Es vergingen einige ruhige Wochen, ich hatte mich inzwischen gut auf dem Phantomhive Anwesen eingelebt und fand mich zwischen den Gängen immer besser zurecht. Inzwischen hatte ich meine alten Klamotten mehr oder weniger in einen Schrank verbannt und fing an, die Kleider und Schuhe zu tragen, die mir zur Verfügung gestellt wurden, ich passte mich langsam der Zeit an. Ich verbrachte viel Zeit in der Bibliothek des Hauses, las die Bücher oder schrieb selbst kleine Texte und Gedichte. Da in einigen Wochen wieder ein Ball stattfinden sollte, hatte ich von Sebastian Tanzunterricht bekommen, und, wenn ich mich selbst loben darf, ich tanzte viel besser als Ciel! Schon nach einigen Stunden schaute ich nicht mehr auf meine Füße und konnte mit Sebastian quer durch den Raum tanzen, ohne einmal auf den Boden zu sehen. Das kam wohl vom Ballettunterricht, den ich zuhause immer besucht hatte. Auch hier finf ich inzwischen an, zu tanzen, erfand eigene Choreografien, die manchmal etwas merkwürdig aussahen, doch ich drückte damit meine Gefühle aus.
Lizzy besuchte uns ab und zu und brachte mir manchmal kleine Geschenke mit, meistens ein wenig Schmuck, den ich gerne trug.
Ich saß an diesem Tag mit einem Buch im Garten und blätterte gedankenverloren darin herum, als ich ein Geräusch hörte. Hatte zwischen den Bäumen ein Zweig geknackt? Wahrscheinlich nur ein Eichhörnchen oder so. Ich sah gar nicht erst auf. Dann sah ich aus dem Augenwinkel etwas an mir vorbei huschen, diesmal sah ich auf, konnte jedoch nichts entdecken. Wieder schob och es auf irgendein Tier. Ich widmete mich wieder meinem Buch, als mir plötzlich von hinten ein Tuch vors Gesicht gehalten wurde. Ich riss entsetzt sie Augen auf. Das musste Chloroform sein, das Zeug von dem alle immer bewusstlos wurden, ich hatte im Fernsehen genug Krimis gesehen, um das Zu wissen. Dann kippte ich zur Seite weg.Als ich benommen aufwachte, saß ich in einem dunklen Raum. Ich war noch etwas durcheinander, aber sofort schoss mir durch den Kopf was passiert war, kurz bevor ich weggetreten war. Ich erwartete, gefesselt zu sein oder sonst was, aber das war nicht der Fall. Ich setzte mich verwirrt auf dem kalten, schmutzigen Boden auf. Dann erklang hinter mir eine raue Stimme. “Auge um Auge, Zahn um Zahn... Endlich gehört deine Seele mir!“ Ich drehte mich um und erkannte in dem spärlichen Licht eine wohl ältere Gestalt, seine Augen leuchteten rot und seine Pupillen waren wie Schlitze geformt. Ein Teufel. Ich bekam Angst, sprang auf und drängte mich an eine wand. Meine Hand ertastete eine Klinke. Eine Tür? Ich drückte sie runter, und die Tür ging auf. Der Teufel folgte mir langsam. “Du kannst versuchen zu fliehen, aber das wird dir nichts bringen! Das hier ist mein Zuhause, und du wirst dich nicht zurechtfinden.“ Er lachte höhnisch.
Ich rannte so schnell ich konnte, stolperte jedoch über etwas und schlug mir beim Fall heftig das Knie auf. Es blutete kräftig, und normalerweise wäre ich nicht mehr aufgestanden, doch in meiner Panik rappelte ich mich auf und humpelte weiter, zog mich hektisch eine Treppe hoch. Der Dämon folgte mir immer noch.
“Wenn ich dich doch schon in der einen Nacht erwischt hätte, aber ich war zu unvorsichtig...“ Er lachte, mir stiegen Tränen in die Augen. So sollte es also enden? Ein Teufel sollte meine Seele essen? Wieder fiel ich, aber von dem Gehüpfe hatte ich nicht mehr die Kraft, aufzustehen, und sah mit vor Entsetzen großen Augen zu, wie der Dämon mir immer näher kam. Ich schloss meine Augen und hielt meine Arme scchützend über mich, kauerte mich zusammen, als etwas an mir vorbei rauschte. Ich öffnete die Augen und erkannte Silberbesteck, das dem Teufel in der Schulter steckte. Ich wusste sofort woher es kam, drehte mich zu ihm um und rief “Sebastian!“ Ich war zugleich erleichtert und komplett verängstigt.
Sebastian lächelte mich kurz freundlich an, dann fing er an, den anderen zu bekämpfen, der inzwischen wütend schrie. Ciel eilte zu mir.
“Geht es Euch gut? Könnt Ihr aufstehen?“ Er betrachtete mein Bein, und ich schüttelte den Kopf. Ciel nickte knapp, hakte sich unter meiner Schulter ein und half mir aus der Gefahr, gemeinsam mit ihm hüpfte ich angestrengt die Treppe hoch. Unten hörte man die beiden Teufel kämpfen. Ciel riss sich seine Augenklappe vom Gesicht und rief: “Sebastian, ich befehle dir, töte ihn!“ Dabei leuchtete das Zeichen auf seinem Auge auf. “Sehr wohl, Junger Jerr!“ Kam es von dem Butler, und man hörte noch viele Schläge, es roch überall nach Blut, wahrscheinlich von meinem aufgeschlagenen Knie. Da wir gerade saßen, hatte ich schnell einen Streifen Stoff von meinem Kleid abgerissen und verband mir damit provisorisch das Knie, Ciel, der gerade noch Sebastian den Befehl gegeben hatte, wandte sich nun mir zu und half mir. Unten hörte man plötzlich einen gurgelnden Schrei, dann eine Stimme, die schrie:“Auge um Auge, Zahn um Zahn!“ Schließlich fiel etwas plump zu Boden. Kurz danach tauchte Sebastian auf, überall mit Blut bespritzt, er selbst hatte auch ein wenig abbekommen.
Er deutete lächelnd eine Verbeugung an. “Er ist tot, wie Ihr wolltet.“ Dann sah Sebastian mich an.
“Entschuldigt bitte, dass Ihr so lange warten musstet, ich hatte heute nicht mit einer Entführung gerechnet.“ Ich sah, dass er etwas sarkastisch grinste.
Schnell halfen die beiden mir die Treppe hoch und aus dem Gebäude, das mitten im Wald, als Baum getarnt stand, und wir kehrten zum Anwesen zurück, Sebastian sich ordentlich um mein verletztes Knie kümmerte, danach ging ich erschöpft schlafen.
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Lost
FanficOlivia, ein depressives Mädchen, das von ihren Klassenkameraden gemobbt wird, will das Leben hinter sich lassen und sich umbringen. Bei dem Versuch landet sie jedoch auf den Anwesen der Phantomhives, im 19. Jahrhundert...