Als Ciel und Sebastian mir tatsächlich die erwartete Antwort gegeben hatten, brach ich in Tränen aus und weinte hemmungslos. Hatte ich jetzt alles verloren? Erst mein Glück, dann meine guten Noten, und letztendlich alles was mir wichtig war? Ciel nahm mich in den Arm, ich heulte an seiner Schulter weiter, konnte mich aber nicht beruhigen, auch wenn ich erstaunt war, dass gerade Ciel jetzt auf mich zu kam und mich zu trösten versuchte, was mich unverständlicherweise noch mehr zum Weinen brachte. Eine ganze Weile heulte ich mich noch aus, dann beruhigte ich mich irgendwann wieder und Ciel ließ mich wieder los. Ich sah niedergeschlagen zu Boden. Auch wenn ich schon vorher gewusst hatte, dass vielleicht keine Möglichkeit gäbe, hier wegzukommen, ich hatte all die Tage gehofft und gebetet. Alles umsonst. Ich saß in einer fiktiven Welt fest, ohne eine Möglichkeit, allen die ich liebte, zu sagen, dass es mir gut ging. Ich schämte mich dafür, aus diesem verdammten Fenster gesprungen zu sein, mein Hass auf Vincent und die anderen bündelte sich. Es war doch alles nur seine Schuld. Oder? Ich sah nicht vom Boden auf. Vielleicht hatte ich selbst zu verantworten, dass ich mich all die Jahre hatte rumschubsen lassen, dass ich mich bis vor zwei Jahren nie richtig zur Wehr gesetzt hatte. Ich hatte vor ein paar Tagen das erste Mal zugeschlagen. Mich zu wehren hatte sich nicht falsch angefühlt, sich zu wehren. Aber irgendwie machte es mich auch... aggressiver... provokanter... nein... es machte mich zu einer von ihnen! Warum fiel mir das erst jetzt auf, jetzt, nachdem ich wohl nie wieder zurückkonnte, mit ihnen auch nur noch ein Wort wechseln konnte? Ich war verzweifelt, am Boden zerstört. So gerne wollte ich noch einmal alle mir wichtigen Menschen in die Arme schließen, unwillkürlich griff ich mit der Hand in die Luft, als wolle ich mich an irgendetwas festhalten. Ciel und Sebastian sahen mir nur zu, dann tippte Sebastian mir auf die Schulter. Erschöpft und mit verweinten Augen sah ich zu ihm hoch. “Ich denke, Ihr solltet Euch ein wenig ausruhen, und wir sprechen später weiter.“ Ciel nickte zustimmend. “Ich habe sowieso noch zu tun, und wahrscheinlich können wir alle besser denken, wenn die Lage nicht so... hoffnungslos erscheint.“ Mitleidig sah er mir in die Augen, ich sah bestimmt aus wie ein Häufchen Elend, wenn ich von Ciel so einen Blick bekam. Ich nickte, stand auf und trottete auf wackligen Beinen, gestützt an Sebastian, in mein Zimmer, wo ich mich alleine auf's Bett setzte. Eine ganze Weile dachte ich noch nach, legte mich dann irgendwann hin und schlief ein.

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Lost
FanfictionOlivia, ein depressives Mädchen, das von ihren Klassenkameraden gemobbt wird, will das Leben hinter sich lassen und sich umbringen. Bei dem Versuch landet sie jedoch auf den Anwesen der Phantomhives, im 19. Jahrhundert...