Verbannt

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Die folgenden Tage ließ Sebastian mich kaum aus den Augen, entweder hatte Ciel ihn beauftragt, mich im Auge zu behalten, was mir sehr wahrscheinlich vorkam, oder er hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht. Herr Mortius, der Lehrer, mit dem ich den Vertrag abgeschlossen hatte, konnte sich nur schwer mit mir in Kontakt setzen, was mich ziemlich nervte. Ich versuchte, Sebastian aus dem Weg zu gehen, doch es half nichts. Er war ständig in meiner Nähe. Und seinem Blick nach zu urteilen, schien er zu ahnen, dass etwas anders war. Er schien außerdem zunehmend zu bemerken, dass seine bloße Anwesenheit mich immer mehr nervte, irgendwann kam er auf mich zu. “Stimmt etwas nicht? Ihr seht nicht gerade glücklich aus.“ Er lächelte Freundlich, doch seufzte nur entnervt und ging schnell in den Garten, wo ich mich hinsetzte. Es regnete, doch das war mir egal. Dann sah ich jemanden zwischen den Bäumen. Herr Mortius. Ich sah mich kurz um, Sebastian schien mir nicht gefolgt zu sein, also ging ich zu dem anderen Teufel.
“Was machen Sie hier, wenn Sebastian Sie erwischt, dann habe ich ein Problem!“ zischte ich genervt.
“Wenn ich wen erwische?“ Plötzlich stand Sebastian hinter mir und sah mich kühl an.
Herr Mortius trat aus den Schatten, und Sebastian wandte sich ihm zu.
“Luceat Mortius, ich hätte es wissen müssen. Sie suchen sich also immer noch die bereits geschwächten Opfer?“
Sein gegenüber grinste. “Sie können eh nichts mehr tun. Sie hat sich für mich entschieden. Für ihren Lehrer und Retter!“
Sebastians Augen weiteten sich kurz überrascht. Er drehte sich zu mir. “Ihr habt also den Schutz den wir Euch gaben aufgegeben, für einen verlogenen Teufel wie ihn?“ Er verzog  wütend das Gesicht. “Unglaublich...“
Herr Mortius lachte Sebastian höhnisch aus.
Ich sah von einem zum anderen, dann trat ich vor meinen Lehrer. “Ja, ich habe mit ihm einen Vertrag geschlossen, aber ich vertraue ihm auch! Er unterrichtet mich zuhause, in der Schule. Und er hat versprochen, mich nach Hause zu bringen. Und sich darum zu kümmern, dass meine Klassenkameraden mir nichts mehr anhaben können! Wenn du ihn nicht hier haben willst, dann musst du mich auch weg schicken!“
Sebastian seufzte und sah mich kalt an. “Dann nehmt Eure Sachen und Verschwindet... Ungeziefer wie Luceat will der Junge Herr hier nicht haben.“
Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hatte hier Wochenlang gewohnt, hatte so eine schöne Zeit hier verbracht. Und nun wurde ich regelrecht verbannt, weil ich mit einem Teufel ein Bündnis eingegangen war. Trotzig nickte ich, marschierte ins Gebäude, packte meine Sachen und verließ das Haus. Herr Mortius und Sebastian standen schweigend nebeneinander, den beiden schien die gute Laune vergangen zu sein, wie mir. Sebastian begleitete uns noch bis zum Rand des Anwesens, dann verabschiedete er sich gezwungenermaßen höflich von uns, jedoch sah ich die Wut in seinen Augen. Dann ließ er uns allein. Er ließ mich zurück. Innerhalb von ein paar Minuten hatte ich alles verloren, was mir so sehr ans Herz gewachsen war. Als Sebastian außer Hörweite war, brach ich unter Tränen auf dem Boden zusammen. Herr Mortius nahm mich tröstend in den Arm, dann brachte er mich in das nächstgelegene Hotel.

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