Einige Stunden später saß ich immer noch auf dem Boden, die Katze schlief inzwischen, während ich sie weiter kraulte. Da kam Ciel um die Ecke. Verdammt, die Katze! Er hatte das Tier noch nicht gesehen und kam näher. Ich stand auf. “Nicht zu nah kommen!“ rief ich, doch Ciel hörte nicht auf mich. Dann stand er auch schon neben mir, die inzwischen erwachte und beleidigte Katze in den Armen. Jetzt erst bemerkte Ciel das Tier, als es schon zu spät war. Er fing an zu niesen. “Bringt das Ding weg!!“ rief er aufgebracht, während er fast durchgehend nieste. Ich setzte schnell die Katze ab, die sofort in die Büsche sprang und klopfte mir die Katzenhaare von der Kleidung. Ciels Reaktion brachte mich ein wenig zum Grinsen, er sah jedoch nicht gerade fröhlich aus. “Ich dachte, die Viecher wären endlich weg... aber nein!“ Ich unterdrückte ein Kichern. Wenn er mur wüsste, wie viele Katzen Sebastian in seinem Schrank versteckt hielt...
“Wie auch immer...“, Meinte Ciel nach einer Weile, “Ich habe ein wenig gelesen und dabei etwas interessantes gefunden, ich dachte, vielleicht könnge das ein wenig helfen.“ Er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen, also ging ich mit ihm ins Gebäude, in sein Arbeitszimmer, wo auf dem Schreibtisch ein aufgeschlagenes, dickes Buch lag. Ciel suchte eine bestimmte Stelle heraus und ich las sie mir durch. Zeitwanderer sind Menschen oder ähnliche Wesen, die durch die Zeit reisen können. Sie Zeichnen sich durch keine besonderen Merkmale aus, jedoch gibt es nur wenige von ihnen. Man weiß, dass sie manchmal durch die Zeit reisen, weiteres ist unklar.
Ich sah enttäuscht auf. “Das hilft leider nicht. Da steht ja jetzt auch kaum was an Info, also weiß wohl niemand viel darüber. Außerdem erklärt es nicht, warum ich gerade hier gelandet bin.“ Ich seufzte und ging wieder aus dem Zimmer. Ich fühlte mich immer hilfloser.

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